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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Boxen. Die Stallburschen waren zum Schutz ihrer Chefinnen auf Patrouille; gerade deshalb wurde viel zu spät bemerkt, was sich da abspielte, und das Feuer griff ungehindert um sich.
    Als der erste Stallbursche, Johnny Fitzgerald, erschien und die am nächsten gelegene Stalltür öffnete, bot sich ihm ein Anblick wie aus einem wahren Höllenszenario. Schreiende, bockende Pferde, deren Rücken in Flammen standen, tobten wild um sich tretend in ihren Boxen. Ihre trampelnden Hufe stellten für jeden potenziellen Retter eine akute Lebensgefahr dar.
    Johnny war das egal. Er schrie: »Feuer! Feuer! Ruft die Feuerwehr!«, und rannte dann auf die braune Stute mit der weißen Blesse zu, die er an diesem Morgen noch geritten hatte. Dabei riss er ein Halfter von einem Haken bei der Scheunentür. Falier’s Friend war eines seiner Lieblingstiere, eine sanftmütige Stute, für die jedoch allein der Anblick der Hindernisse beim National Hunt genügte, um sie in eine rasende Furie an der Spitze des Feldes zu verwandeln. Als Johnny sich ihr näherte, senkte er die Stimme und sprach fortwährend beruhigend auf sie ein. Das Pferd stand nun still auf allen vier Hufen und schwang den Kopf von einer Seite zur anderen. Es schnaubte und rollte mit den Augen, als die züngelnden Funken den Pferderücken streiften, dann zu Boden fielen und dort neue Brandherde schufen. Die Hitze war unerträglich und dörrte Johnnys Nase und Kehle aus, als er weiter vordrang. Das laute Gewieher der Pferde und das Feuer taten ihm im Herzen weh, Mitleid und Angst erfüllten ihn. Er liebte diese Tiere, doch er ahnte, dass es aus dieser Hölle kaum einen Ausweg für alle seine Schützlinge geben konnte.
    Ohne kostbare Zeit zu verschwenden, trat er nahe genug heran, um dem Pferd das Halfter über den Kopf zu streifen und die Stalltür zu entriegeln. »Komm, mein braves Mädchen«, lockte er das Tier. Falier’s Friend brauchte keine weitere Ermutigung. Sie machte einen Satz Richtung Ausgang, wobei sie Johnny fast umriss, und beide stürzten auf den Hof hinaus.
    Dort herrschte mittlerweile hektische Aktivität. Das Feuer wütete vor allem am einen Ende des Gebäudekomplexes, und überall versuchten Stallburschen und Personenschützer der Polizei, das Feuer daran zu hindern, sich weiter auszubreiten, und die Pferde zu retten. Johnny verbrachte einige kostbare Sekunden damit, die braune Stute zu beruhigen, dann übergab er den Strick einem Polizisten. Er zog seinen Pullover aus, tauchte ihn in einen Wassertrog, wickelte ihn sich um den Kopf und betrat erneut die Scheune.
    War es beim ersten Mal schon schlimm gewesen, so war es jetzt die reinste Hölle. Als er sich zwang, sich dem nächsten Pferd zu nähern, war die Hitze bereits kaum noch auszuhalten. Midnight Dancer war eine schwarze Schönheit, um deren Topkondition sie jeder andere Hof im Umkreis beneidete. Ihre sonst glänzenden, dunklen Flanken wirkten nun stumpf von Rauch, Asche und Schweiß, und ihr ohrenbetäubend schrilles Wiehern ließ Johnny, der bereits vom Rauch benommen war, erzittern. Er verbrannte sich die Hand am Haken, an dem das nächste Halfter hing, schaffte es aber, den Strick in der Hand zu behalten.
    Das Pferd wie mit einem Lasso einzufangen, war nahezu unmöglich. Es warf den Kopf wild hin und her, bleckte die Zähne, zuckte mit den Ohren und signalisierte damit, dass es gefährlich war, näher zu kommen. Johnny schimpfte, doch er ließ seine Flüche sanft klingen wie Koseworte. Plötzlich merkte er, dass jemand bei ihm stand. Durch den dichten schwarzen Rauch erkannte er das Gesicht von Betsy Thorne, seiner Chefin und Lehrmeisterin. »Ich habe Wasser«, rief sie. »Ich werde es ihr überschütten, vielleicht können wir sie so erschrecken, dass du ihr das Halfter umlegen kannst.« Es war schwer, ihre Worte im lauten Prasseln der Flammen, dem Hufgetrappel und im Lärm des Gewiehers und der Schreie zu verstehen, doch Johnny begriff, was sie wollte.
    Betsy schüttete dem Tier das kalte Wasser über, und Midnight Dancer stand kurz still. Johnny reagierte sofort und legte ihr das Halfter an. Es blieb an den Ohren des Tieres hängen, rutschte dann aber über den Hals herunter. Als Betsy nach dem Riegel der Boxentür greifen wollte, erklang ein lauter Knall und dann ein bedrohliches Knarren. Beide schauten nach oben, wo einer der massiven Eichenbalken sich vom Dach löste und als flammendes Wurfgeschoss geradewegs auf sie zusteuerte.
    Johnny zögerte keine Sekunde, sondern ließ das Strickende

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