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Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Alters spielt das keine Rolle mehr. Der Schaden ist längst entstanden.«
    »Bist du bei dem Einsatz dabei?«
    »Uns fehlen zwei Männer«, erwidert Donovan. »Irgendwie ein schönes Gefühl, gebraucht zu werden.«
    Dave sagt nichts. Wenn sich Donovan etwas in den Kopfgesetzt hat, ist sowieso nichts mehr zu machen. Er wird es sich nicht ausreden lassen. Und im Grunde seines Herzens will Dave ihn auch gar nicht davon abbringen. Es wird gut sein, noch einmal mit Donovan in Aktion zu gehen.
    So wie wir angefangen haben, denkt er, so hören wir auch auf.
    »Ich hab eine C-130 gefunden«, sagt Donovan. »Baujahr 1981, ausgezeichneter Zustand.«
    »Wo?«
    »Im Internet«, sagt Donovan beiläufig.
    »Im Internet?«
    »Im Internet kannst du alles kaufen«, sagt Donovan. »Brauchst du ein U-Boot?«
    »Nein«, erwidert Dave. »Wie viel? Das Flugzeug, meine ich, nicht das U-Boot.«
    »Zwei Millionen«, sagt Donovan. »Ich kann den Preis auf einskommaacht drücken, und nach dem Einsatz verkaufen wir die Kiste wieder. Vorausgesetzt, sie übersteht’s mehr oder weniger in einem Stück.«
    Sie setzen sich auf eine Bank an einem der langen Holztische und essen. Heute Abend gibt es Sauerkrautsuppe, Blutwurst und paniertes Schweineschnitzel. Dazu Brot, jede Menge dick geschnittenes dunkles Brot. Im Saal ist es schummrig und deprimierend. Drei Neonröhren hängen an dünnen rostigen Ketten über den Tischen. Der Generator gibt nicht genug Leistung ab, und um Punkt zehn Uhr gehen die Lichter aus.
    Die Stimmung hier ist ruhiger als im Camp in Costa Rica, nachdenklicher.
    Gedrückt.
    Wahrscheinlich geht Simon den Männern nicht aus dem Kopf, denkt Dave.
    Oder vielleicht wird ihnen jetzt erst klar, worauf sie sich eingelassen haben. Wahrscheinlich rechnet sich jeder Einzelne seine Überlebenschancen aus. Selbst diese Männer, diese ultra-selbstbewussten Alphamännchen, haben inzwischen Zweifel an der eigenen Unsterblichkeit.
    Aber vielleicht auch nicht, denkt Dave und blickt den Tisch entlang. Vielleicht ist es auch nur die Erkenntnis, dass die Mission so oder so bald zu Ende sein wird, und jetzt wird die professionelle Entschlossenheit spürbar, die bevorstehende Aufgabe zu bewältigen.
    Das Ding durchzuziehen.
    Und dann was?, fragt er sich.
    Er steht auf und geht nach draußen. Die Nacht ist schwarz und kalt, der Wind schneidend. Er geht an den Rand eines kleinen Felsvorsprungs, setzt sich und blickt in die Ferne.
    Ein paar der Männer werden nach Hause fahren, zu ihren Familien zurückkehren. Zu Freunden, vielleicht auch andere Jobs annehmen, andere Einsätze vorbereiten, und du …
    Was?
    Du kehrst zurück in ein leeres Zuhause.
    Kein Zuhause – ein Haus.
    Ohne Jake und Diana gibt es kein Zuhause.
    Kein Leben ohne sie. Du lebst nur noch aus einem Grund, um sie zu rächen … wenn du das erst mal …
    Vielleicht kannst du bei Donovan bleiben? Zur nächsten Mission übergehen?
    Konzentrier dich, sagt er sich.
    Das hier ist die einzige Mission, die zählt.
    Abdullah Aziz töten.


    Tag der Abrechnung.
    Die 29,7 Meter lange, 11,68 Meter hohe C-130 H/Q bewegt sich mit einer Tragflächenspannweite von 40,41 Metern wie ein Vogel aus dem Zeitalter der Dinosaurier übers Wasser.
    Die Lockheed hat bereits eine ordentliche Strecke zurückgelegt, um überhaupt hierherzugelangen – von ihrem Verkäufer in Dubai wurde sie nach Indien geflogen, von dort nach Myanmar, weiter nach Thailand und schließlich runter nach Hat Yai. Jetzt dröhnen die vier Turboprop-Triebwerke, während das Monster ungraziös über die Andamanensee hinwegfliegt und die Nordküste Sumatras ansteuert.
    Jack Heffernan, ehemals 160th Special Operations Aviation Regiment, hat höhere Unterhaltsverpflichtungen als Rentenbezüge und fliegt die Maschine. Von ihm wird behauptet, er könne eine C-130 aus jedem beliebigen Sandloch starten und im Grünen wieder absetzen.
    Unter Beschuss.
    Vielleicht wird er das auch müssen, denkt Dave.
    Er sitzt zusammen mit den anderen im geräumigen Laderaum.
    Wie sie ist auch Dave über eine indirekte Reiseroute nach Hat Yai gelangt. Von der Slowakei über Kroatien, dann nach Istanbul. Von Istanbul aus mit dem Flugzeug nach Delhi, weiter nach Bangkok, von dort mit dem Zug nach Hat Yai. Die anderen kamen über ähnlich umständliche Strecken, alle sind sie getrennt voneinander eingetroffen, mit dem Flugzeug, mit dem Auto, mit dem Zug und sogar mit Bussen – aber alle trafen sich lange vor Morgengrauen auf dem Flughafen, wo Donovan sie mit der

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