Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition)
Frage, »welche Gemeinsamkeiten Judenfeinde und Islamfeinde teilen«, enthält bereits die Antwort, vor allem, wenn sie so suggestiv gestellt wird: Judenfeinde damals, Islamfeinde heute. Die einen hatten etwas gegen Juden, also Individuen, die anderen haben etwas gegen den Islam, also eine Religion. Diese Unterscheidung ist so wissenschaftlich wie die voreilige Einordnung der »Islamisierung Europas« in die Abteilung »Verschwörungsphantasien«. Nicht einmal der Gedanke, dass es so etwas geben könnte, wird zugelassen, er muss präventiv abgewehrt werden. Das Gleiche gilt für das Prinzip der »Taqiyya«, der religiös motivierten Täuschung Ungläubiger. Was ist, wenn es sie hier und da doch geben sollte? Nicht jedes »Vorurteil« ist aus der Luft gegriffen.
Zudem gehört der Antisemitismus nicht in die Kategorie der Vorurteile, sondern in die der Ressentiments. Vorurteile sind Stufen zur Urteilsbildung, korrigierbar und durch Erfahrungen revidierbar. Die feste Überzeugung der Antisemiten, Juden schlachteten zum Pessachfest Christenkinder, um aus deren Blut Matzen zu backen, war kein Vorurteil, sie gehörte vielmehr zum Bestand der Ressentiments, die durch keine Tatsache zu erschüttern waren. Die »Ritualmordlegende« hat im Laufe der Geschichte kein einziges Christenkind, dafür aber Tausenden von Juden das Leben gekostet, die überhaupt nicht verstehen konnten, wie ihnen geschah, wo doch die strengen Koscher-Regeln jede Verwendung von Blut verbieten. Jeder Versuch, diesen Umstand den Antisemiten mitzuteilen, war zum Scheitern verurteilt. So genau wollten sie es nicht wissen.
Zum Wesen eines Ressentiments gehört auch, dass ihm alles als Rechtfertigung seiner selbst dient. Der Antisemit hasst kluge Juden, weil sie klug sind, und dumme, weil sie dumm sind. Reiche Juden, weil sie Geld haben, und arme, weil sie auf Almosen angewiesen sind. Rechte Juden, weil sie dem Fortschritt im Wege stehen, und linke Juden, weil sie die Gesellschaft zersetzen. Er hasst einfach Juden, und daran, dass er sie hassen muss, sind natürlich die Juden schuld. Denn wären sie nicht da oder geblieben, woher sie gekommen sind, könnte der Antisemit ruhig schlafen. Das Vorurteil zielt auf das Verhalten, das Ressentiment aber auf die Existenz.
Wollte man nun den Antisemitismus mit der »Islamophobie«, so es denn eine gibt, vergleichen, müsste man nicht nur die Reaktionen der Antisemiten und der Islamophobiker vergleichen, sondern auch schauen, worauf sie basieren. Der Antisemitismus war und ist ein zweitausend Jahre altes »Gerücht über die Juden« (Adorno), das mit dem Tode Jesu seinen Anfang nahm. Dass sich Theologen noch immer darüber streiten, ob es die Juden oder die Römer waren, die den Heiland ans Kreuz geschlagen haben, ist ein Witz, der bereits von Mel Brooks verfilmt wurde.
Die »Islamophobie« dagegen ist ein junges Phänomen. Der Begriff wurde von Ayatollah Khomeini erfunden, nachdem er seine Rückkehr in den Iran im Jahre 1979 mit einem Blutbad besiegelt hatte. Es war ein kluges und, wie man inzwischen sehen kann, auch ein erfolgreiches Manöver, um die Aufmerksamkeit vom Täter auf den Betrachter zu verlagern.
Den Unterschied zwischen Antisemitismus und »Islamophobie« kann man am einfachsten mit dem Unterschied zwischen dem »Ritualmord« und dem »Ehrenmord« erklären. Der »Ritualmord« existierte nur in der Phantasie des Antisemiten, sogenannte Ehrenmorde aber gibt es tatsächlich, und es sind eben nicht die üblichen Familiendramen aus Eifersucht und verweigerter Liebe, die tödlich enden, sondern Zeugnisse einer Moral, die, wie Seyran Ates sagt, ihren Sitz »zwischen den Beinen einer Frau« hat.
Das Leben der in Deutschland lebenden und nach Deutschland zugewanderten »Ostjuden« ist gut dokumentiert, sowohl in der belletristischen wie der soziologischen Literatur. Es gab unter ihnen Kaffeehausliteraten, Ärzte, Rechtsanwälte, Luftmenschen, Schauspieler, Schriftsteller, Schneider, Tagediebe, Gauner und Betrüger. Was es nicht gab, das waren »Märtyrer«, die sich in Bussen und Bahnen in die Luft sprengten, um auf das Unrecht aufmerksam zu machen, das ihnen oder ihren im Osten gebliebenen Angehörigen geschah. Es gab auch keine Demonstrationen von Juden, auf denen »Tod den Ungläubigen« gerufen wurde, und kein jüdischer Vater wäre jemals auf die Idee gekommen, eine Schule zu verklagen, damit sein Sohn einen Raum zugewiesen bekommt, in dem er seine Gebete verrichten kann.
Dafür gab es den habgierigen
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