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Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Cody. Er kennt die Gegend vom Surfen. »Da gibt’s einen Flughafen.«
    Satun ist eine kleinere Stadt weiter südlich, näher an Sumatra.
    »Oder noch besser«, fährt Cody fort, »Hat Yai.«
    Hat Yai ist eine Stadt im Süden Thailands, unweit derGrenze zu Malaysia. Dort gibt es einen Flughafen, von dem aus Gummiplantagen im gesamten Archipel angeflogen werden.
    »Wir könnten Vorräte zu den Plantagen fliegen«, schlägt Willem vor. »Das wäre glaubwürdig.«
    Donovan nimmt einen Messschieber – knapp über 740 Kilometer vom Zielgebiet entfernt.
    Die Lockheed startet also in Hat Yai, setzt das Team über dem Zielgebiet ab, und dann? Donovan bringt es auf den Punkt: »Aus einem Flugzeug kann man rausspringen, aber nicht wieder rein.« Sie brauchen also einen Platz, auf dem die C-130 landen kann, um sie wieder aufzunehmen.
    Ein kurzer Blick auf die Satellitenbilder zeigt einen alten Landeplatz sechzehn Kilometer nördlich des Zielgebiets, über den das inzwischen nicht mehr existierende Erdgasunternehmen Materialien angeliefert hatte.
    Die Lockheed könnte das Team absetzen, auf der Piste landen und dort bis zur Exfiltration warten. Zu dem Zeitpunkt dürfte das Überraschungsmoment sowieso hinfällig sein.
    »Wissen wir, in welchem Zustand sich die Piste befindet?«, fragt Dave.
    »Auf dem Foto sieht sie ganz passabel aus«, erwidert Donovan.
    »Und wenn sie’s nicht ist?«, hakt Dave nach. »Wenn die Lockheed nicht landen kann?«
    »Dann sind wir gearscht«, erwidert Donovan.
    »Und die sechzehn Kilometer vom Ziel bis zum Flugfeld müssen wir zu Fuß und möglicherweise unter Beschuss zurücklegen«, sagt Cody. »Cool.«
    Aber es gibt noch ein anderes Problem.
    Ulrich sitzt an der Förderanlage – zehn Kilometer in entgegengesetzter Richtung. Er kann unmöglich rechtzeitig zumTeam stoßen und mit den anderen über die Piste entkommen.
    Er schlägt selbst eine Lösung vor.
    »Ich komme aus der Luft«, sagt er. »Ich verschwinde durch die Luft.«
    Er zeigt auf einen kleinen Hügel auf der Karte, dann fährt er fort. »Ich jage das verdammte Ding hoch, warte, bis sich der Staub gelegt hat, und verziehe mich hierhin, auf den Gipfel.«
    »Da können wir nicht landen«, sagt Donovan.
    »Davon ist ja auch keine Rede«, sagt Ulrich. »Ich denke an einen Skyhook .«
    Die Lockheed fliegt möglichst tief und lässt eine Schlinge mit einem Haken aus ihrem Bauch herunter, Ulrich lässt sich daran hochziehen.
    Voraussetzung ist ein perfektes Timing.
    »Das ist riskant«, sagt Dave.
    »Im Gegensatz zum ganzen Rest, oder wie?«, meint Ulrich. »Ansonsten ist die Mission ein Kinderspiel?«
    »Wir haben nur eine Chance, dich aufzusammeln«, sagt Donovan.
    »Wenn ihr mich verfehlt«, sagt Ulrich, »muss ich zu Fuß an die Küste, Leute schmieren und irgendwie mit einer Fähre oder einem Fischerboot nach Thailand übersetzen.«
    Er redet darüber, als ginge es darum, den nächsten Bus zu erwischen.
    Die Sache ist beschlossen.
    Das Team startet von der alten Piste, Ulrich wird oberhalb der Förderanlage an den Haken genommen, dann fliegen sie weiter nach …
    »Satun«, sagt Dave. »Falls es Unstimmigkeiten geben und die Behörden in Hat Yai auf uns aufmerksam geworden sein sollten.«
    »Wir fliegen nach Satun«, sagt Michel, »und trennen uns. Von dort aus kommen wir in wenigen Stunden nach Myanmar, Kambodscha oder Indien.«
    Klingt nach einem Plan.
    Der sieht vor, denkt Dave, dass ein Team der weltweit gefährlichsten Söldner ein sehr großes Flugzeug unter Vortäuschung falscher Tatsachen in ein neutrales Land einfliegt, nachts aus enormer Höhe auf eine kleine Dschungellichtung springt, eine Erdgasförderanlage und einen Terroristenstützpunkt in die Luft jagt, einen zahlenmäßig mindestens zwölffach überlegenen Feind in einem schwer bewehrten Bunker besiegt, Abdullah Aziz tötet und nach einem sechzehn Kilometer langen Marsch durch den Dschungel ein möglicherweise bereitstehendes – möglicherweise aber auch nicht bereitstehendes – Flugzeug besteigt, um damit einen Kameraden mittels Skyhook von einem Berggipfel zu angeln, in ein neutrales Land auszufliegen, in dem man vielleicht nur darauf wartet, die Söldner festzunehmen, und sich dann, sollte dies nicht der Fall sein, in die ganze Welt zu zerstreuen.
    Okay.
    Donovan geht Dave in die Kantine nach. Er hat ein Glas Scotch in der Hand.
    »Ich dachte, es gibt nichts mehr zu trinken«, sagt Dave.
    »Das gilt nur für die Kinder«, sagt Donovan. »Bei einem Mann meines

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