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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Reichstagsmitglieder kaum Einsicht in die Tätigkeit der SiPo, und nicht einmal der vom Ministerpräsidenten eingesetzte Sonderermittler hatte größere Vollmachten. Armanskij hatte sich Carl Lidboms Buch Ein Auftrag von Mikael ausgeliehen und hatte es mit wachsendem Staunen gelesen. In den USA wären zwei Handvoll führende SiPo-Mitarbeiter sofort wegen Behinderung der Demokratie verhaftet worden und hätten sich vor einem öffentlichen Ausschuss im Kongress verantworten müssen. Doch in Schweden waren sie anscheinend unantastbar.
    Der Fall Lisbeth Salander zeigte, dass in dieser Organisation etwas faul war, doch als Mikael Blomkvist kam und ihm ein abhörsicheres Handy überreichte, war Dragan Armanskijs erste Reaktion gewesen, den Journalisten für paranoid zu halten. Erst als er sich mit den Details beschäftigt und Christer Malms Bilder genau angesehen hatte, musste er widerwillig zugeben, dass Blomkvist allen Grund für seinen Verdacht hatte. Was nichts Gutes verhieß, sondern vielmehr andeutete, dass die Verschwörung, der Lisbeth Salander vor fünfzehn Jahren zum Opfer fiel, kein Zufall war.
    Es kam einfach zu viel zusammen, als dass es noch Zufall hätte sein können. Zalatschenko mochte ja durchaus von einem verrückten Rechthaber ermordet worden sein. Aber nicht, wenn gleichzeitig Mikael Blomkvist und Annika Giannini das Dokument gestohlen wurde, das den Grundstein für jede Beweisführung darstellte. Es war das reinste Elend. Und dann hatte auch noch Kronzeuge Gunnar Björck nichts Besseres zu tun, als sich aufzuhängen.
    »Okay«, sagte Armanskij und sammelte die Blätter von Mikaels Dokumentation wieder zusammen. »Sind wir uns einig, dass ich das hier an meine Kontaktperson weitergebe?«
    »Ist sie absolut vertrauenswürdig?«
    »Ich weiß, dass es eine Person mit hoher Moral und demokratischem Lebenswandel ist.«
    »Innerhalb der SiPo?« In Mikael Blomkvists Stimme schwang deutlicher Zweifel mit.
    »Wir müssen uns da einig sein. Sowohl Holger Palmgren als auch ich haben Ihren Plan akzeptiert und arbeiten mit Ihnen zusammen. Aber ich verlange, dass wir das nicht völlig im Alleingang machen. Wir müssen Verbündete im bürokratischen Apparat finden, wenn das hier nicht ein Ende mit Schrecken nehmen soll.«
    »Einverstanden«, sagte Mikael widerwillig. »Obwohl ich sonst nie Informationen über eine Story rausgebe, bevor sie veröffentlicht wurde.«
    »Aber das haben Sie in diesem Fall doch längst getan. Sie haben bereits Ihre Schwester, Palmgren und mich informiert.«
    Mikael nickte.
    »Und das haben Sie getan, weil Sie begreifen, dass diese Angelegenheit weit mehr ist als nur eine Schlagzeile in Ihrer Zeitschrift. In diesem Fall sind Sie kein objektiver Reporter mehr, sondern selbst ein Akteur im weiteren Verlauf der Ereignisse.«
    Mikael nickte erneut.
    »Und als Akteur brauchen Sie Hilfe, wenn Sie Ihre Ziele erreichen wollen.«
    Doch Mikael hatte weder Armanskij noch seiner Schwester die ganze Wahrheit erzählt. Noch gab es Geheimnisse, die er nur mit Lisbeth Salander teilte. Er schüttelte Armanskij die Hand.

9. Kapitel
    Mittwoch, 4. Mai
    Drei Tage nachdem Erika offiziell als neue Chefredakteurin bei der SMP angefangen hatte, starb gegen Mittag der scheidende Chefredakteur Håkan Morander. Er hatte den ganzen Morgen in seinem Glaskasten gesessen, während Erika eine Sitzung mit der Sportredaktion abhielt, weil sie die Mitarbeiter begrüßen und sich ansehen wollte, wie sie arbeiteten. Redaktionssekretär Fredriksson war 45 Jahre alt und erst seit vier Jahren dabei. Er war verschwiegen, rundum kompetent und angenehm im Umgang, und Erika hatte bereits beschlossen, sich zum Großteil auf Fredrikssons Kenntnisse zu stützen, wenn sie das Kommando ganz übernahm. Sie verbrachte viel Zeit damit, einzuschätzen, wem sie vertrauen konnte und wen sie sofort in ihr neues Regime einbinden wollte. Fredriksson war definitiv ein Kandidat. Als sie von der Sitzung zurückkamen, sahen sie Håkan Morander aufstehen und auf die Glastür zugehen.
    Er sah verblüfft aus.
    Dann fiel sein Oberkörper jäh nach vorn, er stützte sich noch ein paar Sekunden an der Rückenlehne eines Bürostuhls ab und fiel dann zu Boden.
    Er war tot, bevor der Notarzt eingetroffen war.
    Am Nachmittag herrschte eine verwirrte Stimmung in der Redaktion. Aufsichtsratsvorsitzender Borgsjö kam um zwei Uhr und versammelte die Mitarbeiter zu einer kurzen Gedenkminute. Er sprach darüber, wie Morander seine letzten fünfzehn Jahre der Zeitung

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