Vergeltung
regelmäßig in einem Forum schreiben. Wenn einer von ihnen in Bradfield wohnt, könnte er dein Mörder sein. Oder er könnte den Täter kennen. Es ist besser als nichts; und dein Team hatte nichts gefunden, bis ich das hier vorschlug.«
Carol knallte die Papiere auf den Tisch. »Wie kannst du dich damit abgeben? Wie kannst du dir einen Dreck aus einem komischen Scheißkerl machen, der Prostituierte umbringt, wenn Jacko Vance da draußen herumläuft? Er hat dich im Visier, genau wie mich. Du solltest mit Ambrose und Patterson arbeiten und versuchen, Vance zu finden, nicht hier mit etwas herummachen, das dich nichts angeht.« Sie schrie jetzt, ihre Stimme fing an zu zittern, weil ihr die Tränen kommen wollten, aber er wusste, dass sie alles tun würde, um das zu vermeiden. »Offensichtlich nimmst du mich nicht wichtig, aber nimmst du nicht wenigstens dich selbst wichtig?«
Tony starrte sie trotzig an. »Eigentlich hast du das verdreht. Ich nehme mich wahrscheinlich nicht wichtig genug, aber ich kümmere mich wirklich um dich. Und Vance weiß das. Wahrscheinlich ist Chris deshalb jetzt im Krankenhaus.« Schon als ihm die Worte über die Lippen kamen, verfluchte er seine eigene Dummheit.
Carol sah aus, als hätte er sie geohrfeigt. »Chris ist im Krankenhaus? Das höre ich jetzt zum ersten Mal. Was zum Teufel ist ihr zugestoßen?«
Tony konnte ihr nicht in die Augen schauen. »Sie ist an Paulas Stelle Nelson holen gegangen. Vance war in deine Wohnung eingedrungen und hatte in den Eimer mit Katzenfutter eine Vorrichtung eingebaut. Sie bekam eine Ladung Schwefelsäure ins Gesicht.«
»Oh mein Gott«, sagte Carol schwach. »Das war für mich gedacht.«
»Ja. Das glaube ich auch. Um dich noch mehr leiden zu lassen und auch, um mich zu treffen.«
»Was … Wie geht es ihr?«
»Nicht gut.« Es gab keine einfache Möglichkeit, der Wahrheit aus dem Weg zu gehen, jetzt, wo er die Tür aufgestoßen hatte. »Sie ist auf beiden Augen blind, ihr Gesicht ist schrecklich verbrannt, und man sorgt sich um ihre Lunge. Sie liegt in einem künstlichen Koma, um sie stabil und schmerzfrei zu halten.« Er streckte die Hand nach Carol aus, aber sie wich zurück. »Wir haben es dir nicht gesagt, weil wir dachten, dass du schon genug hattest, mit dem du fertig werden musst.«
»Mein Gott«, erwiderte sie. »Das wird ja immer schlimmer. Und was machst du jetzt? Warum arbeitest du nicht an Vance’ Ergreifung?«
»Ich habe Alvin schon mit allem geholfen, was ich tun kann. Er weiß, wo ich bin, wenn er mich braucht.« Er spürte, dass es ihm die Kehle zuschnürte, und räusperte sich. »Ich kann keine Wunder vollbringen, Carol.«
»Früher dachte ich, du könntest das«, sagte sie, und ihr Gesicht verzog sich. Sie biss sich auf die Lippe und wandte sich ab.
Tonys Mund lächelte, aber der Rest seines Gesichts folgte nicht. »Manchmal täuscht man sich in den Menschen … Es tut mir leid, Carol. Wirklich. Wenn du dich dabei sicherer fühlst, ich glaube, er wird sich als Nächstes daranmachen, Micky zu verletzen. Das heißt wahrscheinlich, Betsy ist in Gefahr. Alvin hat die örtliche Polizei im großen Stil einbezogen, sie werden auf ihrer Farm durch bewaffnete Beamte geschützt.« Er stocherte mit dem Finger in seinem Essen herum, der Appetit war ihm vergangen. »Ich weiß nicht, was wir noch tun können. Und ja, ich hab verdammte Angst vor dem, was er plant.«
»Welche Ironie, oder? Wir schützen die Frau, die damals vor vielen Jahren Vance’ kriminelle Karriere ermöglicht hat. Ihre Scheinehe hat es ihm leichter gemacht, junge Frauen zu entführen, sie gefangen zu halten, zu foltern, zu vergewaltigen und zu töten. Und du und ich, die wir ihm Einhalt geboten haben, wir sind diejenigen, die verloren haben. Sie wird wieder heil aus der Sache herauskommen«, sagte Carol, und der Zorn überwältigte sie. »Es ist so unfair.« Sie ließ sich auf den großen ledernen Drehsessel ihm gegenüber fallen, denn endlich ging ihr die Energie aus.
»Ich weiß. Aber wenigstens bist du hier sicher.«
»Was meinst du damit?«
»Über das Boot weiß er, glaube ich, nicht Bescheid. Ich denke, er hat jemanden beauftragt, unser Leben auszuspionieren; er hat beobachtet, wo wir hingehen, was wir tun und wen wir besuchen. Diese versteckten Kameras in der Scheune …«
»Welche versteckten Kameras? Warum hat man mir nichts davon gesagt?« Sie bot ihre letzten Reserven an Empörung auf. »Und wieso zum Teufel weißt du Bescheid?«
»Die Techniker haben
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