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Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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stehen, atmete so leise wie möglich und wartete, was der Mann zu sagen hatte.
    Und der Mann sagte: »Natasha.«
    Und als er ihren Namen aussprach, meinte sie sich innerlich aufzulösen, wurden ihr die Knie weich, tastete sie mit der Hand hinter ihrem Rücken nach der Kante der Arbeitsplatte, um das Gleichgewicht zu halten, sich abzustützen, einen Halt zu finden, um nicht auf der Stelle in Ohnmacht zu fallen …
    »Natasha Joyce«, sagte der Mann tonlos.
    Und obwohl sie klar im Kopf war und eine innere Stimme ihr zuschrie, dass sie nichts zu tun haben wollte mit dem, was hier passierte, nickte sie ergeben, lächelte sogar etwas verlegen und sagte: »Ja, ich bin Natasha.«
    »Gut«, sagte er. »Das ist sehr gut.«
    Er machte einen Schritt auf sie zu, und eigentlich wollte sie ihn fragen, wer er war, was er hier wollte, und vor allem, wie er in ihre Wohnung gekommen war, aber es war nicht mehr wichtig, es war nicht wichtig, weil sie irgendwie wusste, weil ein Gefühl ihr sagte, dass seine Antwort, wie sie auch lautete, so ziemlich das Letzte sein würde, was sie in diesem Leben hörte, das Letzte, was ihr in diesem Leben geschah, weil von diesem einen Schritt, den er machte, einem kleinen Schritt von nicht mehr als zwanzig, dreißig Zentimetern Länge, eine
solche Endgültigkeit ausging, weil sich nichts auf der Welt jemals so angefühlt hatte - nicht einmal, als sie im Kreißsaal wie am Spieß gebrüllt hatte, und auch nicht, als die Polizistin zu ihr gekommen war, um ihr zu sagen, dass Darryl King an einem Pistolenschuss in die Brust gestorben war … Nicht einmal da … Nicht einmal da …
    Ein undefinierbares Geräusch entwich ihrem Mund, und sie spürte, wie ihr Körper sich gegen die Schwerkraft wehrte, aber Schwerkraft war wie schweres Wasser, und die Spannung, die sie normalerweise aufrecht hielt, Spannung, die sie gar nicht wahrnahm, schien unter ihr zu entweichen, und wenn sie sich noch so fest an die Kante der Arbeitsplatte, an ihr Leben klammerte … die Augen schloss und so etwas wie ein Gebet hinauf zu einem Gott schickte, an den sie schon lange nicht mehr glaubte, wusste sie sehr wohl, dass das alles nicht mehr wichtig war …
    Ihre Knie fühlten sich an wie etwas Elastisches, Knetbares, das keinen Widerstand mehr bot …
    Sie gaben nach.
    Gaben unter ihr nach.
    Und der Mann mit dem ergrauenden Haar und den dunklen Augen war gekommen, um sie zu holen, und sie wusste, dass diese Hände das Letzte waren, was sie jemals spüren würde, dass sein Blick - verständnisvoll, geduldig, beinahe mitfühlend - der Letzte war, mit dem sie jemals angeschaut wurde.
    Der Gedanke an Chloe am Ende des Flurs.
    Der Gedanke an das Letzte, was sie je zum Vater ihres einzigen Kindes gesagt hatte - eines Kindes, das jetzt als Waise aufwachsen würde, eines Kindes, das in weniger als einer Stunde den Flur entlanggehüpft kommen, an die Tür klopfen würde, und wenn es diese verschlossen fand, schnell zurück zu Esme laufen würde, und Esme würde kommen, erfüllt von einer Vorahnung, die einem sagt, dass etwas nicht
stimmt, auch wenn man es nicht weiß, es sich nicht vorstellen kann … Aber etwas in der Seele des Menschen, in den Tiefen seines Seins, sagt einem automatisch, ohne dass man eine Sekunde darüber nachdenkt, das etwas Schlimmes passiert ist …
    Etwas sehr Schlimmes.
    Und Esme würde am Türknopf drehen, den Widerstand fühlen, und dann mit ihrer schwachen Faust gegen die Tür klopfen, und wenn sie nichts hörte, nicht das leiseste Geräusch, würde sie sich nach links gehen, zur Wohnung von Mr und Mrs Ducatto. Und Mr Ducatto, übergewichtiger Italiener, eine Seele von einem Menschen mit einem Mundwerk wie ein Eisenbahntunnel, schmutzig und laut, würde irgendwie verständnisvoll lächeln, mit großer Gelassenheit um des kleinen schwarzen Mädchens willen, das Esme bei sich hatte, und mit ihnen zu der Wohnungstür zurückgehen, die sich nicht öffnen ließ, und vorschlagen, den Hausmeister zu rufen, und Esme würde ihm antworten, dass der Hausmeister für eine Weile außer Haus sei und er selbst versuchen müsse, die Tür zu öffnen, und dass sie natürlich für jeden eventuell dabei entstehenden Schaden aufkommen würde, und er sich nur mit seiner ganzen Kraft dagegenwerfen solle, weil hier etwas faul sei, ganz entsetzlich faul …
    Er brach die Tür auf.
    Sprengte die verfluchte Tür mit seinen mächtigen Schultern aus den Angeln, dass sie nach innen kippte, als der Türstock wie Spanholz splitterte. Befahl der

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