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Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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erregen. Das lange Gewand erfüllt allerdings noch einen weiteren Zweck – Michel versteckt darunter seinen FAMAS G2 Bullpup-Karabiner.
    Baseyew tritt durch die Tür.
    Zwei Männer sind bei ihm, beide weiß, ihre Funktion eindeutig an der Breite ihrer Schultern und den Auswölbungen ihrer Sakkos erkennbar.
    Sie treten zu Dahir und seinem Begleiter und gehen gemeinsam mit ihnen auf die Fahrstühle zu.
    Michel unterdrückt ein Gähnen, steht auf und geht zum Haustelefon.
    Als sich Collins meldet, sagt Michel: »Deine Gäste sind unterwegs. Plus drei.«
    »Es geht los«, sagt Dave zu Amir.
    Aber das »plus drei« macht die Sache kompliziert.
    »0,707«, sagt Alessandro und sieht auf seinen Laptop.
    »0,707 bestätigt«, erwidert Willem und visiert die Terasse an. Der Cosine Indicator gibt denselben Wert an, deshalb verlässt er sich auf die Daten. Andererseits würde er auf so kurze Distanz vermutlich auch ohne Zielfernrohr treffen.
    Die Entfernung ist ein Vorteil, der allerdings auf Kosten der ballistischen Überlegenheit geht – Scharfschützen versuchen möglichst innerhalb der effektiven Reichweite ihrer eigenen Waffen zu operieren, aber außerhalb der effektiven Reichweite des feindlichen Feuers. Doch das geht schon in Ordnung – Aziz’ Männer werden höchstwahrscheinlich nur Handfeuerwaffen oder Maschinenpistolen dabeihaben, die auf diese Entfernung chancenlos sind. Trotzdem würde Willem ihnen lieber keine Gelegenheit geben, es auszuprobieren.
    Er geht noch einmal den Gefechtsablauf durch – Dahir, Zielperson eins, zuerst; dann Baseyew, Zielperson zwei. Er fragt Alessandro: »Kannst du mir bei den ungeladenen Gästen behilflich sein?«
    Alessandro nimmt ein Beretta M501-Scharfschützengewehr aus dem Koffer, 7.62   x   51mm NATO-Patronen, Laufbeschwerer und Zielfernrohr von Zeiss.
    Ja, er kann.
    Ulrich hat kein gutes Gefühl.
    Als höchst rationaler Mensch glaubt er an Mathematik, Chemie und Physik, doch bittere Erlebnisse haben ihn gelehrt, dass man intuitive Eingebungen nicht abtun darf, denn immerhin sind sie eine Mischung aus angeborener Intelligenz und Erfahrung.
    Als er an der Ecke Passeig de Gràcia und Carrer Valencia steht, südöstlich des Hoteleingangs, trägt er eine leichte, kurze Lederjacke, die sein HK416c mit einschiebbarer Schulterstütze verbirgt. Schwarze Jeans, Nikes und eine Sporttasche runden den Look ab – ein wohlhabender Tourist im Urlaub.
    Etwas stimmt hier nicht.
    Die Zielpersonen sind eingetroffen – allerdings nur von wenigen Sicherheitskräften begleitet. Ist es das, was dir Sorgen macht?, fragt er sich. Zweifelsohne befinden sich weitere Leibwächter irgendwo unter den Passanten.
    Aber er entdeckt sie nicht.
    Das ist es also, aber das ist es nicht.
    Da ist noch was anderes.
    Aber was?
    Sie steht dort nackt und zitternd.
    Das Wasser rinnt ihr über den Körper und bildet eine Pfütze zu ihren Füßen.
    Der Mann – in schwarzem Pullover und schwarzer Hose – ist Profi, er steht einfach nur in der Tür, nah genug, um sicher zu treffen, aber zu weit entfernt, als dass sie ihn mit einem Schritt erreichen könnte.
    Mit der Linken hält er ein Handy hoch und zeigt ihr ein Foto.
    Dave Collins in einer Hotelbar.
    »Kennen Sie diesen Mann?«, fragt er. Er spricht mit osteuropäischem Akzent. Russisch ist das nicht, denkt sie, klingt aber ähnlich.
    »Kennen Sie diesen Mann?«, wiederholt er.
    Auf die Frage gibt es keine gute Antwort. Das Beste, was sie machen kann, ist, das Gespräch in die Länge zu ziehen. Mehr Informationen zu bekommen. Herauszufinden, was er weiß.
    Also sagt sie: »Keine Ahnung.«
    »Ist das Dave Collins?«
    Simon sitzt auf dem Fahrersitz des schwarzen BMW M6 Coupé. Das Lenkrad befindet sich auf der falschen Seite, aber natürlich macht ihm das nichts aus. Er ist häufig auf dem Kontinent gefahren, im Urlaub und bei der Arbeit.
    Das STOMP-Kit liegt auf dem Rücksitz, aber wie immer hofft Simon, dass alles gut geht, alles nach Plan läuft.
    Umsonst arbeiten ist ein Widerspruch in sich.
    Cody ist begeistert.
    Ein Porsche Panamera 4S.
    Okay, ein Viertürer – ein Opa-Porsche –, aber immerhin mit Achtzylinder-V-Motor mit 400 PS, 6500 rpm und einem maximalen Drehmoment von 500 Nm.
    Von Null auf hundert in fünf Sekunden.
    282 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit.
    Müsste reichen.
    Und das Ganze in todschickem Metallicblau.
    Donovan wollte irgendeine langweilige Farbe, aber Cody hatte zu Bedenken gegeben, dass ein echter Angeberschlitten viel besser mit der

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