Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergeltung am Degerloch

Vergeltung am Degerloch

Titel: Vergeltung am Degerloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
Vom Netzwerk:
verzichtet, mir die Aussichtslosigkeit des Unterfangens vor Augen zu halten. Er stapfte stoisch neben mir her wie ein Ehemann, der den Aufenthalt seiner Gattin vor den Auslagen des Juweliers nicht durch Ungeduld unnötig verlängern will. Es hatte keinen Sinn, in diesem Wald nach skelettierten Leichen zu suchen. Nicht ohne Hund. Abseits des Weges gab es nur Unterholz, Sumpf und Dreck. Dabei wusste ich genau, dass hier irgendwo eine Leiche lag. Jeden Moment konnte unter meinem Westernstiefel eine Rippe knacken.
    Wir kamen auf eine kleine Lichtung hinter dem Wildgehe ge. Am Rand der Lichtung stand ein Ansitz mit einer Holzleiter.
    Ein ideal einsames Paradies für eines Knaben Liebesspiele mit dem Messer.
    Sprühregen ging hernieder. Krk blinzelte missmutig. Ich schüttelte die Erdklumpen von meinen Stiefeln. »Jetzt brauchen wir den Kommissar Zufall.«
    »Kommissarin, bitte schön!«, sagte er.
    Ich sah das Gerippe förmlich auferstehen. Uwe musste sein Opfer entweder lebend oder tot hierher gebracht haben. Wohin sonst. Hier kannte er sich aus. Hier hatte er beim Anblick von Damwild gewichst.
    Krk setzte sich auf die unterste Sprosse der Leiter zum Ansitz und blickte treu zu mir auf. »Ich schätze, wir haben uns verirrt, Hänsel. Wo hast du deine Steinchen?«
    »Es waren Brotkrumen, die die Vögel fraßen. Und dann kamen Hänsel und Gretel zum Hexenhaus.«
    Krk stand auf, um mir seinen Platz auf der Leitersprosse einzuräumen. Ich strich ihm über den Arsch. Er fing meine Hand ab. »Lass das!«
    »Warum denn?«
    Er wehrte sich wie gegen eine feuchte Hundeschnauze, die an seinem Hosenstall schnüffelte. Der Hund wedelte arglos mit dem Schweif. Peinlichkeit allenthalben. So sah das aus, wenn jemand mit zusammengekniffenen Knien zurücksprang, die Hände vor den empfindlichen Teilen. Vielleicht hätte er ja, wäre er allein gewesen, den Köter stupsen und lecken lassen.
    Ich kicherte. Krk versuchte, der unübersichtlichen Lage Herr zu werden, wusste aber nicht, welchen Körperteil es zuvörderst zu verteidigen galt. Sollte er ärgerlich werden oder albern? Schließlich war es nass und scheußlich, gänzlich ungeeignet für gewisse Spiele.
    »Hör auf!«, sagte er. »Nicht hier und nicht so. Lisa!«
    So hatte er sich das nicht vorgestellt. Aber ich. Er musste rückwärts über einen Ast stolpern. Es brauchte ihm keinen Spaß zu machen, es musste nur peinlich sein, umso peinlicher, als er durchaus bereit war. Den Hintern im nassen Wintergras, brauchte er nichts mehr zu wollen oder nicht zu sollen.
    »Was machst du denn?«
    Da war es schon zu spät. Ich packte sein Ding aus. Es stand ordinär und feist. Den himbeerroten Pariser von Gabi drauf und dann ich. Nur die Sache mit den Hosen, die sich vor Näs se sträubten, musste noch gelöst werden, dann stand dem Ereignis nichts mehr im Wege. Krk schlug die Arme übers Gesicht. Er sah mich nicht an, und er fasste mich nicht an.
    Es war nicht zu vermeiden gewesen. Wo der Beschäler (ich) aufs heiße Weibchen (Krk) traf, musste es geschehen, und sei es im Vorgarten vor Zaungästen. Hier war niemand, aber immer noch wir, die wir uns zuschauten.
    Danach konnten wir uns erst einmal nicht in die Augen bli cken. Die Reinigung der Kleider stand an. Hosen und Jacken waren nicht mehr zu retten, wir auch nicht. Noch war nicht raus, ob wir es uns später eingestehen oder künftig voreinander verheimlichen würden. Auf dem Rückweg zum Auto suchte ich nach einem Gesprächsthema. Barockkirchen in Oberschwaben schienen mir am besten geeignet. Krk hatte dazu nichts zu sagen. Durchweicht und verschlammt kamen wir am Auto an. Für Emmas rote Ledersitze war das gar nicht gut.
    Krk feixte.
    »Wir haben es verkehrt angefangen«, sagte ich. »Wir müs sen im Berggraben beginnen, dort, wo die Magdalena wohnte.«
    Ich lenkte Emma über die alte B14 und die Panzerstraße in den Berggraben und parkte an der Lärchenstraße.
    »Fangen wir bei Uwe an. Er sieht, wie die Maria Magdale na sich gegenüber im Fensterviereck auszieht. Er findet es nicht in Ordnung, welche Manipulationen die Frau in seiner Körpermitte vornimmt. Sie ist gefährlich, zwar nicht allgemein, aber für ihn, darum allgemein. Er beobachtet sie. Eines Tages ist es so weit. Seine Mutter ist auf Verwandtenbesuch. Der Freund der Magdalena ist mit dem Motorrad unterwegs. Eine kleine Bewegung nur und ein erleuchtetes Fenster, und eine Frau ist zum Tode verurteilt.«
    Wir stiegen aus. Krk pulte sich angetrocknete Schlammknötchen vom

Weitere Kostenlose Bücher