Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
wertvoller als Gold.«
Also entscheidet sich Ulrich für Oktogen.
Für die erste Sprengung.
Donovan hat im Netz einen technischen Bericht über die Grasberg-Anlage gefunden und einen Grundriss heruntergeladen, so dass Ulrich jetzt genau weiß, womit er es zu tun hat. Das Oktogen wird in Verbindung mit den atmosphärischen Gasen in der Luft und dem Erdgas in den Förderbehältern durch seine Detonation eine ganze Kette von weiteren Explosionen auslösen.
»Außerdem«, setzt er Dave enthusiastisch auseinander, »gebe ich den kleineren Sprengsätzen eine Calciumchloridpaste bei.«
Dave will kein Spielverderber sein. »Wozu?«
»Wegen der Farbe«, erklärt Ulrich stolz. »Dadurch entsteht eine grellorangefarbene Flamme, die durch den Schacht nach oben schießt und meilenweit zu sehen sein wird. Das müsste die Tangos aus dem Ausbildungslager anlocken.«
»In der Anlage arbeiten keine Zivilisten«, sagt Dave. »Dort sind ausschließlich Aziz’ oder Yusufs Männer beschäftigt – allesamt Dschihadisten.«
»Aber kannst du Oktogen aus 9000 Metern Höhe abwerfen, ohne dass es hochgeht?«, fragt Donovan.
»Müsste möglich sein, ja.«
»Müsste?«
»Na ja, gemacht hat das noch niemand«, sagt Ulrich. »Aber mathematisch betrachtet dürfte es kein Problem geben.«
»Wie gut bist du in Mathe?«, fragt Dave.
»Sehr gut«, erwidert Ulrich.
»Wie sieht’s mit der Zerstörung des Lagers aus?«, fragt Dave.
»Gewöhnliche Semtex- und C4-Ladungen«, sagt Ulrich beinahe gelangweilt. »Semtex hat einen eher gemütlichen R.E.-Faktor von 1,59, C4 von 1,55. Die Sprengsätze könnten Kinder legen.«
Jetzt macht sich Dave ernsthaft Sorgen um Ulrichs Nachwuchs.
»Dann beginnt Phase zwei«, schaltet sich Donovan wieder ein. »Ulrich wird sich an der LZ vom Team trennen und an der Förderanlage in Stellung gehen. Wir anderen steuern diesen Punkt hier an . «
Auf dem Bildschirm ist der Berg mit dem Trainingslager und dem Hauptbunker zu sehen.
Das Lager befindet sich in einem kleinen Tal unterhalb des Bunkers. Eine Schotterstraße führt zwischen bewaldeten Bergkämmen östlich davon auf den Gipfel. Auf der Westseite wird das Lager ebenfalls von Bäumen begrenzt. Über die Straße gelangt man in Serpentinen bis zum Hauptbunker.
Donovan zeigt auf den Bergkamm im Nordosten des Lagers.
»Unsere Verteidigungslinie ist hier«, fährt er fort, »wir lassen die Straße zur Grasberg-Förderanlage für die Tangos frei. Wenn wir den Eindruck haben, dass alle dorthin beorderten Tangos draußen sind, greifen wir das Lager an, fallen ein und verschwinden wieder, Gentlemen. Zerstören möglichst schnell möglichst viel. Phase drei hat Priorität.«
Auf dem Bildschirm erscheint ein Foto von Aziz.
»Diesen Mann gilt es gezielt zu eliminieren«, sagt Donovan. »Alles Bisherige diente letztlich nur diesem Ziel. Wir zerstören die Förderanlage, verwüsten das Lager, aber unsere eigentliche Mission besteht darin, diesen Mann in die Hölle zu schicken.«
Phase drei.
Dave betrachtet erneut die Rekonstruktion der Bunkeranlage. Ein einziger durch panzer- und sprengsichere Betonmauern circa dreißig Meter davor abgeschirmter Zugangsweg, der direkt in den Hang gegraben wurde. Der Eingang selbst ist mit zickzackförmigen, betonverstärkten Mauern gesichert, so dass Raketen, lasergelenkte Sprengköpfe oder Artilleriegranaten nicht bis ins Innere vordringen können.
Auf dem Gipfel oberhalb des Eingangs befindet sich ein weiterer Bunker mit Geschützstand und einem schweren 12.7-KORD-Maschinengewehr sowie einem vierläufigen ZPU-4-Flugabwehr-Maschinengewehr.
Direkt östlich des Bunkers, auf der anderen Seite der Zufahrtsstraße, auf dem gegenüberliegenden Hang befinden sich zwei weitere Bunker, ebenfalls ausgestattet mit jeweils einem KORD, so dass der gesamte Bereich zwischen den Bunkern ein offenes Schussfeld ist. Wer den Bunker von der Zufahrtsstraße aus angreifen will, muss durch dichtes Kreuzfeuer.
Donovan wirft Satellitenfotos an die Wand, die eine russische 2P25-Startrampe mit SA-6-Flugabwehrraketen zeigen, außerdem zwei BTR-4-Schützenpanzer und einen T-90-Kampfpanzer.
»Krass«, entfährt es Cody.
»Kann man wohl sagen«, meint Willem. »Ich wage zu behaupten, das ist uneinnehmbar.«
»Dann müssen wir uns überlegen, wie wir’s trotzdem hinkriegen«, erwidert Donovan. »Also, ihr genialen Taktiker und obercoolen Superkrieger, wir kennen das Problem. Jetzt will ich eine Lösung.«
Schließlich verpflichtet man Profis dieses
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