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Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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reibt einen Zeigefinger über den anderen. »Ungezogener Junge.«
    Dave zuckt mit den Schultern.
    »Sie vertrauen auf Allah. Ich auf deutsche Technik.«
    Ein alter Trick der Special-Ops – etwas deponieren, das gefunden werden soll. Wer sucht, will auch etwas finden, und wenn er etwas gefunden hat, wiegt ihn dies in einem Gefühl trügerischer Sicherheit. Er hält die Gefahr für gebannt.
    Der Weiße übergibt Marial die Waffe, der sie in seine Jacketttasche steckt. Was Dave wiederum verrät, dass Marial der Chef der Leibwächter ist.
    »Die will ich wiederhaben«, sagt Dave.
    »Wenn wir gehen«, erwidert Dahir.
    » Ihre Männer sind bewaffnet.«
    »Freut mich, dass Sie’s zur Kenntnis genommen haben«, erwidert Dahir. »Wollen wir jetzt zum Geschäftlichen übergehen?«
    »Nicht vor Ihren Leibwächtern«, sagt Dave.
    Dahir überlegt einen Augenblick, dann sagt er: »Es ist ein schöner Tag. Meine Leute bleiben hier, wir gehen auf die Terrasse.«
    Ulrich sieht sie anrücken.
    Zwei Dreierteams überqueren den Boulevard Richtung Hotel. Eindeutig Spezialeinsatzkräfte, so wie sie in Wellen vorrücken, koordiniert, die Bewegungen mühelos, die Augen geradeaus.
    »Charlie zwei, wir kriegen Gesellschaft«, meldet er über Funk. »Sechs MAM.«
    »Ich sehe sie«, erwidert Lev. »In Bewegung.«
    Ulrich geht zum Hotel.
    Dann sieht er aus dem Augenwinkel noch etwas.
    Kaum wahrnehmbar – dem ungeübten Auge würde es verborgen bleiben.
    Auf einem Dach.
    »Bravo«, sagt Ulrich zu Alessandro. »Check drei Uhr.«
    Alessandro schwenkt sein Fernrohr auf das Gebäude rechts.
    Auf dem Dach entdeckt er ihr Spiegelbild.
    Ein Scharfschützenteam – ein Spotter und ein Shooter – haben das Hotel im Visier.
    Und von der Straße weitere feindliche Kräfte?, wundert er sich.
    Was zum Teufel ist da los?
    »Zwei MAMs«, sagt er ins Mikro. »Auf drei Uhr. Erbitte Anweisung.«
    »Ausschalten.«
    Alessandro ist bereits zum rechten Rand des Dachs gerobbt und hat die Beretta ausgerichtet, aber er bekommt die feindlichen Scharfschützen nicht richtig ins Visier. »Negativ.«
    Herrgott, denkt Donovan.
    Wir haben gedacht, wir locken sie in die Falle. Jetzt stellt sich raus, dass sie uns reinlegen wollen.
    »Abbruch«, sagt Donovan und beendet damit den Einsatz. » Sofort .«
    Michel geht erneut zum Haustelefon.
    Wählt. Lässt es zweimal klingeln.
    Dann legt er auf und wählt erneut.
    Wieder zweimaliges Klingeln.
    Das Signal für Dave und Amir zu verschwinden.
    Dave öffnet die gläserne Schiebetür und führt Dahir und Baseyew auf die Terrasse.
    »Ziel erfasst«, sagt Willem und hat Dahirs Kopf im Visier.
    »Warte«, befielt Donovan.
    Dave geht nach draußen, und Amir folgt ihm. Er macht die Tür hinter sich zu und hört nicht das Klingeln des Telefons.
    Am Ende ist das Leben dann doch kein Film.
    Im Film würde Miriam vielleicht länger durchhalten.
    Vielleicht würde sie lieber sterben, als etwas zu verraten.
    Aber Schmerz besitzt eine große Überzeugungskraft, und der Körper überredet den Geist. Er schreit ihn an, nachzugeben, aufzugeben, zu überleben, die Schmerzen zu beenden.
    Die erste Kugel ins Fußgelenk erträgt sie noch.
    Beißt die Zähne zusammen, schluchzt, saugt Luft durch die Zähne und hält auch noch nach dem zweiten Schuss durch, obwohl der zertrümmerte Knochen wie Feuer brennt. Sieliegt in Embryonalstellung auf dem Boden, in einer Blutlache, sie umklammert ihre Knöchel und hält durch.
    Aber dann sagt er: »Jetzt die Knie.«
    Er beugt sich über sie und zeigt ihr erneut das Foto. »Oder ist das Collins?«
    Sie nickt.
    »Sag es.«
    »Das ist er«, keucht Miriam. »Das ist David Collins.«
    Der Mann richtet sich auf, nickt und wählt eine Nummer.
    Dahirs Telefon klingelt.
    »Entschuldigung«, sagt er und greift in seine Tasche. Er meldet sich, lauscht eine Sekunde, dann sagt er: »Verstehe. Verstehe. Danke.«
    Er legt auf.
    Dave sieht, dass er zu einem Gebäude gegenüber blickt und fast unmerklich nickt.
    Alessandro sieht, wie der Scharfschütze den Finger anspannt.
    Von seiner Position aus kann er nicht den Scharfschützen selbst ausschalten, also zielt er auf dessen Waffe.
    »Positiv«, sagt Willem in sein Mikro.
    »Los«, sagt Donovan.
    Endlich, denkt Willem.
    Endlich darf ich abdrücken.
    Dave packt Dahir am Jackenaufschlag und schwingt ihn wie ein Schild herum. Der Schuß sprengt den vorderen Teil von Dahirs Kopf ab. Blut und Hirnmasse klatschen Dave ins Gesicht. Er wirbelt Dahir erneut herum, schleudert ihn aus dem

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