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Vergessene Stimmen

Titel: Vergessene Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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zum Leben. Im Aufzug trennten sich Bosch und Rider. Bosch fuhr direkt zur Robbery-Homicide Division im zweiten Stock hinauf, um Kehoe und Bradshaw abzulösen, während Rider vorher noch ins Büro ging, um die Akte zu holen, die sie über William Burkhart zusammengestellt hatte.
    »Bis gleich«, sagte sie zu Bosch, als sie ausstieg. »Hoffentlich haben Kehoe und Bradshaw schon Kaffee gemacht.«
    Bosch bog um die Ecke und ging den Flur zur RHD hinunter. Eine Stimme ließ ihn mitten im Schritt innehalten.
    »Was habe ich Ihnen über Runderneuerte gesagt?«
    Bosch drehte sich um. Es war Irving, der aus dem Flur gegenüber kam. Dort war an sich nur die IT-Abteilung. Deshalb vermutete Bosch, dass Irving auf dem Flur gewartet hatte. Er versuchte, sich seine Überraschung, dass Irving anscheinend bereits von den Vorfällen auf dem Freeway wusste, nicht anmerken zu lassen.
    »Was machen Sie denn hier?«
    »Oh, ich wollte heute einfach früh anfangen. Es wird schließlich ein langer Tag.«
    »Tatsächlich?«
    »Tatsächlich. Und ich möchte Sie fairerweise warnen. Am Morgen werden die Medien über Ihr nächtliches Malheur in Kenntnis gesetzt werden. Die Reporter werden erfahren, wie Sie diesen Mackey als Köder benutzt haben und auf welch schreckliche Weise er deshalb ums Leben kam. Sie werden wissen wollen, wieso ein pensionierter Detective wie Sie wieder bei der Polizei aufgenommen werden konnte, wenn dann so was dabei herauskommt. Aber keine Sorge. Diese Fragen werden wahrscheinlich dem Polizeichef gestellt, der das alles in die Wege geleitet hat.«
    Bosch schüttelte lachend den Kopf, als ob ihn diese Drohung nicht beeindrucken könnte. »Ist das alles?«
    »Außerdem werde ich dem Leiter der Internal Affairs Division nahe legen, eine Untersuchung durchzuführen, wie Sie diese Ermittlungen geführt haben, Detective Bosch. Ich würde mich an Ihrer Stelle noch nicht zu sehr darauf einstellen, wieder bei der Polizei zu sein.«
    In der Hoffnung, etwas von der Drohung zurückzugeben, machte Bosch einen Schritt auf Irving zu.
    »Gut, Chief, tun Sie das. Aber hoffentlich bereiten Sie den Chef der Dienstaufsicht dann auch schon darauf vor, was ich seinen Ermittlern sowie den Journalisten über Ihre Rolle in dieser Angelegenheit erzählen werde.«
    Es kam zu einer langen Pause, bis Irving anbiss.
    »Was reden Sie da für einen Unsinn?«
    »Den Mann, über dessen Tod Sie sich jetzt so entrüsten, haben Sie vor siebzehn Jahren laufen lassen, Chief. Sie haben ihn laufen lassen, damit Sie Ihren Kuhhandel mit Richard Ross machen konnten. Mackey hätte hinter Gitter gehört. Stattdessen hat er mit einer Waffe von einem seiner Einbrüche ein sechzehnjähriges Mädchen ermordet.«
    Bosch wartete, aber Irving sagte nichts.
    »Das ist richtig«, fuhr Bosch fort. »Ich mag vielleicht Roland Mackeys Blut an meinen Händen haben, aber an Ihren klebt das von Rebecca Lost. Wollen Sie damit zu den Medien und zur IAD gehen? Nur zu, versuchen Sie es, dann werden wir ja sehen, was dabei herauskommt.«
    Irvings Augen bekamen etwas Verkniffenes. Er machte einen Schritt auf Bosch zu, bis ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.
    »Sie haben Unrecht, Bosch. Diese jungen Burschen damals, sie hatten nichts mit der Lost-Geschichte zu tun.«
    »Ach ja? Wer hat das festgestellt? Green und Garcia sicher nicht. Sie wurden von Ihnen in eine andere Richtung dirigiert. Genau wie der Vater des Mädchens. Er wurde von Ihnen und einem Ihrer Handlanger abgehalten.«
    Bosch zeigte auf Irvings Brust.
    »Um Ihren sauberen kleinen Deal nicht aufs Spiel zu setzen, haben Sie Mörder laufen gelassen.«
    Irvings Stimme wurde eindringlich, als er antwortete.
    »Da liegen Sie völlig falsch. Glauben Sie allen Ernstes, wir würden Mörder laufen lassen?«
    Bosch trat kopfschüttelnd zurück. Er musste fast lachen.
    »Das glaube ich tatsächlich.«
    »Jetzt hören Sie mal gut zu, Bosch. Wir haben die Alibis jedes Einzelnen dieser Jungen überprüft. Es war an keinem etwas auszusetzen. Für einige von ihnen waren sogar wir das Alibi, weil wir sie damals noch beobachteten. Aber wir haben uns erst vergewissert, dass keiner aus dieser Gruppe etwas mit dieser Sache zu tun gehabt haben konnte, und dann haben wir Green und Garcia gesagt, sie sollten dem nicht weiter nachgehen. Und das Gleiche haben wir auch dem Vater gesagt, aber er wollte keine Ruhe geben.«
    »Und deshalb haben Sie ein bisschen nachgeholfen, richtig, Chief? Ihm vollends den Rest

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