Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vergessene Stimmen

Titel: Vergessene Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
sollen.
    »Ich werde ihm sagen, dass er ein freier Mann ist«, sagte er.
    Als er sich entfernte, rief ihm Rider hinterher.
    »Harry, ich mache dir keinen Vorwurf.«
    Er blickte zu ihr zurück.
    »Ich stehe hinter jedem Schritt, den wir gemacht haben. Es war ein guter Plan.«
    Er nickte.
    »Danke, Kiz.«

 
     
     
     
     
     
     
     
     
    35
    Bosch fuhr nach Hause, um zu duschen, frische Sachen anzuziehen und vielleicht ein bisschen zu schlafen, bevor er zur Besprechung mit seiner Einheit in die Stadt zurückfuhr. Wieder einmal war er in einer Stadt unterwegs, die gerade wach wurde. Und wieder einmal kam sie in seinen Augen hässlich hoch, mit lauter Ecken und Kanten und in hartem Licht. Inzwischen fand er alles hässlich.
    Bosch sah der Besprechung mit gemischten Gefühlen entgegen. Er würde im Mittelpunkt stehen. Allen von Offen-Ungelöst war klar, dass ihr Vorgehen wegen Mackeys Tod genauestens analysiert und bewertet würde. Und nicht weniger war ihnen klar, dass sie nach dem Grund für diese potenzielle Bedrohung ihrer Karrieren nicht lange suchen müssten.
    Bosch warf seine Schlüssel auf die Küchentheke und hörte den Anrufbeantworter ab. Keine Nachrichten. Er sah auf seine Uhr und stellte fest, dass er noch mindestens zwei Stunden Zeit hatte, bevor er zum Pacific Dining Car losfahren musste. Der Blick auf die Uhr erinnerte ihn an das Ultimatum, das er Irving bei ihrer Begegnung vor der RHD gestellt hatte. Aber er bezweifelte, dass er jetzt noch von Irving oder McClellan hören würde. Es schien, als durchschaute inzwischen jeder seine Bluffs.
    Ein paar Stunden zu schlafen kam nicht in Frage, nicht bei alldem, was ihn jetzt belastete. Er hatte die Akten mit ins Haus genommen. Damit würde er sich beschäftigen. Wenn alle Stricke rissen, hatte er immer noch die Mordakte. Er musste das Ziel im Blick behalten. Den Fall.
    Er machte die Kaffeemaschine an, duschte fünf Minuten und machte sich dann an die Arbeit. Während er die Mordakte noch einmal durchging, lief Kind of Blue auf dem CD-Spieler.
    Das Gefühl, dass er etwas übersah, was direkt vor seiner Nase war, ließ ihm keine Ruhe. Er glaubte, dass ihn dieser Fall nie mehr loslassen würde, dass er ihn immer mit sich herumschleppen würde, wenn es ihm nicht zu finden gelang, was er übersah. Und er wusste, wenn es irgendwo zu finden wäre, dann in der Mordakte.
    Er beschloss, die Dokumente diesmal nicht in der Reihenfolge durchzulesen, in der sie von den ursprünglichen Ermittlern eingeheftet worden waren. Er ließ die Ringe aufschnappen und nahm sie heraus.
    Er ließ sich Zeit, als er sie in willkürlicher Reihenfolge zu lesen begann und sich jeden Namen, jedes Wort, jedes Foto einzuprägen versuchte.
    Als er fünfzehn Minuten später wieder einmal dabei war, auf die Tatortfotos von Rebecca Losts Zimmer zu starren, hörte er vor dem Haus eine Autotür zufallen. Neugierig, wer ihn so früh besuchen kommen könnte, stand er auf und ging zur Tür. Durch den Spion sah er einen Mann auf das Haus zugehen. Durch die Linse des Gucklochs war es schwer, ihn richtig zu erkennen. Trotzdem öffnete Bosch die Tür, bevor der Mann dazu kam, zu klopfen.
    Es überraschte den Mann nicht, dass seine Ankunft beobachtet worden war. Sein Auftreten verriet Bosch, dass er Polizist war.
    »McClellan?«
    Der Mann nickte.
    »Lieutenant McClellan. Und Sie sind vermutlich Detective Bosch.«
    »Sie hätten auch anrufen können.«
    Bosch machte ihm Platz, damit er eintreten konnte. Keiner der beiden Männer machte Anstalten, dem anderen die Hand zu schütteln. Es sah Irving ähnlich, dass er seinen Mann zu ihm nach Hause schickte. Eine Standardmaßnahme der alten Ich-weiß-wo-du- wohnst-Einschüchterungstaktik.
    »Ich hielt es für besser, wenn wir persönlich miteinander reden«, sagte McClellan.
    »War das Ihre Idee oder die von Chief Irving?«
    McClellan war ein großer, kräftiger Mann mit schütterem rotblondem Haar und dicken, rosigen Wangen. Am besten träfe die Beschreibung wohlgenährt auf ihn zu. Auf Boschs Frage hin nahmen seine Wangen einen dunkleren Ton an.
    »Hören Sie, Detective, ich bin hier, um mit Ihnen zu kooperieren.«
    »Gut. Darf ich Ihnen was zu trinken anbieten? Ich habe Wasser.«
    »Ein Wasser wäre schön.«
    »Nehmen Sie Platz.«
    Bosch ging in die Küche, suchte das staubigste Glas aus dem Schrank und füllte es mit Leitungswasser. Er schaltete die Kaffeemaschine aus. Er wollte nicht, dass sich McClellan wie zu Hause fühlte.
    Als er ins Wohnzimmer

Weitere Kostenlose Bücher