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Vergessene Stimmen

Titel: Vergessene Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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zurückkam, schaute McClellan durch die gläserne Schiebetür über die Terrasse hinaus. Die Luft über dem Pass war klar. Aber es war noch früh.
    »Schöner Blick«, sagte McClellan.
    »Ich weiß. Ich sehe nicht, dass Sie irgendwelche Akten dabeihaben, Lieutenant, Hoffentlich ist das kein Höflichkeitsbesuch oder einer dieser Besuche, wie sie ihn vor siebzehn Jahren Robert Lost abgestattet haben.«
    McClellan drehte sich zu Bosch herum und nahm das Glas Wasser und die Beleidigung mit derselben ausdruckslosen Miene entgegen.
    »Es gibt keine Akten. Wenn es welche gab, sind sie schon lange verschwunden.«
    »Und jetzt? Sind Sie gekommen, um mich mit Ihren Erinnerungen zu überzeugen?«
    »Tatsache ist, dass ich mich sehr gut an diese Zeit erinnern kann. Aber zunächst sollten Sie sich über eines klar werden. Ich war Detective ersten Grades bei der PDU. Wenn ich einen Auftrag erhielt, erledigte ich ihn. In so einer Position stellt man seine Befehle nicht in Frage. Tut man das, ist man raus.«
    »Sie waren also ein guter Soldat, der nur seine Pflicht getan hat. Verstehe. Und was ist mit den Chatsworth Eights und dem Lost-Mord? Was ist mit den Alibis?«
    »Bei den Eights gab es acht Hauptakteure. Ich habe im Fall jedes Einzelnen nachgewiesen, dass sie nichts mit der Sache zu tun haben konnten. Und denken Sie nicht, dass ich das wollte. Aber ich hatte nun mal den Auftrag erhalten, nachzuprüfen, ob einer dieser kleinen Pisser daran beteiligt gewesen sein könnte. Und das habe ich geprüft. Aber sie hatten alle eine weiße Weste – zumindest, was den Mord angeht.«
    »Was wissen Sie über William Burkhart und Roland Mackey?«
    McClellan setzte sich auf einen Sessel beim Fernseher. Das Wasserglas, aus dem er erst noch trinken musste, stellte er auf den Couchtisch. Bosch machte Miles Davis mitten in Freddie Freeloader aus und blieb mit den Händen in den Hosentaschen an der Schiebetür stehen.
    »Also, zuallererst, Burkhart stellte kein Problem dar. Wir haben ihn nämlich in besagter Nacht observiert.«
    »Das müssen Sie mir erklären.«
    »Er war gerade ein paar Tage zuvor aus Wayside entlassen worden. Und weil wir einen Tipp bekommen hatten, dass dort oben sein Glaube an die Überlegenheit der weißen Rasse neu entfacht worden war, hielten wir es für angebracht, ein Auge auf ihn zu werfen und zu sehen, ob er wieder von vorn anfangen würde.«
    »Wer hat das angeordnet?«
    McClellan sah Bosch nur an.
    »Irving natürlich«, antwortete Bosch für ihn. »Um seinen Deal nicht aufs Spiel zu setzen. Die PDU observierte also Burkhart. Wen sonst noch?«
    »Burkhart tat sich nach seiner Entlassung mit zwei Mitgliedern der alten Gruppe zusammen. Einem Withers und einem Simmons. Es sah zwar so aus, als führten sie etwas im Schild, aber an fraglichem Abend waren sie in einem Billardsalon in der Tampa und ließen sich voll laufen. Daran gab es nichts zu rütteln. Zwei verdeckte Ermittler waren die ganze Zeit mit ihnen da drinnen. Um Ihnen das zu sagen, bin ich hier. Die Alibis waren hieb- und stichfest, Detective.«
    »Tatsächlich? Na schön, dann erzählen Sie mir von Mackey. Ihn hat die PDU doch nicht observiert, oder?«
    »Nein, Mackey nicht.«
    »Wieso war dann sein Alibi so hieb- und stichfest?«
    »Woran ich mich im Zusammenhang mit Mackey an dem Abend, an dem das Mädchen entführt wurde, erinnern kann, ist, dass er in der Chatsworth High Nachhilfe hatte. Er ging zur Abendschule, um seinen Highschool-Abschluss zu machen.«
    »Seinen General Education Degree, um genau zu sein. Das ist nicht ganz das Gleiche.«
    »Allerdings. Das war eine seiner Bewährungsauflagen. Und er hätte ihn auch bestehen müssen. Aber er hatte ziemliche Probleme. Deshalb bekam er an den freien Abenden – wenn keine Schule war – Nachhilfe. Und an dem Abend, als das Mädchen entführt wurde, war er bei seinem Nachhilfelehrer. Das habe ich nachgeprüft.«
    Bosch schüttelte den Kopf. McClellan wollte ihm etwas unterjubeln.
    »Wollen Sie mir weismachen, Mackey hatte die ganze Nacht Nachhilfe? Entweder wollen Sie mich jetzt hier verarschen, oder Sie haben sich damals von Mackey und seinem Nachhilfelehrer verarschen lassen. Wer war der Nachhilfelehrer?«
    »Nein, nein, sie waren nur am Beginn des Abends zusammen. An den Namen des Nachhilfelehrers kann ich mich nicht mehr erinnern, aber sie waren bis spätestens elf Uhr fertig, und dann ging jeder seiner Wege. Mackey ging nach Hause.«
    Bosch machte ein verdutztes Gesicht.
    »Das ist doch kein Alibi,

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