Vergeltung unter Palmen
gesehen, bis er sich dann wieder bei mir meldete. Naja, den Rest kennst du!« Laura fröstelte bei der Hitze. Schwungvoll erhob sie sich und fragte ihn aus einem Verlangen heraus: »Gibt es hier Kaffee?« Er erhob sich ebenfalls und antwortete schmunzelnd: »Hm, mal schauen, was Thalia so zu bieten hat. Weißt du, das Ferienhaus ist der Zufluchtsort meiner Schwester. Unser Vater hatte es gebaut, um es Touristen zu vermieten. Aber seit er tot ist, bieten wir das Haus nicht mehr an. Es ist eine Art Erinnerung. Thalia verkriecht sich an den Wochenenden zum Lernen hierher. Ansonsten bewohnt sie eine WG in Port of Spain.« Darrian trat an den Küchenschrank und fand Kaffee. »Ha, Kaffee ist da, aber zum Essen nichts. Also … du bedienst die Maschine und ich besorge uns Frühstück. Wird etwas dauern … heute ist Sonntag. Also warte hier schön auf mich. Geschirr ist im Schrank über der Spüle. Ich sehe mal nach, ob der kleine Laden dort drüben heute öffnet. Wenn nicht breche ich ein!« Als Darrian den entgeisterten Blick von Laura sah, lachte er. »Das war ein Scherz!« Er ging zur Tür. »Also, nicht weglaufen!«
Laura sah ihn belustigend hinterher. Erleichternd warf sie sich auf das Sofa und atmete tief durch. Endlich ist der Spuk vorüber. Ob ich das je vergessen kann? Massimo … will ich ihn überhaupt vergessen? Dadurch, dass er sie vorhin ignorierte, drang seine brutale Seite wieder in ihr Bewusstsein und wie furchtbar es war, wie er sie behandelte. Wieso ist die andere Erinnerung so vage? Es war doch erst gestern früh. Sie brachte die Kaffeemaschine in Gang, um endlich den edlen Tropfen zu genießen. Doch solange bis der Kaffee fertig ist, ging sie unter die Dusche und machte sich frisch. Ginas Unterwäsche wusch sie ebenfalls kurz durch. In der Sonne trocknet es schnell, sagt sie sich. Das Kleid zog sie wieder an und berührte leicht diesen Stoff. Billig war das Teil bestimmt nicht. In Gedanken hängte sie die Unterwäsche draußen auf der kleinen Veranda über einen der Stühle. Ringsumher standen viele Wochenendhäuser. Haben die kein Telefon? Daniels Nummer habe ich auch nicht im Kopf. Das hat man davon, wenn man keine Nummer auswendig lernt. Man verlässt sich immer nur auf die Handys.
Laura ging zum Schrank und sah neugierig hinein. Wie ein elektrischer Schlag durchfuhr es ihr, als sie die Tasche von Massimo erblickte. Sie öffnete diese und sah auf die sorgfältig zusammengelegten Sachen. Weiße Hemden, weiße T-Shirts, … alles in Weiß, fiel Laura auf. Sie strich wehmütig darüber und schluckte schwer. Daneben erblickte sie die ungleichmäßigen Koffer. Zitternd öffnete sie auch diese und schrie kurz auf. Der größere Koffer war vollgefüllt mit Geld. Mein Gott!, durchfuhr es ihr. Sind das alles Euro? Außer auf Bildern hatte sie noch nie fünfhundert Euroscheine gesehen. Als sie den anderen Koffer öffnete, sah sie kleine Glassteinchen. ´Das sind Diamanten´, schoss es ihr durch den Kopf. Laura wurde wieder schmerzlich bewusst, dass dieser Mann ein Verbrecher ist. Sie verschloss mit Schaudern die beiden Koffer und den Schrank. Wo bleibt Darrian? Laura setzte sich wieder auf das Sofa und grübelte. Erschreckt fuhr sie nach oben, als sie ein Geräusch hörte. »Na endlich, ich dachte du …«
Massimo stand im Raum und beide starrten sich ungläubig an. Er sah aus wie ein Barbar. Die Bartstoppeln kamen wieder zum Vorschein und sein welliges Haar war von der Autofahrt zerzaust.
Er fing sich als Erster. »Was machst du hier? Ich denke du bist auf dem Weg zu Daniel?«
Stotternd sagte Laura: »Der … der Tank war leer«, und sah ihn unsicher an. Besorgniserregt fragte er: »… und wo steckt Darrian?«
»Essen holen!«, antwortete sie leise. Massimo schloss die Augen. »Che io sia maledetto!« Er fluchte in seiner Sprache. ´Was mache ich nur?´ Er bemerkte ihr Zittern und würde sie am liebsten in den Arm nehmen. Schockiert sah er die blauen Flecke auf ihrem Hals, die ihm noch dunkler erschienen. ´Alles meinetwegen!´
Stattdessen fragte er unsicher: »Gehört die Unterwäsche dir da draußen?«
Bewusst, dass sie nichts darunter trug, meinte sie zerstreut: »Gina gab sie mir.« Lächelnd erinnerte er sich an die von Darrian gekaufte Unterwäsche. »Ja sie hat Geschmack. Das heißt … du hast …?«
Laura atmete tief durch. »Ja Massimo, das heißt, ich habe nichts darunter an. Denkst du, ich will Darrian verführen?« Er lachte laut auf: »Oh nein, Laura. Das habe ich bestimmt nicht
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