Vergeltung unter Palmen

Diamantenhändler. Dieser kam ebenfalls auf einer Jacht von der Meeresseite. Der Fremde trug einen Koffer in der linken Hand und unter seinem Jackett blitzte eine Pistole. Beide gingen nach unten ins Büro. Der Mann öffnete den Koffer und Slater betrachtete die Steine unter einer Lupe. »Sauber«, meinte er bewundernd und gab den Überbringer ebenfalls einen Koffer, der dann unmittelbar die Jacht verließ. Slater freute sich schon auf den Deal mit Logan, der ihn das Dreifache zahlen wird. Ja so gehen die Geschäfte. Er fragte sich, wo Fernez steckte, denn er konnte ihn nicht erreichen, weil sein Handy ausgeschaltet war. Aber ... eigentlich war es auch gut so. Daher funkte er nicht mit seinen Launen dazwischen. Gegen Mittag rief Logan an. Was dieser zu sagen hatte, gefiel ihm ganz und gar nicht.
    »Slater, du erwähntest am Abend auf deiner Jacht, den Namen Barnes! Hm, dass er dein Partner war. Ich habe mal nachgeforscht. Die Frau, die entführt wurde, heißt auch Barnes. Sie ist seine Schwester. Du hast mir aber verschwiegen, dass Daniel Barnes vom Drogendezernat ist. Oder willst du mir weißmachen, du wusstest das nicht?«, fauchte Logan.
    »Du verwechselst da was. Barnes war damals ein guter Freund für mich. Ich mochte ihn anfangs. Naja, und als dann diese Schlampe draufging, machte er mich verantwortlich. Ich erwähnte es dir schon, dass er mir dauernd in die Quere kam. Konnte ja nicht wissen, dass er auf die stand. Dann war eigentlich Ruhe … bis jetzt. Es ist doch bisher alles gut verlaufen. Deine Steinchen sind heute angekommen. Du kannst sie abholen!«, meinte Slater.
    »Die hole ich erst ab, wenn Fernez die Frau gehen lässt und Barnes verschwunden ist. Er ist mit einem gewissen Shaun hier auf Tobago. Er ist auch vom Drogendezernat. Falls es dich interessiert, Barnes war schon immer Polizist. Ich habe in England angerufen. Nimmst du deine Leute nicht vorher ins Visier, bevor du sie zum Partner machst? Wenn wir schon dabei sind, dieser Douglas hat eine Detektei aufgemacht und pflegt den Umgang mit Kommissar Mentes. Er hat vor paar Jahren in Amerika an derartigen Schulungen teilgenommen. Deswegen schnüffelt er auch herum. Was meinst du, in welchem Zusammenhang, sie meine Verbindung zu dir deuten werden, he? Willst du meine Relevanz ruinieren? Also sieh zu, dass dieses Problem verschwindet. Von was lasst ihr euer Urteilsvermögen leiten, he?«, schrie er. Voller Wut warf Logan das Telefon auf seinen Schreibtisch.
    Lange dachte Slater über die Worte nach. Er musste die Sache auf den Grund gehen. Hatte Daniel ihn damals hintergangen?
    Seine Jacht lag in der Piratenbucht. Er stand an der Reling und sein Blick wanderte über die Küste hin zum Meer. Auch dieses Fleckchen Erde war ein Traum. Das Karibische Meer hatte hier eine intensive Türkise Farbe. Doch er hatte andere Gedanken, als die Schönheiten zu bewundern. Er musste sich erst einmal ablenken. Er nahm sein Schlauchboot und fuhr an Land. Gemächlich schlenderte er in das Dorf von Charlotteville hinein und trank genüsslich in einer Bar ein eisgekühltes Carib.
    Nun schwebte er in Erinnerungen und suchte nach Details, wie Daniel damals bei ihm aufgetaucht war. Er hatte keinen Schaden bemerkt. Oder doch? Gingen die geplatzten Deals damals schon auf Barnes Konto? Der Kerl tat so unschuldig, dass es ihm manchmal schon leidtat. Seine Wut stieg an. Er stand auf, um sich abzureagieren. Er lief umher und besuchte die nächste Bar. Es war schon später Nachmittag, als er wieder die Richtung zu seinem Schlauchboot aufnahm. Gedankenverloren starrte er ein Auto an, das auf einen Seitenparkplatz stand. Dieser Wagen kam ihm ziemlich bekannt vor, denn er gab es Fernez an seiner Party. Er war sich absolut sicher, dieses Auto hatte er selbst gemietet. Fernez war also hier. Ich werde hier warten … ich habe Zeit, dachte er. Eigentlich war er viel zu wütend, um zu warten. Er marschierte in ein paar Häuser hinein und gab eine genaue Beschreibung von Fernez ab. Doch niemand scheint ihn gesehen zu haben.
    Er fluchte und wollte wieder am Auto warten, bis er ein Haus hinter Palmen versteckt auf einem Hügel erblickte. Slater lief die vielen Stufen nach oben. Da die Tür nur angelehnt war, überging er das Klingeln und begab sich, ohne sich bemerkbar zu machen, hinein. In der Küche erblickte er eine Frau, die gerade putzte. Sie sah diesen Fremden erschrocken an und merkte, dass er sehr ungeduldig war.
    »Wohnt hier ein Fernez? Bart lange Haare!«, fragte er