Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
haben getan, was sie tun konnten. Bald wissen sie mehr, denkt er.
Die Konten sind gesperrt.
Alle Nummernkonten, die Williams für Dave eingerichtet hat, sind gesperrt, und er kommt nicht dran.
Und Williams reagiert nicht auf seine Anrufe.
Sie haben ihn, denkt Dave.
Wendelin hat ihn.
Und jetzt ist für den nächsten Einsatz kein Geld mehr da. Dave kann seine Leute nicht bezahlen.
Wendelin ist müde.
Das ist nichts Neues, er arbeitet immer bis spät in die Nacht, und auch heute wird’s wieder eine Sechsunddreißig-Stunden-Schicht werden. Eine lange Nacht, in der er darauf wartet, dass das Telefon klingelt, eine Nachricht auf dem Computer erscheint.
Aber das ist er gewohnt, er ist es gewohnt zu warten.
Er trinkt kalten Kaffee, kaut Säureblocker für den Magen …
Das bringt der Job nun mal mit sich.
Er kommt Collins immer näher. Wobei ihn der Anruf von Williams, um ehrlich zu sein, ein bisschen traurig gemacht hat. Williams ist ein guter Mann, denkt Wendelin, und Collins auch. Und jetzt hast du’s so weit gebracht, dass ein guter Mann den anderen verrät.
Aber Collins hat jetzt keine finanziellen Mittel mehr, und Geld ist das A und O der Kriegführung. Wenn Palmer Miriam Birnam in die Zange nimmt, fehlen Collins auch die notwendigen geheimdienstlichen Informationen. Ohne Mittel, ohne Informationen, geht seine kleine Armee zugrunde.
Aber noch ist Collins nicht wieder auf dem Radar aufgetaucht.
Und immer noch gefährlich.
In der Zwischenzeit hat die AWG Dahirs Spur verloren. Vielleicht ist er in Barcelona, vielleicht aber auch schon weitergefahren. Die junge Frau – wie heißt sie noch … Cheryl – hat herausgefunden, dass Dahir Diabetiker ist. Sie hat eine Liste aller Apotheken erstellt, die sich im Umkreis größerer Hotels befinden. Dann hat Wendelin eine Kontaktperson beim Centro Nacional de Inteligencia angerufen und das alte Agentenspiel gespielt, von wegen »gibst du mir, geb ich dir«, hat darum gebeten, die Aufzeichnungen der vergangenen beiden Tage einsehen zu dürfen, um zu prüfen, ob einem Hotelgast ein Insulin-Rezept ausgestellt wurde. Im Gegenzug gab er einen Hinweis auf den Aufenthaltsort eines lange gesuchten baskischen Separatisten und ETA-Aktivisten.
Ist nur eine Vermutung, aber die einzige, die sie haben, und jetzt wartet er auf das Ergebnis.
Das Telefon klingelt.
Cheryl.
»In einer Apotheke zwei Straßenecken vom Hotel Claris entfernt, wurde gerade ein Insulin-Rezept eingelöst«, sagt siemit müder aber aufgeregter Stimme. »Kommt aber noch besser – es wurde darum gebeten, das Insulin aufs Zimmer zu liefern.«
»Na schön«, sagt Wendelin, »dann liefern wir.«
Wer den Hund nicht findet, denkt er, muss dem Knochen folgen.
Dahir steht auf Collins’ Liste der Zielpersonen, er muss drauf stehen.
Und vielleicht führt sie der Knochen ja zu Collins.
»Man nennt uns nicht umsonst Söldner«, erklärt Simon, »wir bieten unsere Dienste gegen Bezahlung an, gegen einen Sold, wir wollen Geld verdienen.«
Das Team hat sich in Donovans Zimmer versammelt. Er hat ihnen gerade von den gesperrten Konten erzählt und erklärt: »Die künftige ehemalige Mrs Donovan wird ziemlich gereizt reagieren, aber ich bin bereit, den nächsten Einsatz zu finanzieren und auf mein Geld zu verzichten.«
»Ich hab Familie«, sagt Willem jetzt. »Ich kann’s nicht riskieren, dass mir was passiert und sie vielleicht nicht versorgt sind.«
»Ich kämpfe für Geld«, sagt Alessandro.
Dave hat’s kapiert.
Sie sind einen Deal eingegangen, und jetzt kann er seinen Teil nicht beisteuern.
»Nichts für ungut«, sagt er.
»Was wirst du machen?«, fragt ihn Michel.
»Ich mache weiter.«
»Wie?«
»Keine Ahnung«, sagt Dave. »Ich weiß nur, dass ich weitermache.«
Ich treffe mich mit ihnen in einem Raum, töte sie mit einer Pistole, einem Messer, mit bloßen Händen, wenn es sein muss. Anschließend suche ich Aziz.
»Mir fällt dazu nur eins ein«, sagt Ulrich.
Er hält kurz inne, bis er sicher ist, dass ihm alle zuhören.
»Rolf.«
Im Raum wird es still.
»Die haben einen von uns umgebracht«, fährt Ulrich fort, »ich nehme so was sehr persönlich. Ich weiß nicht, wie’s euch geht, aber ich will nicht, dass die ungeschoren davonkommen.«
»Du konntest Rolf nicht mal leiden«, sagt Simon.
»Das ist richtig, aber irrelevant«, sagt Ulrich. »Er war einer von uns. Ein Bruder. Wenn Donovan den Einsatz finanziert, bin ich dabei, mit oder ohne Bezahlung.«
»Dito«, sagt Cody.
»Ich auch«,
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