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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Vorstoßes zu machen. Na ja, Vorstoß würde man es im populären Psychologiejargon nennen. Er war sich wohl bewusst, dass das, was als Vorstoß betrachtet wurde, oft die Ankündigung einer anderen Art von Veränderung war. Er wollte seine gute Beziehung zu Carol nicht zerstören und war andererseits immer noch besorgt, dass genau das passieren würde, wenn sie miteinander ins Bett gingen. Beim Sex hatte er nie viel Erfolg gehabt. Die meiste Zeit war er impotent gewesen. Er konnte sexuelle Erregung verspüren, allerdings war sie offenbar viel schwächer, als sie bei den meisten Männern zu sein schien. Aber sobald er nackt mit einer Frau zusammen war, verabschiedete sich sein Penis. Er hatte es mit Viagra versucht, das seine körperlichen Symptome beseitigt, aber seinen Kopf durcheinandergebracht hatte. Andererseits hatte das vielleicht mehr mit der Tatsache zu tun gehabt, dass die Frau, mit der er damals zusammen war, nicht Carol gewesen war. Tony stieß einen tiefen, aufrichtigen Seufzer aus. Alles war so kompliziert. Vielleicht sollten sie es einfach so lassen. Zugegeben, perfekt war es nicht. Aber was war denn schon perfekt?
    Inzwischen war das Beste, was er für Carol tun konnte, im Hintergrund ihrem Team zu helfen, damit sie ihre letzte Aufgabe bravourös absolvieren konnten. Aber bevor er sich in diese Sache vertiefte, musste er herausfinden, was sich bei der Jagd nach Vance tat. Er wollte Ambrose nicht vor seinem Chef in eine peinliche Lage bringen, deshalb schickte er lieber eine SMS, statt ihn anzurufen. Tony war ziemlich stolz auf sich, als er auf »senden« klickte. Er wusste zwar, dass er, um wie ein ganz normaler Mensch zu scheinen, immer noch eine Menge zu lernen hatte. Aber vielleicht war er endlich dabei, sich ein paar Kniffe in Sachen Takt und Diplomatie anzueignen.
    Er hatte kaum angefangen, die Dateien von Stacey herunterzuladen, die sie für ihn in der Cloud hinterlegt hatte, als Ambrose zurückrief. »Hallo, ich grüße Sie«, sagte Ambrose mit seiner tiefen, vollen Stimme. Keine Namen; er passte immer auf, sich nicht zu verraten.
    »Danke, dass Sie zurückrufen.« Das hatte Tony auswendig gelernt; anscheinend sollte man ja nicht nur brummen, wenn jemand einen Anruf erwiderte, es sei denn, man war ein Jugendlicher. »Irgendetwas Neues wegen Vance?«
    »Er treibt sich immer noch irgendwo herum. Und wir werden von den Medien belagert«, sagte Ambrose. »Wir haben das Taxi gefunden, das er gestohlen hat. Er hat es an der M42 in nördlicher Richtung hinter der Raststätte stehenlassen. Aber kein Anzeichen von dem Mann selbst. Wir lassen im Moment die Aufnahmen aus den Überwachungskameras durchsehen, aber erwarten Sie sich nicht zu viel. Die Bilder mit der besten Qualität sind von der Raststätte innen. Wenn Vance da nicht reingegangen ist, sind wir wahrscheinlich aufgeschmissen.«
    »Mehr konnte man wahrscheinlich auch nicht erwarten.«
    »Ich merke erst jetzt, was für ein gerissener Kerl er ist. Damals habe ich dem Fall nicht besonders viel Aufmerksamkeit gewidmet, es war zu viel auf meinem eigenen Terrain los. Haben Sie irgendwelche Tipps?«
    »Er ist nicht mehr in unserer Gegend, darauf könnte ich wetten. Ich bin ziemlich sicher, dass seine Pläne keinen weiteren Aufenthalt in Oakworth vorsehen. Und Pläne hat er bestimmt«, sagte Tony ernst.
    »Natürlich. Man macht sich nicht die enorme Mühe rauszukommen, ohne konkrete Ziele zu haben. Sagt Ihnen übrigens der Name Terry Gates etwas?«
    »Oh Mist«, stöhnte Tony. »Manchmal bin ich dümmer, als die Polizei erlaubt.«
    Aus dem Hörer war ein wenig belustigtes Lachen zu hören. »Das darf ich also als Bestätigung verstehen.«
    »Oh Mann, Ambrose, es tut mir leid. Ich hätte an Terry Gates denken sollen.« Während Tony das sagte, sah er Gates vor sich. Muskulöse, drahtige Arme, große braune Augen wie ein zutrauliches Tier, ein offenes Gesicht, auf dem sich ein Lächeln ausbreitete, wann immer er Vance anblickte. Tony konnte sich erinnern, wie er Gates bei der Arbeit an seinem Marktstand beobachtet hatte. Terry wusste, wann es darauf ankam, mit Männern technische Dinge zu bereden, und Frauen umgarnte er, bis sie Dinge kauften, von denen sie nie geahnt hatten, dass sie sie brauchten. Mit seinem Publikum ging er gewandt um, und doch war er vollkommen blind, wenn es um Vance ging. »Warum fragen Sie?«
    »Er war Vance’ einziger regelmäßiger Besucher. Laut Unterlagen kam er jeden Monat, ließ kein einziges Mal aus. Wir haben die Kollegen

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