Vergeltung

Stallungen und der Scheune auf.
    Vance spürte seinen Herzschlag, als er sich näherte. Diesmal ging er ein größeres Risiko ein, als ihm lieb war. Er war jedoch fest entschlossen, Micky für das büßen zu lassen, was sie ihm angetan hatte. Kurzzeitig hatte er mit dem Gedanken gespielt, sie vorerst in Ruhe zu lassen und abzuwarten, bis die Polizei es müde geworden war, ständig ein Auge auf sie zu haben. Er wollte sie einige Monate vor Angst zittern lassen, weil sie niemals wüsste, wann er zum vernichtenden Schlag ausholen würde. Auf gewisse Weise wäre das durchaus befriedigend gewesen. Aber letztendlich war es ihm wichtiger, frei und ungeschoren davonzukommen. Er wollte nicht noch einmal zurückkehren müssen, wenn er britisches Gebiet verlassen hatte. Das Kapitel Rache musste abgeschlossen werden. Die offenen Rechnungen begleichen und verschwinden.
    Hier war er nun und brauste motorisiert geradewegs in Mickys perfektes kleines Leben hinein. Er hoffte, dass sie diesen letzten Abend in Ruhe und Frieden genoss.
    Die Schatten wurden bereits länger, als er das letzte Tor passierte und Richtung Scheune weiterfuhr. Einer der Stallburschen kam um die Ecke und bedeutete ihm anzuhalten. »Micky hat mich gebeten, dieses Kraftfutter vorbeizubringen«, rief Vance in seinem besten Oberklasseakzent. »Was geht denn hier vor? An jeder Ecke steht ein Polizist.«
    »Haben Sie nicht von diesem Vance gehört, der aus dem Gefängnis ausgebrochen ist? Der auf der Flucht ist?«
    Er klang irisch. Das war natürlich perfekt, da er mit Sicherheit die ortsansässigen Landbesitzer nicht so gut kannte wie ein Einheimischer. »Er ist Mickys Ex. Hat sie bedroht und all so was.«
    Vance pfiff leise durch die Zähne. »Na, das ist übel. Verdammt unangenehm für Micky und für Betsy auch, die Arme. Wie auch immer, ich schaff dieses Zeug wohl besser in die Scheune, wie ich es versprochen habe.«
    Der Stallbursche verzog das Gesicht. »Das ist aber nicht unsere übliche Marke.«
    »Ich weiß. Aber ich habe mit dem Zeug hier verdammt gute Ergebnisse erzielt. Eine klare Verbesserung der Kondition. Ich hab versprochen, einen Sack davon vorbeizubringen, damit sie es mal ausprobieren kann.« Er lächelte schuldbewusst. »Um ehrlich zu sein, wollte ich das gestern schon machen, aber ich kam einfach nicht dazu.« Der junge Mann trat zur Seite, Vance legte den Gang ein und fuhr los.
    Der Heuschober war eine altmodische Holzscheune auf der Rückseite der Stallungen. Auf der einen Seite stapelten sich Strohballen, auf der anderen Säcke und Tonnen voll Futtermittel. Vance schenkte all dem nicht die geringste Beachtung. Er wendete sein Fahrzeug, stieg ab, zog den Futtersack herunter und begann mit seiner Arbeit.
    Vance schleppte zunächst einen der Strohballen tiefer hinein in die Scheune; er sollte als eine Art Brücke zwischen der Holzwand und dem Strohvorrat fungieren. Dafür lehnte Vance den Ballen schräg an die Wand, so dass zwischen der Unterseite und dem Boden ein keilförmiger Hohlraum entstand. Jetzt tränkte er das Stroh mit Benzin und stopfte Styroporflocken in den Hohlraum. Abschließend zündete er ein halbes Dutzend Zigaretten an und deponierte sie zwischen den Flocken. Wenn der Brandstifter, mit dem er sich im Knast unterhalten hatte, ihm die Wahrheit gesagt hatte, würde das Styropor eine Weile vor sich hin schwelen, und später würden die Benzindämpfe das Stroh in Brand setzen. Die Scheune würde zur Flammenhölle werden und das Feuer schnell auf das Dach der Stallungen übergreifen. Kurz darauf würde das Dach über den verängstigten Pferden einstürzen.
    Der einzige Nachteil an diesem Plan war, dass er nicht hierbleiben konnte, um zuzusehen. Sich irgendwo in der Nähe zu verstecken war im ländlichen Herefordshire wesentlich komplizierter als in einer Stadt wie Worcester. Vance kletterte zurück auf das Quad und fuhr denselben Weg zurück, den er gekommen war. Dieses Mal wurde er nicht angehalten. Der Stallbursche, mit dem er zuvor gesprochen hatte, winkte ihm sogar freundlich zu.
    Die Leute waren so verdammt leicht hinters Licht zu führen. Sicheres Auftreten und gezieltes Handeln taten immer noch ihre Wirkung. Er hatte es immer noch drauf. Das würde Micky sehr bald herausfinden.

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    P aula saß jetzt an Staceys Platz. Man hatte ihr vorübergehend die Verantwortung für das Computersystem des Sondereinsatzteams übertragen. Stacey hatte ihr penibelste Anweisungen darüber hinterlassen, was sie machen durfte und wovon sie auf