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Vergiftet

Vergiftet

Titel: Vergiftet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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Telefonat führen?«
    »Mit wem?«
    »Es dauert nur eine Minute.«
    Sie sieht auf die Uhr und seufzt. »Okay. Aber beeil dich.«
    Heidi und Iver sitzen allein im Konferenzraum, als Henning eintritt.
    »Lass hören«, sagt Heidi. »Was macht ihr aus Tore Pulli?«
    Henning und Iver sehen sich an.
    »Der vorläufige Obduktionsbericht wird wahrscheinlich im Laufe des Tages kommen«, sagt Iver.
    »Hm. Was sonst noch?«
    Iver und Henning tauschen wieder Blicke, aber keiner von ihnen sagt etwas.
    »Ist das alles?«, fragt sie misstrauisch.
    Henning räuspert sich. »Einer von denen, die bei Pullis Tod anwesend waren, ist verschwunden.«
    Iver und Heidi sehen Henning überrascht an.
    »Was heißt verschwunden? Ist er abgehauen?«, fragt sie.
    »Das weiß noch niemand. Ich habe es eben erst von der Polizei erfahren. Er hätte gestern Abend zur Vernehmung erscheinen sollen, aber seit gestern Mittag – also unmittelbar nach dem Interview – ist er von niemandem mehr gesehen worden.«
    »Hat die Polizei einen Verdacht?«
    »Vorläufig nicht. Aber sie interessieren sich sehr dafür, was er treibt.«
    »Wie heißt er?«
    »Thorleif Brenden. Ein Kameramann.«
    »Vielleicht hat er Panik gekriegt«, schlägt Iver vor.
    »Ein erfahrener Kameramann, der auf der ganzen Welt über Kriege und allen möglichen Wahnsinn berichtet hat? Weil er einen Mann im Gefängnis tot umkippen sieht?«
    Iver antwortet nicht.
    »Außerdem hat er eine Frau und zwei Kinder«, fügt Henning hinzu.
    »Vielleicht gibt es eine ganz natürliche Erklärung für sein Verschwinden«, sagt Heidi.
    »Möglich, aber eigenartig ist es trotzdem.«
    Heidi macht eine rasche Notiz.
    »Okay«, sagt sie resümierend. »Wir brauchen dringend ein paar gute Eigenbeiträge, Jungs. Echte News. Die letzten liegen schon lange zurück.«
    61
    Iver Gundersen setzt sich und stellt einen dampfenden Kaffeebecher vor sich auf den Tisch. Es sind jede Menge Mails gekommen, seit er das letzte Mal nachgeschaut hat, aber keine von Nora. Normalerweise wünschen sie sich immer einen guten Morgen, besonders wenn sie nicht im selben Bett übernachtet haben. Er hat ihr ein paar Zeilen geschrieben, kurz bevor Henning gekommen ist, aber bisher keine Antwort erhalten. Wahrscheinlich ist sie noch immer eingeschnappt, denkt er und checkt sein Handy. Auch dort keine Nachricht.
    Er wählt ihre Nummer, lässt es lange klingeln, aber sie antwortet nicht. Mit dem dumpfen Gefühl, dass sie vielleicht nicht nur eingeschnappt, sondern womöglich ernsthaft sauer ist, beschließt er, ihr eine Nachricht auf die Mailbox zu sprechen. Ehe er anfängt zu sprechen, sieht er sich um und stellt fest, dass niemand in der Nähe ist. Am anderen Ende piepst es.
    »Hallo, ich bin’s. Würde mich gern kurz wegen heute Abend mit dir austauschen. Wenn du nichts anderes vorhast, könnten wir doch zusammen ins Kino gehen? Oder irgendwo was essen? Das wäre … nett. Gestern haben wir uns ja nicht gesehen, und … ähm …«
    Iver schaut hoch und sieht, wie Henning aus der Toilette humpelt.
    »Ähm, okay, ruf mich an. Oder schick mir eine Mail. Bis dann. Ciao.«
    Iver legt auf, als Henning sich setzt.
    »Woher wusstest du, dass Brenden vermisst wird?«
    Henning sieht ihn an.
    »Du warst doch gestern gar nicht bei der Arbeit«, fährt Iver fort.
    Henning antwortet nicht.
    »Und du wusstest auch, dass er eine Frau und zwei Kinder hat, dass er ein erfahrener Kameramann ist und so weiter. Wie hast du das alles herausgefunden, zum Teufel?«
    Henning mustert Iver kurz, dann sagt er: »Das geht dich einen Scheißdreck an.«
    »Das geht mich einen Scheißdreck an?«
    »Frag ich dich jemals, wo du deine Informationen herhast?«
    »Nein, aber …«
    »Eben. Wollen wir uns nicht lieber darauf verständigen, wie wir jetzt weitermachen?«
    Iver zögert ein paar Sekunden, dann nickt er.
    »Was Tore Pulli angeht«, sagt Henning, »wartet die Polizei auf den vorläufigen Obduktionsbericht, ehe sie weitere Schritte unternimmt. Es ist noch zu früh für sie, wegen Brenden aktiv zu werden. Aber wir sollten uns mal mit TV 2 unterhalten.«
    »Ich kenne Guri Palme von früher«, sagt Iver. »Ich könnte versuchen, sie zu erreichen.«
    Henning sieht ihn ein paar lange Sekunden an. »Okay. Ich versuche, seine Frau zu erwischen. Hast du die Videoaufnahme?«
    Iver sieht sich auf dem Schreibtisch um. »Was ist damit?«
    »Ich würde sie mir gerne noch mal ansehen.«
    »Okay. Aber bitte privat. Ich möchte nicht, dass jemand anderes davon Wind

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