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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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Schlüssel verloren, und der Schlüsseldienst hatte kommen
müssen. Das ist ja scheißteuer. Da hat Erik uns von dem Trick mit der
Scheckkarte erzählt, und es hat funktioniert.«
    »Wer war an dem Tag dabei? War Kristian Mathiesen auch da?«, fragte
Rebekka und versuchte, unbefangen zu klingen. Mia nickte eifrig.
    »Alle waren da. Ich, Katja, Anna, Kenneth, Kristian, Erik und seine
Eltern, Jane und John«, erklärte sie.
    Rebekka ballte triumphierend die Hände und sah Mia ruhig an.
    »Wie hat Katja auf Annas Tod reagiert?«, fuhr sie fort.
    »Sie hatte Angst, genau wie ich. Sie konnte nicht verstehen, was
passiert war, dass Anna für immer weg ist. Mir geht es genauso, und jetzt ist
auch Katja tot und ich bin ganz allein.« Große Tränen liefen ihre runden Wangen
hinunter und hinterließen dunkle Flecken auf der Decke.
    Plötzlich stand Teit Jørgensen in der Tür. Rebekka trat schnell zu
ihm.
    »Hat sie etwas Wichtiges zu sagen?«, fragte er und nickte in Mias
Richtung.
    Rebekka schüttelte den Kopf.
    »Leider nein. Aber es war nicht schwer, in die Wohnung zu kommen.
Die Haustür ist nicht verschlossen, und Mia hat mir gerade erzählt, dass man
die Wohnungstür leicht mit einer Scheckkarte öffnen kann. Den Trick hat Erik
Mathiesen den Mädchen vor ungefähr einem Monat gezeigt, und seine ganze Familie
war auch dabei«, sagte Rebekka und seufzte tief.
    »Dem sollten wir nachgehen«, sagte Teit Jørgensen ernst, »und bis
wir Genaueres wissen, betrachten wir Katjas Tod als einen verdächtigen
Todesfall. Haben Sie sich übrigens ihr Zimmer angesehen? Es ist total durchwühlt,
als hätte jemand nach etwas gesucht.«
    »Was ist mit ihrem Handy?«, unterbrach ihn Rebekka. »Mia, wissen Sie
Katjas Handynummer?«
    »21 90 67 77.«
    Rebekka zog ihr Handy aus der Tasche und tippte die Nummer ein. Die
Verbindung wurde aufgebaut, und beide lauschten auf einen Klingelton. Es war
keiner zu hören. Der Täter hatte das Handy vermutlich mitgenommen, obwohl es
auch ausgeschaltet irgendwo in der Wohnung liegen konnte.
    Thorkild Thøgersen tauchte brummelnd in der großen Diele auf und sah
sie beide müde an.
    »Was für eine Bescherung«, murmelte er und trottete ins Badezimmer
zu Katja.
    »Die technische Abteilung ist unterwegs. Ich bleibe hier, bis sie
kommen«, sagte Teit Jørgensen.
    »Gut, Mias Eltern müssen benachrichtigt werden, damit sie sie holen,
und Katjas Eltern natürlich auch.«
    Teit Jørgensen nickte finster.
    »Das mache ich mit Susanne«, sagte er.
    Rebekka ging zurück zu Mia, deren Wangen ein wenig Farbe angenommen
hatten.
    »Mia, haben Sie und Katja darüber geredet, wer Anna umgebracht haben
könnte?«
    »Doch bestimmt niemand, den wir kennen?« Mia sah Rebekka fragend an.
    »Leider kennen die meisten Mordopfer ihren Mörder. Meistens sogar
ziemlich gut.«
    Mia fuhr vor Schreck zusammen.
    »Wir waren uns ziemlich sicher, dass es Alex war. Wir hatten die
beiden ja zusammen im Jimbalaya gesehen, er schien total verrückt nach ihr zu
sein. Wir haben auch darüber gesprochen, ob es irgendein Fremder gewesen sein
könnte. Aber eigentlich haben wir sie vor allem vermisst. In den letzten Tagen
haben wir überlegt, welche Blumen auf ihren Sarg sollen. Sie hat hellrote
Kirschzweige geliebt, aber die bekommt man wohl nicht im September.«
    Die junge Frau brach schluchzend zusammen, und Rebekka hielt sie im
Arm, bis das Weinen nachließ.
    Die Wohnzimmertür ging auf, und eine sehr kräftige Frau stürmte
herein, gefolgt von einem kleineren, aber ebenso runden und sommersprossigen
Mann mittleren Alters.
    »Mia. Mia.«
    »Mama. Papa.«
    Mia befreite sich von den Decken und warf sich in die Arme ihrer
besorgten Eltern.
    »Ich habe vielleicht das Gaspedal durchgetreten«, brummte der Vater.
Dann wurde ihm klar, dass Rebekka von der Polizei war, und sein kugelrundes
Gesicht färbte sich rot. Er machte eine entschuldigende Geste.
    »Das alles hier nimmt einen schon etwas mit«, murmelte er, und
Rebekka nickte ihm freundlich zu. Dann sagte sie ernst: »Mia sollte eine Zeit
lang bei Ihnen wohnen.«
    »Hat es jemand auf unsere Tochter
abgesehen?«, fragte Mias Mutter erschrocken und drückte die Tochter noch fester
an sich.
    »Vermutlich nicht, aber wir können nicht ausschließen, dass sie in
Gefahr ist. Außerdem ist es jetzt sehr wichtig, dass sie all die Fürsorge
bekommt, die sie braucht. Falls Mia irgendwann
zurückkommt und wieder hier wohnt, empfehle ich, dass Sie eine neue Tür mit
sicheren Schlössern einbauen

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