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Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Geländemodell der Umgebung.
    »Der Einsatz gliedert sich in drei Phasen«, erklärt Donovan. »Phase eins: Operational Deception . Zerstörung der Förderanlage und Ablenkungsmanöver. Wir müssen Aziz den Geldhahn abdrehen. Außerdem hat es die taktische Funktion, die auf der Basis stationierten Soldaten von dort abzuziehen. Phase zwei: Demolition . Sind Aziz’ Leute größtenteils damit beschäftigt, die Förderanlagen zu verteidigen, rücken wir an und zerstören das Ausbildungslager. Phase drei: Gezieltes Ausschalten. Wir verschaffen uns Zugang zum Bunker und eliminieren Aziz. Ein Kinderspiel, oder?«
    Das Team lacht.
    Lamu war ein relativ leichter Einsatz, in Barcelona hatten im Prinzip nur die Scharfschützen wirklich was zu tun. Tenkereng ist eine komplexe Operation mit mehreren Phasen und einem Schwierigkeitsgrad, der alles Bisherige in den Schatten stellt.
    »Okay«, sagt Donovan, »sehen wir uns die Sache mal im Einzelnen an.«
    »Wie kommen wir in die TZ?«, fragt Ulrich.
    Target Zone – das Zielgebiet.
    Die Karte zeigt bereits, wo die Schwierigkeiten liegen.
    Es gibt weder einen Hafen noch einen Strand in umittelbarer Nähe zum Gebirge, sie könnten niemals aus einer der Ortschaften anrücken, ohne entdeckt und auf den schmalen gewundenen Bergpfaden niedergemetzelt zu werden.
    Auch Abseilen aus einem Hubschrauber kommt nicht in Frage – es gibt keinen Auffangraum in der Nähe, und der Hubschrauber würde schon beim Anflug entdeckt werden.
    Es gibt nur eine Möglichkeit, das Zielgebiet mit unvermindert großem Überraschungsmoment zu erreichen, und zwar durch einen HAHO-Sprung.
    High Altitude , High Opening – hohe Absprunghöhe, hohe Öffnungshöhe.
    Also aus mindestens 9000 Metern.
    Sie müssen die Fallschirme innerhalb von zehn bis fünfzehn Sekunden nach dem Sprung öffnen und dann per GPS über 50 Kilometer in die LZ ( Landing Zone ) navigieren.
    Bei geschätzten 130 Stundenkilometern.
    Im Dunkeln.
    Aber das ist nicht das einzig Gefährliche.
    Der niedrige Sauerstoffgehalt in diesen Höhenregionen kann leicht zu Ödemen in Gehirn oder Lunge führen, was tödlich wäre. Auch kann der Springer das Bewusstsein verlieren, noch bevor er den Schirm öffnet.
    »Dann wird es ein HANO-Sprung«, sagt Cody.
    High altitude – No opening .
    Donovan zeigt auf eine kleine Lichtung, kleiner als ein Fußballplatz, auf einem Bergkamm mitten im Dschungel. »Dort müssen wir landen.«
    Aus 9000 Metern Höhe und mit 130 Stundenkilometern, denkt Dave.
    Nachts.
    Und üben kann man das nicht. Ein HAHO-Sprung ist im Training genauso gefährlich wie beim Einsatz selbst.
    »Und dann?«, fragt Willem.
    »Angenommen, wir erreichen die LZ relativ intakt«, sagt Donovan, »gehen wir unverzüglich zu Phase eins über.«
    Phase eins ist Ulrichs Auftritt.
    Er wird die Erdgasanlage mit einer solchen Wucht in die Luft jagen, dass dort in absehbarer Zukunft keinerlei Förderung mehr möglich sein wird, und zwar so, dass die Explosion noch in weiter Ferne sichtbar ist.
    Dafür braucht er das, was Special-Ops unter einem BFH verstehen.
    Einen Big Fucking Hammer .
    Hochexplosiven Sprengstoff.
    Hochexplosiver Sprengstoff detoniert. Das bedeutet, er explodiert mit Überschallgeschwindigkeit und setzt eine Druckwelle frei, die ausreichend Energie enthält, um Lebewesen zu vernichten und Gebäude zu zerstören. TNT, Nitroglycerin, Oktogen und Nitropenta sind solche hochexplosiven Sprengstoffe.
    Ulrich überlegt, Nitropenta zu benutzen – was auch das von Terroristen bevorzugte Material beim Bau von Flugzeugbomben ist. Nitropenta hat einen R.   E.-Faktor ( Relative Effectiveness ) von 1,33, TNT dagegen nur 1,0.
    Oktogen hat sogar einen noch höheren R.   E.-Faktor: 1,91.
    Am liebsten aber würde Ulrich eine neue Substanz verwenden, die sich allerdings noch in der Entwicklung befindet – Octanitrocuban.
    »C8.«
    Wenn’s um das Thema geht, wird er richtig beredt.
    »Octanitrocuban«, erklärt er Dave, »ist stoßunempfindlich und detoniert bei einer Geschwindigkeit von 10   100 Metern pro Sekunde, das ist der schnellste bekannte nicht nukleare Sprengstoff. Der R.   E.-Faktor – das musst du dir mal reinziehen, Dave – liegt bei 2,38, also fünfundzwanzig Prozent höher als der von Oktogen.«
    Dave hört sich das Fachgespräch an und fragt: »Warum verwenden wir’s dann nicht?«
    »Weil es sehr schwer herzustellen ist, selbst unter Laborbedingungen«, sagt Ulrich traurig. »Im Moment bekommt man es nur grammweise, und es ist

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