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Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pippa Wright
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Gesicht.
    »Beruhigen Sie sich, Jim, sie ist okay«, versicherte ich und legte einen Arm um ihn. Er schien mir so verletzlich. Gar nicht mehr der unverschämte Installateur, an den ich gewöhnt war. »In ein paar Tagen wird sie aus der Klinik entlassen.«
    Jim lehnte an meiner Schulter und rieb sich die Augen. »Nicht Sie sollten mich trösten, Rory, das ist ganz falsch.«
    Ohne zu antworten, streichelte ich sein Haar. Aus der Nähe betrachtet, sahen die hellen Strähnen nicht wie künstliche Highlights aus, sondern wie natürliches Blond. Hell wie Kinderhaar. Als er den Kopf hob, nahm ich meine Hand nicht weg.
    »Rory …« Seine Stimme klang leise und drängend, seine Augen glänzten, und ich schlang die Finger in sein Haar. Danach schien alles in Zeitlupe zu geschehen. Wer von uns sich zuerst bewegt hatte, wusste ich später nicht mehr. Nur dass wir uns gegenseitig anzogen, bis unsere Lippen sich berührten. Es war ein ganz zarter Kuss. Unschuldig. So wie man ein schlafendes Baby küsst.
    Doch ich fand kaum Zeit, mir zu überlegen, wie seltsam ich das fand – ich küsste den Installateur! –, bevor er vor mir zurückschreckte, als wäre er geohrfeigt worden. »O Rory, das tut mir so leid, wir sollten nicht …« Hastig rückte er seinen Stuhl vom Tisch weg und sprang auf.
    »Mir – mir tut’s auch leid«, stotterte ich, nicht sicher, wer von uns sich entschuldigen musste. Oder ob das überhaupt nötig war.
    »Ich bin betrunken«, stieß er hervor und wischte sich über den Mund. Wollte er das Gefühl meiner Lippen auf seinen loswerden?
    »Heute Abend habe ich zu viel getrunken. Und du bist ganz durcheinander – nach diesem anstrengenden Tag. Das ist einfach falsch.«
    »Wirklich?«, fragte ich leise. Ich verstand ihn nicht ganz. Er kam mir gar nicht betrunken vor. Und wieso sollte ich jetzt durcheinander sein? So ruhig wie gerade eben, zusammen mit Jim in der Küche, war ich den ganzen Tag nicht gewesen.
    »Du musst ins Bett, Rory«, entschied er in strengem Ton. Dann ging er zum Herd und setzte den Wasserkessel auf, obwohl er vermutlich genauso wenig Lust auf eine Tasse Tee hatte wie ich. Er wollte nur weg von mir … »Du bist übermüdet und weißt nicht, was du tust.«
    Verwirrt stand ich auch auf. In meinem Kopf drehte sich alles. Den Ausdruck in seinen Augen hatte ich sicher nicht falsch gedeutet. Aber er hatte sich offenbar anders besonnen.
    »Na dann – gute Nacht, Jim.«
    »Nacht«, murmelte er.
    Ein paar Sekunden lang wartete ich in der Tür und musterte seine breiten, gebeugten Schultern. Doch er wandte sich nicht zu mir um.

31
    Ich hatte erwartet, ich würde kaum Schlaf finden, mich um Tante Lyd sorgen, an Martin denken, der wieder mit mir zusammenleben wollte, und an Jims rätselhaftes Verhalten in der Küche. Stattdessen schlummerte ich tief und traumlos. Erst um acht weckte mich der schrille Klingelton meines Weckers. Atemlos, als wäre ich um den Clapham Common gesprintet, sprang ich aus dem Bett. Tante Lyd! Ich Idiotin hatte vergessen, nach den Besuchszeiten des Krankenhauses zu fragen. War sie schon zu sich gekommen? Hatte sie Schmerzen? Fürchtete sie sich, ganz allein? Dann erinnerte ich mich, wie energisch sie erklärt hatte, sie sei keine senile alte Frau, die man beschützen müsse. Nein, so leicht würde sie sich nicht in die Rolle einer passiven Patientin fügen.
    Ohne zu duschen oder auch nur mein Gesicht zu waschen, zog ich dieselben Sachen an wie am Vortag. Ich wollte möglichst schnell im Krankenhaus sein. Notfalls würde ich in dem kleinen Café warten, bis ich meine Tante besuchen durfte. In der Küche saßen Percy und Eleanor am Frühstückstisch. Erstaunlicherweise hielt Eleanor kein Whiskyglas, sondern eine Tasse Kaffee in der Hand, und ihre Finger zitterten nicht.
    In einer Ecke stand Jim und kehrte uns allen den Rücken zu. Ich hatte nicht erwartet, ihn an einem Sonntagmorgen hier anzutreffen. Aber anscheinend war er nicht wegen mir gekommen, warum sonst sollte er mich so demonstrativ ignorieren? Und dann sah ich, dass er mit unserem Festnetz telefonierte. Plötzlich schlug mir das Herz bis zum Hals. Sprach er mit der Klinik? Hatte Tante Lyds Zustand sich verschlechtert?
    »Kein Kommentar«, sagte er. »Kein Kommentar !«, wiederholte er in scharfem Ton. »Das meine ich ernst.«
    Die Brauen hochgezogen, wandte ich mich zu den Pensionsgästen.
    »Journalisten«, wisperte Eleanor. Angewidert schnitt sie eine Grimasse. »Jemand im Krankenhaus hat den Zeitungen von Lydias

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