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Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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bis zum Hals. Irgendwann musste es ja so weit kommen. Jetzt bekam er die Quittung dafür, dass er nicht auf Verstärkung gewartet hatte. In einem solchen Moment stieß der Nutzen der Sprachsteuerungsübungen an seine Grenzen.
    »Hören Sie, ich fordere Sie noch einmal auf, die Tür zu öffnen …«
    Okay, okay, jetzt beruhigen Sie sich mal langsam.«
    Das Geräusch des zurückschnellenden Riegels. Oliver spürte die innere Anspannung.

    Der Türknauf drehte sich, die Tür öffnete sich langsam. Oliver trat einen Schritt nach links. Um nicht direkt in der Schusslinie zu stehen. Er fragte sich, vor was er sich eigentlich fürchtete. Es war jemand in der Wohnung. Jemand, der im Augenblick kooperierte. Er öffnete auf seine Aufforderung hin die Tür, und alles war in Ordnung. Wahrscheinlich war er jemand, der das Recht hatte, in dieser Wohnung zu sein - Robeys Bruder, der einen Zweitschlüssel hatte, ein Freund aus derselben Straße, der Robeys Katze gefüttert hatte. Der Mann würde sich ausweisen - ein etwas peinlicher Augenblick für Oliver, weil da wohl jemand einen Fehler gemacht hatte.
    Alles würde sich in Wohlgefallen auflösen. Kein Grund zur Panik.
    Die Tür öffnete sich.
    Der Mann, der Detective Carl Oliver gegenüberstand, war nicht zu erkennen, weil ein Schal die untere Hälfte seines Gesichts verdeckte.
    »John Robey?«, sagte Oliver, und es war das Letzte, was er in seinem Leben sagte, denn der Mann trat einen Schritt zurück, hob die Hand und setzte mit einer schallgedämpften.22er ein sauberes Einschussloch genau in die Mitte von Carl Olivers Stirn. Weil das Projektil nicht die Kraft hatte, auch den rückwärtigen Schädelknochen zu durchschlagen und wieder auszutreten, prallte es etwa acht, neun Sekunden lang im Innern von Olivers Schädel hin und her.
    Oliver stand da, den Mund leicht geöffnet, ein schiefes Lächeln auf dem Gesicht, als hätte ihm jemand einen Streich gespielt, irgendeinen albernen Schabernack, und gerade dämmerte ihm, dass er auf den Arm genommen worden war, und obwohl man sich über ihn lustig machte, würde er mitlachen, die Sache nicht krumm nehmen, denn er war ja einer von ihnen, und morgen wäre es ohnehin vergessen …
    Aber er lachte nicht, genauso wenig wie der Mann in der
Wohnung. Der Mann wartete, bis ein dünner Streifen Blut wie eine Träne aus Olivers Augenwinkel quoll und an der Wange herunterlief, und wartete noch einen Moment, bis Carl Oliver wie ein abgesägter Baumstumpf zu Boden fiel, bevor er die Wohnungstür leise hinter sich zuzog.
    Schnell bewegte er sich in den hinteren Teil der Wohnung, sammelte so viele Sachen zusammen, wie er tragen konnte, und verließ durch ein Fenster die Wohnung.
     
    Robert Miller und Al Roth fanden Carl Oliver vier Minuten später, aber da war der, der ihn erschossen hatte, längst verschwunden.
    Vollständig verschwunden - als wäre er nie dagewesen.

49
    Innerhalb von dreißig Minuten herrschte in Robeys Wohnung ein Menschengewimmel. Robert Miller blieb lange auf dem Gang vor der Wohnungstür stehen. Es war dasselbe Gefühl wie an dem Abend des Mordes an Catherine Sheridan. Er hatte Carl Oliver nicht besonders gut gekannt, nicht so wie Al Roth, aber der Tod eines Kollegen löste eine ganz besondere Art von Angst aus. Es ging dabei nicht um den Mann, der getötet worden war, sondern um das, wofür er stand. Er war zum falschen Zeitpunkt hier gewesen. Den Sinn dieses Spruchs hatte Miller noch nie verstanden. Jemand war zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen. Nein. Es war entweder der richtige Ort zum falschen Zeitpunkt oder umgekehrt. Nicht beides. Beides ergab keinen Sinn. Robeys Wohnung. Der Ort, an dem Oliver sein sollte. Wäre er zwei Stunden früher hier gewesen, wäre er jetzt noch am Leben. Der richtige Ort, der falsche Zeitpunkt. Ganz einfach.

    Aber Olivers Tod bedeutete noch viel mehr. Seine Ermordung bedeutete, dass, wer auch immer dafür verantwortlich war, sich über das Gesetz stellte. Jetzt ging es nicht mehr nur um ein paar tote Frauen. Jetzt ging es womöglich um mehr als dreißig Morde, Morde an bislang unbekannten und nicht identifizierten Personen, um Verbindungen, die über John Robey und Catherine Sheridan zu etwas sehr viel Größerem führten. Miller war davon überzeugt, mit jeder Faser seines Körpers, aber er hatte keinen Beweis, nichts, mit dem eine solche Verbindung sich belegen ließe - außer einer Haarbürste, die keine sieben Meter von der Stelle entfernt lag, an der er gerade

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