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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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hat.«
    »Ich will Kopien von diesen Briefen.«
    »Von der SiPo?«
    »Ja, zum Teufel. Fahr nach Stockholm, und hol sie persönlich ab, wenn’s sein muss. Wenn ich aufs Revier zurückkomme, will ich sie auf meinem Schreibtisch haben. Das wäre dann in ungefähr einer Stunde.«
    Er überlegte kurz und fragte dann noch:
    »Und die SiPo hat dich also angerufen?«
    »Ja, wie gesagt.«
    »Ich meine, sie haben dich angerufen und nicht umgekehrt?«
    »Ja. Genau.«
    »Okay«, sagte Marcus Erlander und schaltete sein Handy aus.
    Er fragte sich, was in die SiPo gefahren sein mochte, dass sie aus freien Stücken Kontakt mit der Polizei aufnahm. Normalerweise war es so gut wie unmöglich, einen Ton aus ihnen herauszubekommen.
     
    Wadensjöö riss erregt die Tür zu dem Zimmer auf, das Fredrik Clinton benutzte, wenn er sich ausruhen wollte. Clinton setzte sich vorsichtig auf.
    »Was zur Hölle geht hier eigentlich vor?«, rief Wadensjöö. »Gullberg hat Zalatschenko ermordet und sich danach selbst in den Kopf geschossen.«
    »Ich weiß«, erwiderte Clinton.
    »Du weißt?«, schrie Wadensjöö.
    Er war knallrot im Gesicht und sah aus, als würde er jeden Moment einen Gehirnschlag erleiden.
    »Verdammt, er hat sich selbst in den Kopf geschossen. Er hat versucht, Selbstmord zu begehen. Ist er jetzt völlig durchgedreht?«
    »Er lebt also noch?«
    »Momentan ja, aber er hat massive Gehirnschäden.«
    Clinton seufzte.
    »Ein Jammer«, sagte er traurig.
    »Ein Jammer?!«, japste Wadensjöö. »Gullberg ist geisteskrank. Verstehst du denn nicht, was …«
    Clinton schnitt ihm das Wort ab.
    »Gullberg hat Krebs im Endstadium und hatte bestenfalls noch ein paar Monate zu leben.«
    »Krebs?«
    »Diese Waffe trägt er schon seit einem halben Jahr mit sich herum. Er war fest entschlossen, sie zu benutzen, bevor die Schmerzen unerträglich würden oder er die Demütigung erleben müsste, ein hilfloser Pflegefall zu werden. Jetzt konnte er seinen letzten Einsatz für die Sektion damit verbinden. Es war ein großer Abgang.«
    Wadensjöö war sprachlos.
    »Du wusstest, dass er Zalatschenko umbringen wollte?«
    »Selbstverständlich. Sein Auftrag lautete, dafür zu sorgen, dass Zalatschenko niemals auspacken kann. Und wie du weißt, konnte man diesem Mann weder drohen noch vernünftig mit ihm reden.«
    »Aber geht dir denn nicht in den Kopf, was für ein Skandal das werden könnte? Bist du etwa genauso bescheuert wie Gullberg?«
    Clinton stand mühsam auf. Er sah Wadensjöö direkt in die Augen und gab ihm einen Stapel Faxkopien.
    »Es war eine operative Entscheidung. Ich trauere um meinen Freund, aber ich werde ihm ja wahrscheinlich bald nachfolgen. Was den Skandal betrifft … ein ehemaliger Anwalt für Steuerrecht hat offensichtlich geisteskranke und paranoide Briefe an Zeitungen, Polizei und Justizministerium geschrieben. Hier hast du ein paar Beispiele dieser Briefe. Gullberg beschuldigt Zalatschenko aller möglichen Verbrechen, vom Palme-Mord bis zum Versuch, die ganze schwedische Bevölkerung mit Chlor zu vergiften. Die Briefe sind eindeutig geistesgestört, teilweise in unleserlicher Handschrift abgefasst und voller Großbuchstaben, Unterstreichungen und Ausrufezeichen. Gefällt mir richtig, wie er da die Ränder vollgekritzelt hat.«
    Wadensjöö las die Briefe mit wachsender Verwunderung. Er fasste sich an die Stirn. Clinton beobachtete ihn.
    »Egal was passiert, Zalatschenkos Tod wird nicht mit der Sektion in Verbindung gebracht werden. Der Täter war ein verwirrter Rentner, der an Altersdemenz litt.«
    Er legte eine Pause ein.
    »Das Wichtigste ist jetzt, dass du nicht aus der Reihe tanzt und das Spiel mitspielst. Don’t rock the boat .«
    Er sah Wadensjöö eindringlich an.
    »Du musst begreifen, dass die Sektion die Speerspitze der schwedischen Landesverteidigung ist. Wir bilden die hinterste Linie. Unser Job ist es, über die Sicherheit dieses Landes zu wachen. Alles andere ist unwichtig.«
    Wadensjöö warf Clinton einen zweifelnden Blick zu.
    »Wir sind die, die es gar nicht gibt. Wir sind die, denen niemand dankt. Wir sind die, die Entscheidungen treffen, die niemand anders treffen mag … am allerwenigsten die Politiker.«
    Als er das letzte Wort aussprach, nahm seine Stimme einen verächtlichen Ton an.
    »Tu, was ich sage, dann überlebt die Sektion vielleicht. Aber dafür müssen wir Entschlossenheit und Härte zeigen!«
    Wadensjöö spürte, wie seine Panik wuchs.
    Fieberhaft schrieb Henry Cortez alles mit, was auf der

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