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Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Käufer werden Sie dort ansprechen.«
    Überall schwarze Polstermöbel. Milchglas hinter den Flaschen. Ein kreisrundes Gemälde von einem alten Saxofon. Ein Bild von Elvis, vor der Zeit in Las Vegas.
    Dave trinkt ein spanisches Bier, ein Mahou.
    Es schlägt drei Uhr.
    Dann halb vier.
    Dann vier.
    »Die kommen nicht«, sagt Amir.
    Dave denkt, dass er recht hat, aber er fragt sich, warum. Ist das ein Test? Oder haben sie Schiss bekommen?
    Halb fünf.
    Der Kellner kommt und reicht Dave einen Zettel.
    »Sie werden gebeten, unter dieser Nummer anzurufen.«
    Dave geht nach draußen und nimmt das Handy, das sie am Mittag gekauft haben.
    An der Ecke sieht er Lev, Ulrich in einem Café gegenüber. Dave wählt die Nummer und hört: »Hallo.«
    »Wollen wir Geschäfte machen oder Spielchen spielen?«, blafft Dave.
    »Wie meinen Sie das?« Die Stimme klingt osteuropäisch, möglicherweise russisch.
    »Sie haben uns jetzt lange genug beobachtet«, sagt Dave. »Sie wissen, dass wir nicht verfolgt wurden, Sie wissen, dass wir alleine sind. Also kommen wir jetzt zum Geschäft, oder soll ich mir einen anderen Käufer suchen? So schwierig wird das nicht sein, oder?«
    »Immer langsam.«
    »Mir reicht’s«, sagt Dave. »Auf Wiederhören.«
    Er legt auf.
    Gewagt, denkt er.
    Wenn sie endgültig verschwinden? Dann findest du sie nie wieder.
    Zehn Sekunden vergehen, dann klingelt sein Handy.
    »Wir setzen uns zusammen«, sagt die Stimme. »Gehen Sie …«
    »Nein«, sagt Dave. »Ich rufe Sie an. Und ich möchte mit jemandem sprechen, der entscheidungsbefugt ist, nicht mit Handlangern. Dreißig Minuten vorher gebe ich einen Ort und eine Zeit durch. Wenn Sie da sind, können wir uns unterhalten. Wenn nicht, dann do swidanja .«
    Er legt wieder auf.
    Baseyew hört die Stille und legt ebenfalls auf. Dann betrachtet er die Fotos, die sie von dem Amerikaner und seinem arabischen Kollegen an der Bar gemacht haben. »Der Wichser traut sich was, das muss ich ihm lassen«, sagt er zu Dahir.
    »Aber ist es dieser Collins?«, fragt Dahir.
    »Das haben uns unsere Quellen versichert.«
    Er hat sie gefunden, das ist das Beeindruckende daran. Er muss sie beobachtet und gewusst haben, dass sie die Bar ihrerseits überwachen lassen. Dann hat er sie zurückverfolgt und sein Angebot gemacht.
    »Aber können wir ihm glauben?«, fragt Dahir.
    Die Geschichte wirkt auf den ersten Blick völlig abgefahren. Ein Mann lässt sich von trauernden Angehörigen Millionen von Dollar überweisen, um seine Vergeltungsmission zu finanzieren. Kaum zu glauben. Aber die Quelle ist zuverlässig.
    »Kann sich auch um eine Fehlinformation handeln«, sagt Dahir, »um uns von dem BoNT fernzuhalten.«
    »Kann auch eine Falle sein«, sagt Baseyew.
    »Willst du Aziz erklären, dass wir kein BoNT bekommen haben?«, fragt Dahir. »Weil wir zu viel Schiss hatten?«
    »Wir können die Geschichte prüfen«, sagt Baseyew.
    Dahir nickt.
    Mach das.
    Sofort.
    Kirk Williams geht runter zum East River.
    Er greift in seine Jackentasche, nimmt sein Purple Heart und sein Verdienstkreuz für herausragende Leistungen und wirft beides ins Wasser.
    Dann telefoniert er.
    Nachdem er aufgelegt hat, blickt er auf den Fluss und weint.


    Miriam trinkt Tee in einem Straßencafé in der Columbus Avenue.
    Vor wenigen Jahren gab es in New York nur sehr wenige solcher Lokale, jetzt sieht es hier aus wie auf dem Boulevard Montparnasse.
    Künftige Klienten trifft sie grundsätzlich in der Öffentlichkeit, niemals zu Hause. Nichts spricht dafür, dass diese erfahren müssten, wo sie wohnt, und sehr viel spricht dagegen. Ihre Wohnung ist ihr Zufluchtsort, Hort empfindlicher Informationen, und sie möchte weder das eine noch das andere gefährden.
    Die Haare hat sie zu einem altmodischen Knoten hochgesteckt, der an den meisten Frauen exzentrisch wirken würde, bei ihr aber umwerfend aussieht. Ihre schwarze Seidenbluse passt perfekt zur grauen Hose. Außerdem trägt sie die Accessoires einer Frau in Manhattan, die etwas auf sich hält – eine Perlenkette und eine kleine Handtasche mit Lippenstift, Maskara und eine Kaliber-380-Ruger LCP mit Lasersyte Side Mount.
    Der künftige Klient ist Funktionär einer amerikanischen Ölfirma, die Informationen über die Boko-Haram-Terroristen in Nigeria benötigt. Miriam gibt ihm die Eckdaten, dann fragt sie: »Wer sind Sie wirklich?«
    Palmer zuckt kurz zusammen.
    »Das habe ich Ihnen gesagt.«
    »Sie haben mir Blödsinn erzählt«, sagt Miriam ruhig. »Sie wissen, dass ich

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