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Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition)

Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition)

Titel: Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk M. Broder
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zentrale Botschaft von Al-Kaida – »Ihr liebt das Leben, wir aber lieben den Tod« – im Ohr und in der Tagesschau einen Bericht über die von Moslems an Moslems veranstalteten Massaker im Irak und in Afghanistan gesehen hat und danach nicht »islamophob« wird, der steigt auch zu einem Tiger, der seit Tagen nicht mehr gefüttert wurde, in den Käfig, um ihm aus der Bergpredigt vorzulesen.
    »Von einem Zentrum der Antisemitismusforschung, dessen Expertisen die Arbeit des Bundestages und der Bundesregierung und die internationalen Diskussionen beeinflussen, ist zu erwarten, dass es den Antisemitismus im Mittleren und Nahen Osten zu einem Schwerpunkt seiner Arbeit macht«, meint Küntzel. Das kann das ZfA aber nicht leisten, weil es sich lieber mit dem Antisemitismus im Kaiserreich, in der Weimarer Republik und im Dritten Reich beschäftigt. Nur auf dem Umweg über die »Islamophobie« kratzt es an der Oberfläche der Aktualität. Kritik an dieser Praxis hat der Leiter des ZfA immer als eine Art Majestätsbeleidigung zurückgewiesen, so als würde jemand aus dem Gesinde an den Manieren des Schlossherrn herummeckern. In einem Gespräch mit der »taz« nannte Wolfgang Benz Küntzels Feststellungen »völlig lachhaft«, das Ganze sei »nicht ernst zu nehmen«. Das hätten ihm auch Ilan Mor, der damalige Gesandte der israelischen Botschaft in Berlin, Lala Süsskind, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Berlin, und der SPD-Bundestagsabgeordnete Gert Weisskirchen, Beauftragter des OSZE-Vorsitzenden zur Bekämpfung des Antisemitismus, »zugesichert«.
    Irgendetwas an dieser Erklärung kam mir unkoscher vor, roch verdächtig nach Schweinskopfsülze. Ich fragte bei Ilan Mor, Lala Süsskind und Gert Weisskirchen nach. Mor und Süsskind antworteten, sie hätten mit Benz nie über Küntzels Text gesprochen. Weisskirchen, ein höflicher Taktierer, der es sich mit niemand verderben wollte, verweigerte die Auskunft. Süsskind schickte eine Mail an Benz, in der sie sich dagegen verwahrte, von ihm vereinnahmt zu werden. Sie sei »darüber empört, diese angebliche Aussage … in der Zeitung zu lesen und sich Anfragen dazu stellen zu müssen«.
    Das Pikante an Benz’ Stellungnahme war, dass ausgerechnet der Leiter eines Instituts für Antisemitismusforschung sich einer Technik bediente, die zum Standardrepertoire von Antisemiten gehört – die Berufung auf jüdische Freunde und Bekannte als Alibigeber. Leider hatte er vergessen, sie vorher zu benachrichtigen.
    Einige Journalisten kamen Benz zu Hilfe, unter anderem der hauseigene Antisemitismusexperte der »Süddeutschen Zeitung«. Er befand, vergleichen lasse sich »alles, was in mindestens einer Hinsicht gleich und in mindestens einer anderen Hinsicht ungleich ist«. Und: »Antiislamismus und Antisemitismus sind Formen des Ressentiments gegen Minderheiten, in der Angst vor Überfremdung und Überwältigung haben sie manches gemeinsam.«
    Da balancierte der Kollege knapp am Abgrund, ohne es zu merken. Wenn man alles vergleichen kann, was in mindestens einer Hinsicht gleich und in mindestens einer anderen Hinsicht ungleich ist, dann könnte man die SZ auch mit einer Rolle Klopapier vergleichen, denn beide sind aus dem gleichen Material hergestellt und nur verschieden formatiert, also in einer Hinsicht gleich und in einer anderen ungleich. Dabei hatte der Kollege, um auf Nummer sicher zu gehen, auf den Begriff »Islamophobie« verzichtet und stattdessen »Antiislamismus« benutzt, ohne zu bedenken, dass »Islamismus« die gewaltbereite Kehrseite des friedlichen Islam ist, dass man also ruhig »Antiislamist« sein darf, ohne sich dem Verdacht der »Islamophobie« auszusetzen. – Ist halt alles a bisserl komplizierter als ein Besuch im Augustiner-Zelt auf der Wiesn.
    Überhaupt ist das Thema vermint wie die Grenze zwischen Nord- und Südkorea. Dr. Juliane Wetzel vom Zentrum für Antisemitismusforschung hielt auf der besagten Konferenz einen Vortrag über den »islamisierten Antisemitismus« unter den in Europa lebenden Muslimen. Von einem »islamischen« oder »moslemischen« Antisemitismus zu sprechen, schien ihr offenbar zu gewagt. Dieser »islamisierte« Antisemitismus, so Frau Dr. Juliane Wetzel, habe sich erst in jüngster Zeit »aufgrund von Erfahrungen im Einwanderungsland« entwickelt und sei eine »Reaktion auf soziale Ausgrenzung und Chancenlosigkeit auf dem Arbeitsmarkt«. Ja, das hat sie gesagt, und vermutlich hat sie es auch so gemeint. Womit sie die Träger des

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