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Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Woodrow-Wilson-Haus.«
     
    Bill Youngs Kontakt mit der Außenwelt führte über ein Team von Krankenschwestern. Das Bancroft-Pflegeheim war ein weitläufiger Häuserkomplex auf einem großen Grundstück, ein Anwesen, das wahrscheinlich für seinen derzeitigen Zweck umgebaut werden musste. Das Empfangsgebäude war ein flacher moderner Bau am Ende der kurzen Auffahrt. Sicherheit wurde großgeschrieben, Fragen wurden gestellt, mussten beantwortet werden, und so war es Viertel nach vier, als Miller und Roth endlich jemandem gegenüberstanden, der ihnen etwas über Bill Young erzählen konnte.
    »Sein Zustand ist nicht gut«, sagte die stellvertretende Pflegeheimleiterin Carol Inchman zu Miller. »Bill ist jetzt
seit über vierzehn Monaten bei uns. Er hatte einen schweren Schlaganfall, die linke Gesichtshälfte und große Teile des Körpers sind gelähmt. Sein Zustand hat sich durch die Behandlung deutlich gebessert, aber Essen und Sprechen fallen ihm nach wie vor schwer. Er ermüdet schnell.« Carol Inchman war schroff in ihrem Auftreten, aber sie konnte in ihrer Stimme eine gewisse Wärme mitschwingen lassen. Sachlich, aber nicht ohne Mitgefühl - genau die Art, die den Angehörigen von potentiellen Patienten das Portemonnaie öffnet.
    »Ist es eine Angelegenheit von Bedeutung?«, fragte sie Miller.
    »Von großer Bedeutung«, antwortete Miller. »Unser Captain Lassiter ist ein guter Freund von Captain Young, und er ist davon überzeugt, dass Ihr Patient uns bei einem wichtigen Aspekt des Falles, an dem wir arbeiten, behilflich sein kann.«
    Inchman lächelte. »Wir nennen ihn auch so, wissen Sie.«
    »Bitte?«, fragte Miller.
    »Captain. So nennen wir ihn. Und er mag das. Ich glaube, er war mit Leib und Seele Polizist, und seine Erkrankung war eine Katastrophe für ihn, körperlich wie seelisch.«
    Miller nickte verständnisvoll. »Meinen Sie, es wäre möglich, mit ihm zu sprechen?«
    »Ich denke schon. Es wird ihn aufmuntern, sich nützlich machen zu können. Die letzten Tage war er sehr niedergeschlagen.«
    »Haben Sie vielen Dank«, sagte Miller. »Ich verspreche, dass wir ihn nicht lange in Anspruch nehmen … Wir machen es so kurz wie möglich.«
    Carol Inchman nahm den Hörer von der Gabel, wählte eine Nummer. »Besuch für den Captain«, sagte sie zu jemandem. »Sagen Sie ihm, das Police Department benötigt seine Mitarbeit.« Sie legte den Hörer auf und erhob sich aus ihrem Sessel. »Gehen wir?«, fragte sie forsch.

    Miller und Roth folgten der stellvertretenden Heimleiterin Inchman aus ihrem Büro und den Korridor entlang.
     
    Bill Youngs eine Gesichtshälfte hatte so viel Spannung wie eine nasse Papiertüte. Es war ein beklemmender Anblick; wenn er lächelte, zog die linke Mundhälfte sich zusammen und erzeugte einen beunruhigenden Ausdruck. Über das eine Auge hatte er keine muskuläre Kontrolle, es ließ sich nur mühsam schließen, und ein Katarakt trübte die Pupille. Young schien schlafend im Lehnstuhl zu sitzen, als die Krankenschwester Roth und Miller ins Zimmer führte, aber beim Geräusch der klappenden Tür war er sofort wach.
    »Captain?«, sagte Carol Inchman mit sanfter Stimme.
    Young wandte den Kopf und schaute seine Besucher einen nach dem anderen an. Das Erkennen brauchte Zeit, und Miller machte sich klar, was Young in ihnen sah: ehemalige Kollegen, Kameraden aus dem Police Department, die kurze Rückkehr von etwas, das einmal sein Leben gewesen war.
    Seine Lebendigkeit verblüffte Roth. Im Handumdrehen war Bill Young heraus aus seinem Lehnstuhl und stand vor ihnen. Das eigenartige Grinsen und die ausgestreckte Hand verriet ihnen, dass sein Körper geschunden und gequält sein mochte, dass er geistig aber noch hellwach war.
    »Captain Young«, sagte Miller, als er ihm die Hand gab.
    Young lachte. »Hat sie Ihnen gesagt, dass Sie mich so nennen sollen?«
    »Wir sind aus Frank Lassiters Revier … Wir kommen mit der Bitte um Hilfe zu Ihnen.«
    Young bekam große Augen. Die rechte Gesichtshälfte lächelte breiter, die linke zog sich noch etwas fester zusammen.
    Carol Inchman trat ein, zwei Schritte zurück. »Ich überlasse Sie dann mal Ihren Angelegenheiten«, sagte sie. »Wenn Sie bitte noch kurz bei mir reinschauen, bevor Sie gehen, meine Herren.«

    Sie zog leise die Tür hinter sich zu, als Miller und Roth mitten im Raum standen, Bill Youngs Blicke zwischen den beiden hin und her gingen, in Vorfreude auf etwas - was immer es war -, das ihm das Gefühl zurückgeben würde, gebraucht zu

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