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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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gesagt, dass ich die Rechner auch von hier aus überwachen werde. Ich hab was für dich, von der Website in Oklahoma.«
    Paula grinste und machte Kevin gegenüber das Daumen-hoch-Zeichen. »Du bist ein Genie, Stacey. Hast du einen Namen für uns?«
    »Ich habe einen Ansatzpunkt«, antwortete Stacey zögernd. »In diesem Forum ist kein User aus England aktiv. Aber ich habe auf der Seite eine Art Hintertür gefunden, über die ich das Mailarchiv einsehen konnte. Vor ungefähr einem Jahr ging eine E-Mail ein. Du kannst sie bei euch auf meinem Bildschirm Nummer eins im Posteingang abrufen. Ich bin gerade dabei, den Absender aufzuspüren. Seine Daten reiche ich nach, sobald ich sie habe.«
    »Danke. Wie läuft es bei euch dort unten? Wie hält sich die Chefin?«
    »Ich bin zu beschäftigt für solchen Firlefanz. Ich melde mich wieder, wenn ich relevante Informationen habe.« Mit einem Klick war die Leitung tot.
    »Die Frau hat die soziale Kompetenz eines Einsiedlerkrebses«, stellte Kevin fest.
    »Ich dachte, sie hätte sich gebessert, aber wir müssen der traurigen Wahrheit wohl ins Auge blicken. Eine Tratschtante wird aus unserer Stacey nie. Lass uns schauen, was sie für uns hat.« Paula war bereits dabei, die E-Mail zu öffnen. Sie vergrößerte den Text auf Bildschirmformat und begann vorzulesen: »Hi, Maze-Man-Typ. Ich mag deine Seite. Ich bin Engländer, aber hier drüben scheint sich keiner an die Sendung zu erinnern. Ich hab die ganze Serie auf Video, aber die Kassetten sind langsam etwas abgenudelt. Kennst du jemanden in England, der die Serie hat? Viele Grüße, der MAZE MAN FAN.«
    Danach folgte eine Notiz von Stacey. »Hier die Antwort: ›Tut mir leid, MMF, hier gibt es sonst keine Engländer. Viel Glück beim Weitersuchen.‹ Beachtet die Mailadresse. Ich bin schon auf der Suche nach Kerry Fletcher hier im System. Weitere Infos folgen.«
    Paula drehte sich um und gab Kevin High Five. »Der Anfang ist gemacht«, freute sie sich.
    »Mehr als der Anfang. Wir haben einen Namen. Genau das, was uns bis jetzt in diesem Fall gefehlt hat. Wenn alles gut läuft, haben wir die Sache unter Dach und Fach, bis die Chefin aus Worcester zurückkommt.« Er schüttelte den Kopf. »Verdammtes Worcester. Vor sechs Monaten kannte ich mal eben so den Ortsnamen, und jetzt kann ich mich quasi nicht mal umdrehen, ohne darüber zu stolpern.«
    Paulas Handy klingelte, sie schaute kurz auf das Display und verzog das Gesicht. »Ein Gutes hat Worcester«, stöhnte sie entnervt. »Die gottverdammte Penny Burgess arbeitet nicht dort.«

    Dicke Rauchschwaden stiegen auf und lösten sich immer zögerlicher auf. Die Luft wurde buchstäblich von Minute zu Minute dicker. Gelbrote Flammen wurden auf den Strohballen sichtbar, manche züngelten kurz und erstarben dann wieder, doch manche brannten knisternd weiter. Prasselnd und lodernd näherten die Flammen sich der Scheunendecke und dem Eingangstor.
    Das Inferno breitete sich aus und verdoppelte seine Reichweite binnen weniger Minuten, dann in Sekunden, bis der mächtige Strohballenstapel im hinteren Teil der Scheune eine einzige Feuerwand war. Dicke Rauchwolken sammelten sich unter der Decke. Die Feuerzungen leckten bereits an den hölzernen Dachbalken und breiteten sich über die ganze Länge aus, wie Wasser, das auf eine ebene Oberfläche ausgeschüttet wird. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte noch niemand mitbekommen, was sich da abspielte.
    Die Dachbalken stellten gleichzeitig die Brücke zum Dachraum der Pferdeställe dar. Beide Gebäude stabilisierten sich gegenseitig. Das Feuer kroch die robusten Balken entlang, der Mörtel, der die Passage zum Stall versiegeln sollte, verzögerte den Prozess ein wenig, aufzuhalten war er jedoch nicht mehr.
    Die Pferde nahmen den Rauch lange vor den Menschen wahr. Unruhig stampften und schnaubten sie in ihren Boxen und warfen panisch und mit den Augen rollend die Köpfe von einer Seite zur anderen. Eine graue Stute trat gegen die Wände ihrer Box und gab ein hohes, lautes Wiehern von sich. Das Weiße ihrer Augen stach gegen die schwarzen Augenlider ab. Als dann die ersten Flammen den Heuspeicher direkt über den Pferden erreicht hatten, wurde die Unruhe zur Panik. Die Tiere hatten nun Schaum in den Mundwinkeln und traten wild um sich.
    Das Feuer breitete sich jetzt sehr schnell aus, denn leicht entzündliches Material wie Holz, Heu und Stroh gab es hier mehr als genug. In rasender Angst traten die Pferde mittlerweile laut wiehernd gegen die Holztüren ihrer

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