Vergebung
örtlichen Lebensmittelgeschäft stehen, rief in Landsort an und buchte sich ein Zimmer im Lotsenhäuschen. Landsort lag am Ende der Welt, und nur wenige Menschen würden ihn dort vermuten. Er buchte das Zimmer gleich für zwei Wochen.
Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Wenn er die letzte Fähre erreichen wollte, musste er sich jetzt beeilen und so schnell nach Hause fahren, wie es ihm sein schmerzender Rücken erlaubte. In der Küche vergewisserte er sich, dass die Kaffeemaschine aus war, dann ging er in den Korridor, um seinen Koffer zu holen. Dabei warf er zufällig einen Blick ins Wohnzimmer und blieb verblüfft stehen.
Erst verstand er nicht recht, was er da sah.
Die Deckenlampe war auf geheimnisvolle Art und Weise abgenommen und aufs Sofa gelegt worden, stattdessen hing nun ein Seil an dem Haken in der Decke, direkt über einem Hocker, der sonst immer in der Küche stand.
Verständnislos sah Björck die Schlinge an.
Dann hörte er eine Bewegung hinter sich und spürte, wie ihm die Knie weich wurden.
Langsam drehte er sich um.
Es waren zwei Männer um die 35. Björck bemerkte, dass sie südländisch aussahen. Zu einer Reaktion war er nicht mehr imstande, als sie ihn sanft unter die Arme fassten und rückwärts bis zu dem Hocker führten. Als er schließlich versuchte, Widerstand zu leisten, fuhr ihm der Schmerz durch den Rücken wie ein Messer. Er war fast wie gelähmt, als er merkte, wie sie ihn auf den Hocker hoben.
Jonas Sandberg war in Gesellschaft eines 49-jährigen Mannes, der den Spitznamen Falun trug und in seiner Jugend professioneller Einbrecher gewesen war, bis er auf Schlosser umgeschult hatte. Hans von Rottinger hatte Falun 1986 für eine Operation engagiert, bei der die Türen zur Wohnung einer anarchistischen Vereinigung aufgebrochen werden mussten. Danach wurde Falun bis Mitte der 90er-Jahre in regelmäßigen Abständen für diese Art Operationen angeheuert. Fredrik Clinton hatte die Verbindung an diesem Morgen wiederbelebt und Falun für einen Auftrag engagiert, der ihm 10 000 Kronen für eine Arbeit von vielleicht zehn Minuten einbrachte. Im Gegenzug hatte er sich jedoch verpflichten müssen, nichts aus der entsprechenden Wohnung zu entwenden, denn trotz allem war die Sektion ja keine kriminelle Vereinigung.
Falun wusste nicht genau, wen Clinton repräsentierte, doch er nahm an, dass er irgendetwas mit dem Militär zu tun hatte. Schließlich hatte er auch die Bücher von Jan Guillou gelesen. Er stellte keine Fragen. Aber nach so vielen Jahren des Schweigens seiner Auftraggeber machte es ihm wirklich Spaß, mal wieder so eine Aufgabe zu übernehmen.
Sein Job bestand darin, die Tür zu öffnen. Er war Experte für Einbrüche und hatte sein Profi-Pickset dabei. Trotzdem brauchte er ganze fünf Minuten, das Schloss von Mikaels Wohnung zu öffnen. Danach wartete Falun unten im Treppenhaus, während Jonas Sandberg über die Schwelle schritt.
»Ich bin drin«, sagte Sandberg in sein Freisprechtelefon.
»Gut«, erwiderte Clinton, der einen Kopfhörer im Ohr hatte. »Schön ruhig und vorsichtig. Beschreib mir, was du siehst.«
»Ich bin jetzt im Flur, rechts ist eine Garderobe und eine Hutablage, links das Badezimmer. Ansonsten besteht die Wohnung aus einem einzigen großen Raum von ungefähr 50 Quadratmetern. Rechts ist noch eine kleine Barküche.«
»Steht da irgendwo ein Schreibtisch oder …«
»Sieht so aus, als würde er am Küchentisch oder auf dem Wohnzimmersofa arbeiten … warte mal.«
Clinton wartete.
»Ja. Hier liegt ein Ordner auf dem Küchentisch, da ist Björcks Bericht drin. Scheint mir das Original zu sein.«
»Gut. Liegt sonst noch was Interessantes auf dem Tisch?«
»Bücher. P. G. Vinges Memoiren. Machtkampf um die SiPo von Erik Magnusson. Ein halbes Dutzend Bücher in der Richtung.«
»Irgendein Computer?«
»Nein.«
»Ein Tresor vielleicht?«
»Nein … nicht, soweit ich das erkennen könnte.«
»Okay. Lass dir Zeit. Geh die Wohnung Meter für Meter durch. Mårtensson hat gemeldet, dass Blomkvist immer noch in der Redaktion ist. Du hast doch Handschuhe an, oder?«
»Selbstverständlich.«
Marcus Erlander ging geradewegs in Lisbeth Salanders Zimmer, streckte Annika Giannini die Hand entgegen und stellte sich vor. Danach begrüßte er Lisbeth und fragte sie, wie es ihr gehe. Lisbeth Salander schwieg. Dann wandte er sich wieder an Annika Giannini.
»Ich muss Sie bitten, mir ein paar Fragen zu beantworten.«
»Bitte.«
»Können Sie mir
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