Vergeltung unter Palmen
süßer Stimme.
»Komm her!«, forderte Massimo sie heiser auf. Mit hochroten Wangen, die er gottlob nicht sehen konnte, ging sie noch mal auf ihn zu und beide küssten sich zum Abschied.
Tiefsinnig lief er zum Auto und fühlte sich dabei sehr unsicher. Seine Gedanken suchten ihren eigenen Weg und irrten vor lauter Verlangen zu Laura. ´Ihr fügte ich nur Leid zu. Herrgott, warum kann ich sie nicht vergessen´, fluchte er. ´Welche Macht treibt dieses Spiel? Und Thalia? Ihr verdrehe ich den Kopf und versuche alles, nur um ihre Entdeckung zu erschleichen. Anderseits hoffe ich, dass sie mich Laura vergessen lässt´, redete er sich ein. ´Ich muss mich einfach nur konzentrieren, um diesen Wirrnis zu entfliehen, was mir die Luft nimmt. Thalia ist zwar nur Mittel zum Zweck, aber auch eine aufreizende Frau´, überlegte er. Während der ganzen Fahrt dachte er unbewusst an Thalia und die Gedanken an ihr beschleunigten komischerweise seinen Pulsschlag.
Thalia sah zum Tisch und konnte Phil nicht finden. So war sie gezwungen, sich bei Jeremy nach seinem Verbleib zu erkundigen. Dieser zuckte nachdenklich die Schultern. »Oh, haben Sie sich verpasst? Er wollte Ihnen nachgehen. Ist aber schon eine ganze Weile her. Soll ich Sie irgendwo hinbringen?«, fragte Jeremy. Thalia winkte ab, weil sie bemerkte, wie fest er an seiner Freundin klebte. Terence und Laura nahmen sie voller Umschlungenheit gar nicht erst wahr. »Ach, nicht nötig. Ich werde ihn schon finden!« Sie drehte sich um und suchte den Doktor in der Menge.
Nun begann die Karaoke Show. Daniel und Terence begaben sich auf die Bühne. In England kam ihr Gesang an manchem Wochenende bei abendlichen Kneipentouren des Öfteren zum Einsatz.
Die Band spielte nun die englischen Musikstücke im karibischen Flair und die beiden Männer trillerten ihre Texte. Die Frauen lachten Tränen über dieses Spektakel. Jeremy schoss etliche Bilder und musste vor lauter Lachkrämpfen aufpassen, dass er nicht alles verwackelte.
So ausgelassen und fröhlich hatten es sich die zwei Freundinnen nicht träumen lassen. Der peinliche Morgen schien fast schon vergessen.
Thalia stand nun auf dem Parkplatz und suchte das Auto von Philip. Er ist einfach weggefahren, dachte sie deprimiert. Ob er Alessandro gesehen hat? Außerhalb der Anlage war es stockfinster. Mit ihrer kleinen Taschenlampe suchte sie die Umgebung ab.
Viele Autos standen auch am Straßenrand. Sie war sich absolut sicher, dass er direkt hier geparkt hatte. ´Hm, was mach ich nun?´ Sie suchte in ihrer Tasche das Handy. `Verdammt, ich habe es zuhause liegen gelassen! `, fiel ihr erschreckend ein. Sie lief in Gedanken weiter. Einige Meter von ihr entfernt vernahm sie Stimmen und erkannte, wie zwei Gestalten auf sie zukamen. Schnell verstaute sie die Lampe und umfasste krampfhaft ihre Tasche. Um diese Zeit war sie nie allein unterwegs, schon deswegen nicht, weil die Überfälle dramatisch zugenommen haben. Zwei halbwüchsige Jungs versuchten, sie einzuschüchtern. Thalia vermutete, dass sie ihr gefolgt waren. Panisch kramte sie das Skalpell aus dem Etui in ihrer Tasche, welches sie eigentlich heute Morgen im Krankenhaus zurücklegen wollte, und nahm das Teil in ihre Hand. »Na Süße!«, meinte der eine und der andere schlich inbrünstig um sie herum. »Verschwindet«, forderte Thalia sie auf. »… mein Freund kommt gleich!« Die Jungs lachten nur dreckig. »Ach ja? Und er lässt dich so ganz allein hier stehen? Ein wahrer Gentleman!«, höhnte einer von beiden. ´Es müssen Einheimische sein´, dachte Thalia, denn sie sprachen kreolisch. Einer der Jungs packte sie von hinten an den Schultern und drückte sie auf den sandigen Boden. Der andere versuchte daraufhin, sie auszuziehen. Thalia strampelte und bekam große Panik. Sie holte mit voller Wucht aus und stach mit dem Skalpell nach hinten auf den Jungen ein. Ein quälend lauter Schrei hallte durch die Nacht und der Angreifer rollte sich zur Seite. Der andere Junge konnte nicht erkennen, warum sein Freund so schrie und schlug ihr ins Gesicht. Dabei versuchte er weiter, ihre Sachen vom Leib zu reißen. Thalia stieß ihre Beine mit panischem Entsetzen gegen seinen Körper. Er quetschte sich auf sie, damit sie unbeweglich wurde. Sein Gesicht konnte sie bei der Dunkelheit nicht erkennen. Sie war froh, dass ihre rechte Hand frei war. Da er nun über ihr lag, schwang sie ihren Arm von rechts nach links und vernahm wenig später ein Röcheln. Die Klinge musste ihn gestreift
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