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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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nie etwas erreicht. »Mach, was du willst«, sagte er. »Aber ich muss jetzt essen.« Er ging an Bord und starrte sie an, bis sie zur Seite ging, damit er die Tür aufschließen und nach unten klettern konnte. Er ließ ihr keine Wahl, als ihm zu folgen, wenn sie reden wollte.
    Nachdem er einen Teller aus dem Regal gezogen hatte, wickelte er seinen Fisch und die Pommes frites aus und legte sie darauf. Als sie behutsam die Stufen herunterkam, ging er rückwärts in die Hauptkabine und schob seine Papiere und seinen Laptop zur Seite, damit er essen konnte. Aus der Tasche zog er eine Dose Cola und stellte sie neben den Teller. »Manche würden sagen, das passt besser zu mir als das, was ich gerade verloren habe«, sagte er.
    »Ich habe das von dem Haus gehört«, sagte Carol. »Es tut mir leid.«
    »Mir auch. Ich weiß, es ist trivial im Vergleich zu Michael und Lucy, aber es tut trotzdem weh. Ich habe also für meine Dummheit ein bisschen etwas gezahlt.« Er versuchte, nicht verbittert zu klingen, sah aber an ihren Augen, die schmaler wurden, dass es ihm nicht gelungen war.
    »Ich bin nicht hergekommen, um dich dafür zu bestrafen, dass du sie nicht gerettet hast.« Sie lehnte sich mit verschränkten Armen an die Bordküche, und ihr Schmerz war ihr anzusehen. So oft hatte er sich vorgestellt, dass sie hier wäre, hatte es gewagt, sich kleine Phantasieszenen auszumalen, dass sie wie normale Leute eine Fahrt mit dem Kanalboot machen würden. Aber wem wollte er etwas weismachen? Sie waren nicht normal, weder sie noch er. Selbst wenn sie diese Sache lebend überstanden, würde aus ihnen nicht die Art von Rentnern werden, die auf den Kanälen rumtuckerten, Teekannen mit Schlössern und Rosen bemalten und sich darüber unterhielten, welcher Pub am Cheshire Ring die besten Steak-Pies machte.
    Tony steckte eine Pommes in den Mund und japste, als die heiße Kartoffel ihm den Mund verbrannte. »Aua! Das ist aber heiß!« Er kaute mit offenem Mund, bis es kalt genug war, um es zu schlucken. »’tschuldigung«, sagte er mit einem kläglichen Lächeln und einem leichten Achselzucken. Wen glaubte er, damit reinzulegen? Er hatte nie das Talent gehabt, sich aus Schwierigkeiten herauszulavieren, schon gar nicht bei Carol. »Warum bist du gekommen?«
    Sie machte zwei Schritte vorwärts, klappte den Laptop auf und nahm die mit Notizen bekritzelten Zettel, die danebenlagen. Der Bildschirm erwachte, und ein Tatortfoto mit einem offenen Pappkarton erschien, in dem verstümmelte Glieder zu sehen waren. Sie las laut vor. »› Maze Man. 1996. Eine Staffel auf Home Box Office. Frei nach einem Roman von dem Kanadier James Sarrono. Website www.maze-man.com. Facebook? Twitter?‹ Und so weiter. Was soll das alles, verdammt noch mal?«
    Tony überlegte, ob er lügen solle. Ob er behaupten solle, er hätte Paula unter Druck gesetzt, ihm die Informationen zu geben, weil er versuchen wollte, es vor Carol wiedergutzumachen. Aber das war erbärmlich, und eines der Dinge, die er im Lauf der langen Nacht beschlossen hatte, war, dass er in der Zukunft versuchen werde, es besser zu machen als erbärmlich. »Dein Team steht hinter dir. Sie wollen nicht, dass du gehst. Und das Einzige, was sie sich als Abschiedsgeschenk für dich vorstellen können, ist ein positives Ergebnis. Obwohl sie wissen, dass du im Prinzip dagegen bist, dass ich für umsonst arbeite, und obwohl sie wahrscheinlich inzwischen herausbekommen haben, dass ich die Schuld trage am Tod deines Bruders, haben sie mich gebeten zu helfen. Weil sie denken, dass ich helfen kann. Und ich glaube, das habe ich getan.« Er wies auf die Papiere in ihrer Hand. »Ich habe Maze Man gefunden.«
    »Das ist deine Vorstellung von Hilfe bei der Ermittlungsarbeit? Eine dürftige Verbindung zu einer unbekannten TV-Serie, die es nicht einmal als DVD gibt? Was soll das bringen, selbst wenn es auf Tatsachen beruht und nicht nur Wunschdenken ist?« Ihre Wut flammte auf. Tony glaubte jedoch, dass das nicht viel mit den Morden in Bradfield zu tun hatte. Unter normalen Umständen wäre sie betrübt und ärgerlich gewesen und hätte Paula später eine Abfuhr erteilt. Doch hier ging es um etwas anderes.
    Er nahm sich Zeit, rupfte ein Stück Fisch ab und aß es. »Die Tatorte sind praktisch identisch. Der Mörder hat den Namen des Hauptdarstellers übernommen, als er sich ein Zimmer in einem Motel mietete, wo er wahrscheinlich sein zweites Opfer ertränkte. Es gibt eine Website, auf der etwa ein Dutzend Personen

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