Vergeltung unter Palmen
kleine Vogelinsel. Dort könnt ihr entspannen. Es sind nicht so viele Touristen unterwegs und ihr werdet ungestört sein. Am Abend kann ich euch wieder abholen. Ich meine, nur wenn es euch recht ist!«
Es war ihnen sehr recht. Darrian hatte an alles gedacht. Er gab Laura ein großes leichtes Tuch, damit sie ihre Haare verdeckten konnte. Massimo wird eh keiner erkennen. »Hey, mein Freund, du kannst aber nicht in der Anzughose raus spazieren. Hast du nicht so etwas wie eine Jeans?«, meinte der Einheimische verdattert.
»Nein, so etwas hab ich nicht. Ich glaube, für heute hab ich mich genug verwandelt. In Sizilien wird man mich dafür hassen.«
Seine Gesichtszüge wurden ernst und nachdenklich. Laura drückte ihn. »Du bist perfekt so!«, und schaffte wieder ein Lächeln auf seine Lippen.
Fernez nahm die Tasche und sie liefen den Weg hinunter bis zur Hafenbucht. Darrian nahm sein Motorboot und alle stiegen ein. Nach einer knappen halben Stunde waren sie auf dieser winzig kleinen Insel angekommen. Ein bezaubernder langer Steg mit einer weißen offenen Überdachung grüßte ihnen entgegen. Darrian legte an der Seite an und ließ sie aussteigen, bevor er zurückfuhr.
Es gab auf der Insel zwei feste Wege. Sie entschieden sich für einen der nach ganz oben führte. Die Pflanzenwelt faszinierte Laura. Laute Vogelstimmen übertönten sich gegenseitig. Kleine blaue Vögel schwirrten von Ast zu Ast. Sie sahen sehr lustig aus. Nun kam etwas Vergleichliches wie eine Treppe. Laura war schon außer Puste und sie merkte, wie ihr Hals schmerzte. Als sie sich daran fasste und schmerzlich das Gesicht verzog, blieb Massimo stehen und strich mit seinem Finger schuldbewusst auf die brennenden Stellen. Man sah deutlich leichte blaue Abdrücke.
»Wir sind gleich da und können uns einen schönen Platz aussuchen. Glaub mir, wenn ich es ungeschehen machen könnte …«, sprach er gedämpft aus.
Laura sah in dieses ihr noch fremde, schöne Gesicht und meinte: »Es ist nun, wie es ist. Du kannst es nicht mehr ändern. Du hast eben die Gabe anderen wehzutun!«
Sie schwitzte und damit verlor sie auch die Wirkung von den Tropfen, die Darrian ihr gab. Massimo sah sie betrübt an. Schweigend liefen sie zur höchsten Stelle der kleinen Insel und fanden einen sehr geeigneten Platz. Er stellte die Tasche ab und nahm Laura in den Arm. Er bemerkte ein gewisses Zögern und Zurückweisung. Nachdenklich fragte er nach dem Grund.
Sie konnte es sich auch nicht erklären und meinte zusätzlich: »Wir hatten Sex, ungeschützten Sex. So etwas darf doch nicht passieren. Ich kenne mich überhaupt nicht mehr wieder. Gestern bringst du mich fast um, heute schlafen wir miteinander, und … das alles ohne Drogen. Kannst du mir das bitte erklären?«
Massimo schien ein wenig verletzt. »Wenn du dir Sorgen machst, ob ich eine ansteckende Krankheit habe, dann kann ich dich beruhigen. Ich bin gesund. Was deine Frage betrifft, warum du mit mir geschlafen hast … du weißt, ich war selbst überrascht! Vielleicht nennt man so etwas Liebe! Das Opfer verliebt sich in den Täter, oder auch anders herum!« Er drehte sie zu sich. »Bereust du es?«
Laura sah zu ihm herauf. »Ich meine nicht, dass du krank wärst oder so. Es gibt auch andere Sachen, wovor man sich schützen sollte. Und das haben wir eben nicht bedacht.« Er grinste leise und schaute zu Boden. »Ach, du meinst Bambini! Den Vorwurf hast du den durchgeknallten Spaghetti bereits gemacht. Ich könnte mich auch damit anfreunden, mio tesoro!«
»Sehr witzig!«, antwortete sie. Massimo zog Laura mit nach unten auf den Boden und wollte ihren Kopf auf seine Brust drücken. Er bemerkte wie verkrampft sie war. Was ist geschehen?
»Kannst du dir vorstellen, mit mir nach Sizilien zu gehen? Du, ich und Bambino!«
Laura holte tief Luft. Damit hatte sie nicht gerechnet und lachte verlegen auf. »Sizilien? Ist das nicht das Land der Drogenbosse?« Etwas schnippisch fragte sie: »Bist du bereit, alles für mich aufzugeben, … die Drogengeschäfte, die Dealerei? Bist du bereit, Daniel den Polizisten zu akzeptieren?«, fragte sie.
Fernez hielt inne und stutzte bei der Frage. Statt zu antworten, fragte er zurück: »Seit wann ist dein Bruder bei der Polizei?«
Laura legte sich auf die Seite und stützte sich mit ihrem Arm ab. »Schon immer! Seit ein paar Jahren ist er in England beim Drogendezernat!« Verständnislos fragte er erneut: »Was trieb Daniel zu diesem `Ehrlosen` Treuebruch … und ließ ihn bei uns
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