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Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pippa Wright
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Lyd zu sehen, schlecht abschlagen.
    Wieder einmal schien Jim meine Gedanken zu lesen. »Heute Vormittag bleiben wir drei lieber hier. Lassen wir Rory mit Lydia allein. Wir wollen doch die Patientin nicht überfordern. Besuchen wir sie lieber am Nachmittag.«
    »Also gut«, stimmte Eleanor zu, »wenn Sie das besser finden, Jim … Natürlich wollen wir niemandem zur Last fallen. Nicht wahr, Percy?«
    »Ihr seid doch keine Last«, beteuerte ich hastig. »Sicher will meine Tante euch möglichst bald sehen. Aber vielleicht hat Jim recht, der Nachmittag wäre günstiger.«
    Dankbar lächelte ich ihn an, und er zuckte die Achseln. Dann räumte er den Geschirrspüler aus. Geräuschvoll stellte er Teller und Schüsseln aufeinander. Kam ihm die Hausarbeit gelegen, weil er mich so besser auf Abstand halten konnte? Als würde ich mich ihm an den Hals werfen, sobald sich die Gelegenheit dazu bot … Offenbar fand er, der Kuss war ein Fehler gewesen, und das stimmte zweifellos. Was hatten wir uns bloß dabei gedacht? Klar, wir hatten beide zu viel getrunken. Und jetzt bereute er es.Meinetwegen, ich machte mir ohnehin nichts aus ihm.
    »Ruf mich an«, verlangte er schroff, den Kopf im Geschirrspüler.
    »Wie bitte?«
    »Ruf mich an, und sag Bescheid, ob sie am Nachmittag Besuch haben will. Dann bringe ich die beiden in die Klinik.« Er sah mich an. Ich wurde einfach nicht schlau aus ihm. Eben noch hatte er mich grinsend gehänselt, im nächsten Moment war er ernst und grimmig. Das zerrte an meinen Nerven. Plötzlich wollte ich nur noch weg. Bald würde Martin kommen. Und ich würde meine einzige Chance verlieren, allein zu sein.
    Langsam ging ich zur Tür, als fürchtete ich, schnelle Schritte würden meine Fluchtgedanken verraten und die anderen veranlassen, mich gewaltsam zurückzuhalten. »Ich warte draußen auf Martin. Ich brauche frische Luft.«
    Jim hob ärgerlich den Kopf. Dann zeigte er auf die Teller, die vor Eleanor und Percy standen, und stemmte die Hände in die Hüften. »Du hast nicht gefrühstückt.«
    »Ich habe keinen Hunger …«
    Vorwurfsvoll starrte er mich an, wie eine treu sorgende Ehefrau, und ich fühlte mich beinahe wie der undankbare Ehemann, der ihre mühsam zubereiteten Mahlzeiten verschmähte. »Gestern Abend hast du auch alles stehen gelassen. Du musst etwas essen.« Er nahm eine Banane aus der Obstschale und drückte sie mir in die Hand.
    »Danke«, murmelte ich und spürte, wie Eleanor und Percy uns interessiert beobachteten. An diesem Morgen schien alles, was zwischen Jim und mir geschah, eine besondere Bedeutung zu haben. Sogar die Banane. Sie war ja auch irgendwie ein Phallussymbol, dachte ich. Hätte er mir eine Mandarine oder einen Apfel gegeben, wären die beiden vielleicht nicht so fasziniert gewesen.
    »Sobald es Neuigkeiten gibt, rufe ich an«, versprach ich und winkte allen mit der Banane. Dann steckte ich sie in die Tasche meines Mantels, der im Flur hing. Nach ein paar Stunden würde sie schwarz und ungenießbar sein. Ich würde sie irgendwo im Krankenhaus wegwerfen.
    Ich zog den Mantel an und setzte mich draußen auf die Stufen, wo Martin erst gestern auf mich gewartet hatte. Jetzt wartete ich auf ihn, das Kinn im Schal vergraben, obwohl es bereits wärmer wurde. Ganz unten in der Handtasche fand ich meine Sonnenbrille, die ich monatelang nicht benutzt hatte. Besonders hell war der Frühlingssonnenschein nicht, aber die Gläser verdunkelten alles angenehm, wie Schutzschilde. Die Ellbogen auf die Knie gestützt, legte ich meinen Kopf in die Hände. Endlich allein, eine Erleichterung, wenn auch nur kurzfristig … Niemand konnte mein Gesicht sehen, und ich musste nichts mehr vortäuschen. Obwohl ich nicht wusste, wie ich ohne die Unterstützung der anderen zurechtkommen sollte, belastete mich das Gefühl, ständig Dankbarkeit bekunden zu müssen, fast so sehr wie meine Sorge um Tante Lyd. Ich war froh über die kleine Pause, in der ich mich einfach nur elend fühlen durfte und niemanden dazu inspirierte, mich aufzuheitern.
    Viel zu früh wurde die Ruhepause von einer Hupe beendet, und ich sah Martins Auto auf den Platz biegen. Er hatte es nach seiner Beförderung gekauft – ein großer, neuer Audi-Kombi, der irrtümlicherweise darauf hingedeutet hatte, dass er an eine Zukunft mit Frau und Kindern dachte. Aber wie mir eine Kalkulation auf seinem Schreibtisch verraten hatte, war seine Wahl wegen des geringen Benzinverbrauchs auf den Audi gefallen. Er liebte sein Auto. Jeden Sonntagmorgen

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