Vergeltung unter Palmen
Gott, jetzt denke ich schon über ihn nach, dachte sie.
Nachdem Fernez seine Sachen zusammengepackt hatte, fasste er ihren Arm und führte sie zu Slaters Auto. Er ließ Laura einsteigen und seine Augen verfolgten sie mit bedachter Wachsamkeit, während er sich zur Fahrerseite bewegte. Als der Sizilianer hinter dem Steuer Platz genommen hatte, setzte er seine Sonnenbrille auf. Daraufhin fuhr er anmutig durch die kleine Stadt Castara hindurch und lenkte den Wagen die herrliche Küste entlang in Richtung Norden. Es führte nur eine Straße bis nach Charlotteville. Da auf der Insel Linksverkehr herrschte, konnte Laura ihren Blick zur Küste wenden, ohne Fernez nur anzusehen. Ein wahrlich bezauberndes Paradies!, fand sie. Es kamen ein paar steile Kurven nach oben und sie hatten nun einen fantastischen Blick zu einer zauberhaften Bucht. Massimo fuhr im Moment sehr langsam, weil er annahm, Laura wolle den Ausblick genießen. Nach geraumer Zeit des Schweigens schaltete er das Radio an, aus dem ein langsames betörendes Lied erklang. Die Melodie raubte ihr unter dieser Situation fast den Verstand. Sie schluckte und schaute automatisch in seine Richtung. Es sah so aus, als würde auch Massimo diesem Song zuhören, bei dem es um Liebe und Vergebung ging. Seine linke Hand lag auf der Kupplung, seine Augen folgten der Straße und in Laura wuchs eine Unbehaglichkeit. Dieses Lied macht mich wahnsinnig, dachte sie und schaltete es ab. Sie hörte ihn leise lachen, aber er sagte kein Wort. Ich habe noch Drogen in mir, dachte sie. Sie fühlte sich wie in einem Bann. Warum wühlt mich dieser schreckliche Mensch so auf? Immer wieder blickte sie ihn unter ihren Augenwinkeln an. Die Straße wurde steiler und schmaler. Er musste etwas Gas geben, um den Hügel hinauf zu kommen. In einer plötzlichen Linkskurve, die danach wieder bergab verlief, musste Fernez scharf abbremsen, weil eine Kuh mitten auf der Fahrbahn verweilte. Erschrocken drückte er mehrmals die Hupe. Laura schleuderte nach vorn und prallte gegen die Armaturen. Fernez beugte sich sofort zu ihr und schob die Sonnenbrille auf sein Haar zurück. »Hast du dir etwas getan?«, fragte er besorgt. Laura sah ihn feindselig an. »Sag bloß, es interessiert dich!«, fauchte sie. Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht und forderte sie mit gespielter gelassener Miene auf. »Schnall dich lieber an!«
Aufbrüllend erhob sich die Kuh und lief auf die Weide. Massimo drückte wieder das Gaspedal. Er beschleunigte die Fahrt, da die Straßenverhältnisse wieder etwas besser wurden. Laura suchte einen Halt. Ihre Hand berührte leicht die Seinige, die wieder auf der Kupplung lag und ihr durchfuhr ein elektrischer Schlag. Sie schüttelte ärgerlich ihren Kopf und ermahnte sich selbst. Irritiert sah Massimo sie an und für Sekunden ertranken beide in ihren Augen. `Diese schwarzen Augen`, dachte Laura, `sie sind wie Magie` Ein Schlagloch durchbrach diesen Zauber und er fluchte in seiner Sprache. In seinem Blick flackerte wieder eine gewisse Härte und er zog die Brille wieder herunter. Seine Aufmerksamkeit galt nur noch die Straße, die jetzt am Rande des Regenwaldes grenzte. Sie waren an einer Gabelung angekommen, und er folgte die gerade Richtung nach Charlotteville. Nach kurzer Zeit hatte Laura eine schöne Sicht auf eine kleine Felsengruppe. Die Fahrbahn wurde wieder schlechter und so dauerte es von der Bloody Bay bis zu ihrem Zielort weitere dreißig Minuten.
Jeremy parkte pünktlich um sieben vor dem Revier. Terence wollte ihn gerade begrüßen, als sein Handy klingelte. Am Ende war eine sehr aufbrausende Stimme von Daniel zu vernehmen. »Wann wolltest du mir mitteilen, dass Fernez Laura in seiner Gewalt hat, he? Mach dich sofort in die Spur und hole mich hier ab!« Abrupt legte Daniel auf.
»Das war Daniel«, meinte Terence zu Jeremy, »und er ist sehr wütend. Woher weiß er von Laura? Ich hab ihn noch nichts gesagt!«
Jeremy schüttelte den Kopf. »Von mir nicht. Holst du ihn jetzt ab? Naja, das erspart uns schon die Beichte«, meinte er.
»Sehr aufmunternd. Nun gut, ich bin dann mal weg«, murmelte Terence und stieg ins Auto. Jeremy ging hinein zu Carlos. Dieser hatte schon Bilder von Fernez an jedes Hotel und Pensionen gesendet. »Ich hoffe, es nützt was. Die Insel ist klein und so ein Kerl wirkt nicht gerade unauffällig.«
Jeremy erinnert sich. »Slater hat keine Kenntnis von der Entführung. Aber wir können ihn trotzdem abhören. Wir brauchen hier jemanden der die
Weitere Kostenlose Bücher