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Vergiftet

Vergiftet

Titel: Vergiftet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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vereinbart.«
    »Der Job, bei dem wir dir helfen sollten, war am Donnerstag erledigt. Jetzt ist es Samstag. Wie stellst du dir das eigentlich vor?«
    Mjønes seufzt und schüttelt den Kopf. »Wir können uns bestimmt auf eine Summe einigen, wenn ich wieder zurück bin. In der Zwischenzeit will ich, dass du …«
    »Nein.«
    »Was hast du gesagt?«
    »Uns auf eine Summe einigen? Was denkst du eigentlich, was wir hier tun?«
    Mjønes holt tief Luft. »Wie viel braucht es, damit du und die anderen weitermachen, bis die Sache abgeschlossen ist?«
    »Zwanzig am Tag.«
    Mjønes schüttelt den Kopf.
    »Du kannst zehn kriegen.«
    »Fünfzehn.«
    »Okay. Aber dann liefere auch endlich Infos, die mir hier was nutzen.«
    »Ja, ja, Chef. Es gibt noch was, das ich dir erzählen muss. Ich habe die Verbindung zu Nummer zwei verloren. Die Polizei war dort und hat die Wohnung durchsucht. Sie haben die Kameras gefunden und mitgenommen.«
    Mjønes hätte das Handy am liebsten an die Wand geschleudert.
    Bald darauf erreichen sie Ål.
    Ål, Gol …
    Wer zum Henker hat sich diese Namen ausgedacht?
    84
    Henning tritt unter den rubinroten Baldachin und geht den Türstehern des Åsgard entgegen. Er sieht sie der Reihe nach an.
    »Wer von Ihnen ist Petter Holte?«, fragt er.
    Die beiden tauschen Blicke, ehe der größere der beiden die Brust vorschiebt und vortritt.
    »Sie sind schwer ans Telefon zu kriegen«, sagt Henning.
    Holte antwortet nicht, sondern sieht ihn nur mit leerem Gesichtsausdruck an. Das Licht über dem Eingang glänzt auf einer kahlen Stelle auf Holtes Kopf, die von dünnen, kurzen Härchen umgeben ist.
    »Ich habe versucht, Sie anzurufen«, fährt Henning fort.
    »Und Sie sind?«
    »Ich heiße Henning Juul.«
    Holte sieht ihn befremdet an. »Ich kenne Sie nicht.«
    »Nein, aber ich kenne Sie. Sie sind Tore Pullis Cousin.«
    Holte antwortet nicht.
    »Wollen Sie rein?«, fragt der Nebenmann.
    »Gleich. Vorher will ich noch zwei Worte mit Petter wechseln. Ich bin Journalist, wissen Sie.«
    »Ich rede nicht mit Journalisten«, sagt Holte unbeeindruckt.
    »Ach ja, aber zusammenschlagen – das schon, oder?«
    Henning mustert Holtes Gesicht, der die Armmuskeln anspannt und finster guckt. Henning reagiert darauf, indem er sich aufrichtet. »Ein Kollege von mir wurde gestern Abend zusammengeschlagen, und vorher war er hier.« Henning muss die Augen zusammenkneifen, um Holtes Pupillen erkennen zu können.
    »Davon wissen wir nichts«, antwortet der Nebenmann.
    Henning lässt Holte nicht aus den Augen. »Warum tragen Sie Handschuhe?«
    Holte blickt auf seine Hände, ehe er einen Schritt nähertritt. Sein sonnengebräuntes Gesicht hat einen rötlichen Unterton bekommen.
    »Was wollen Sie?«
    Früher hätte Henning in Anbetracht der vor ihm stehenden Muskelmasse gekuscht. Aber kein Schmerz, der ihm zugefügt wird, kann schlimmer sein als der, den er bereits in sich trägt.
    »Ich will wissen, ob Sie gestern Abend meinen Kollegen zusammengeschlagen haben.«
    Holte schnaubt. Das Licht über der Eingangstür spiegelt sich in seinem rechten Ohrring. Holtes Nebenmann klingt sanfter.
    »Petter hat Ihnen deutlich zu verstehen gegeben, dass er nicht interviewt werden möchte. Sie müssen das respektieren, sonst müssen wir Sie bitten zu gehen.«
    Henning sieht noch einen Moment lang zu Holte, ehe er die Hände hebt und nachgibt. Holtes Kollege tritt einen Schritt zur Seite und hält die Tür auf. Es wäre Henning ein Vergnügen gewesen, Holte beim Eintreten gegen seine aufgepumpte Schulter zu stoßen, aber er sollte es wohl besser nicht übertreiben. Schließlich will er das Etablissement auch irgendwann wieder verlassen.
    Henning tritt ein und erfährt von einem schwedischen Kellner, dass er hoch in Even Nylunds Büro gehen soll. Vom Ende der Treppe kann Henning die kleine Bühne sehen, auf der eine Osteuropäerin das spärliche Publikum mit sinnlichen Bewegungen anzustacheln versucht. Oben sieht es aus wie auf einem Dachboden. Der Flur vor ihm sieht aus wie eine Vagina. Das Licht ist gedämpft. An der linken Flurwand hängt das beleuchtete Bild einer Frau, die mit einem gefallenen Krieger Sex hat. Das muss Frøya sein, denkt Henning und erinnert sich an seine Schulzeit. Die im Krieg gestorbenen Wikinger kamen zu ihr. In der nordischen Mythologie wird dieses Treffen wie eine erotische Begegnung beschrieben.
    Henning geht weiter, bleibt vor einer geöffneten Tür stehen und sieht hinein. Ein Mann sitzt von ihm abgewandt auf einem Stuhl und

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