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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Zusammenhang, nicht nur die Ahnung eines verrückten Profilers.
    Er ging zu Google zurück und fand eine Chronologie der Serie, die alle Episoden umfasste und auch Screenshots mit trostlos niedriger Auflösung mit einschloss, alles von einem armen Trottel in Oklahoma City zusammengetragen, der überzeugt war, dass Maze Man die am sträflichsten unterschätzte Serie war, die jemals für das amerikanische Fernsehen produziert worden war. Tony war ihm heute jedoch sehr dankbar, denn diese eigentümliche Website bestätigte, was sich während der letzten Tage immer wieder in seinem Hinterkopf geregt hatte. So unmöglich es einem vorkam: Die vier Morde in Bradfield entsprachen genau den Verbrechen in den ersten vier Episoden von Maze Man.
    Er hatte absolut recht gehabt mit seiner Behauptung, diese Morde hätten nichts mit der Gier nach Sex zu tun. Er glaubte, dass es dabei nicht einmal um Macht ging. Sie hatten etwas ganz anderes zum Ziel. Im Mittelpunkt dieser Mordtaten stand ein Mann, der töten musste, aber nicht aus einem der üblichen Gründe. Er mordete nicht, weil er zusehen wollte, wie Frauen starben, oder weil er sie hasste. Die äußeren Umstände der Morde waren unbedeutend für ihn; er hatte keine schlüssige Art des Tötens finden können. Es war, als probiere er verschiedene Methoden aus, um zu sehen, ob er eine entdeckte, die zu ihm passte. Er nutzte die TV-Serie als Vorlage für seine Serienmorde. So etwas hatte Tony noch nie erlebt, aber auf eine perverse Art ergab es einen Sinn.
    Wenn es also nicht um das Töten selbst ging, was war dann die Motivation für diese Morde? Die Antwort musste irgendwie bei den Opfern liegen. Aber was konnte es sein?
    Inzwischen hatte Tony etwas, das er mitteilen konnte. Er nahm das Telefon und rief Paula an. Sobald sie antwortete, sagte er: »Das wird jetzt wirklich merkwürdig klingen.«
    »Ich wollte dich gerade anrufen«, erwiderte Paula.
    »Habt ihr einen Durchbruch in dem Fall?«
    »Nein, Tony. Ich wollte dich anrufen, weil ich gerade die Sache mit deinem Haus gehört habe, und ich wollte meine Anteilnahme zum Ausdruck bringen«, sagte sie geduldig.
    Manchmal ging Tony die Luft aus, meist dann, wenn er als ganz gewöhnlicher Mensch dastand. Er wusste nicht, was er sagen sollte, deshalb schwieg er.
    »Freunde tun das«, erklärte Paula. »Es tut mir wirklich leid wegen deines Hauses.«
    »Mir auch«, sagte er. »Und wegen Carols Bruder und seiner Partnerin. Und wegen Chris. Wie geht es ihr übrigens? Gibt es etwas Neues?«
    »Keine Veränderung. Was gut ist, sagen die Ärzte.«
    »Ich wünschte, ich könnte etwas tun, um ihn wieder hinter Gitter zu bringen. Aber ich kann wohl nicht viel ausrichten gegen Vance, deshalb hab ich mir die Sachen angeschaut, die Stacey mir heute früh geschickt hat.«
    »Eigentlich hab ich sie geschickt. Stacey ist unterwegs nach Worcester. Wenn du deine Trümpfe richtig ausspielst, spendiert sie dir vielleicht ’n Kaffee.«
    Tony war bestürzt. Wie konnte es sein, dass er so wenig auf dem Laufenden war? »Stacey kommt hierher? Wieso? Was ist passiert?«
    »Die Chefin lässt sie nach Worcester runterkommen, damit sie die Festplatten von zwei gammligen alten Computern untersuchen kann, von einem komischen Kerl, der Terry Gates heißt. Anscheinend hat er …«
    »Ich weiß, wer Terry Gates ist und was wir alle auf den Computern zu finden hoffen. Ich wusste nur nicht, dass Stacey beteiligt ist. Ich dachte, West Mercia hätte ihren eigenen Spezialisten.«
    »Ambrose konnte ihn nicht erreichen. Jedenfalls hat die Chefin entschieden …«
    »Das hast du schon gesagt. Wieso ist Carol involviert? Ich dachte, sie wäre bei ihren Eltern?«
    »Laut Stacey ist sie im Präsidium in West Mercia und hat dort das Sagen. Nimmt die Zügel leicht verfrüht in die Hand, könnte man meinen.«
    Diese Neuigkeit traf ihn schwer.
    Er wusste, dass Carol überzeugt sein würde, sie sei in der Lage, eine Ermittlung zu leiten, aber er glaubte nicht, dass das der Wirklichkeit entsprach. Sie brauchte zeitlichen und räumlichen Abstand, um das Geschehene und die Konsequenzen daraus zu verarbeiten. Hatte sie die nicht, würde sie schwer und tief fallen, wenn der unvermeidliche Zusammenbruch kam. Er hatte gesehen, wie ihr das schon einmal passiert war, und er wusste nicht, ob er es ein zweites Mal aushalten konnte, wo er doch einen großen Teil der Verantwortung trug. »Toll«, sagte er ernst. »Ich nehme an, niemand hatte den Mumm, ihr zu sagen, sie solle sich

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