Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
Beleidigungen ins Gesicht.
Seelenruhig stand Tante Lyd auf und bereitete Porridge für uns alle zu. Ich trat an ihre Seite, obwohl es überflüssig war, dass wir beide im Topf rührten.
»Alles klar, Darling?«, fragte sie.
»Ja, danke.« Während Percy und Eleanor sich hinter uns begeiferten, nahm ich Löffel aus der Besteckschublade. »Tante Lyd? Findest du es seltsam, dass ich nur einen Freund hatte?«
Sie musterte mich, den Holzlöffel in der Hand. »Keineswegs, Darling. Wolltest du nicht für immer mit ihm zusammenbleiben? Warum machst du dir deshalb plötzlich Gedanken?«
»Na ja, eine Kollegin hat gesagt, es sei merkwürdig, dass ich vor Martin nie mit anderen Männern ausgegangen bin. Insbesondere mit keinen … äh … unpassenden.«
»Mit unpassenden Männern?«
»Sie meint böse Jungs, schräge Typen – unvernünftige eben. Anders als Martin …«
»Warum solltest du dich denn absichtlich mit den falschen Männern treffen?« Tante Lyd wandte sich wieder ihrem Porridge zu. »Du bist doch gerade erst einem entronnen.«
»Ja, das denke ich eben auch.« Also musste ich Tickys Rat nicht befolgen. Nicht, dass ich es beabsichtigt hätte.
Tante Lyd rührte nachdenklich in ihrem Porridge. »Allerdings – wenn man in der Jugend mit ein paar unpassenden Männern ausgeht, kann das sehr lehrreich sein.«
»Ach, tatsächlich?«
»Zum Beispiel deine Mutter. Ich liebe sie wirklich. Aber leider merkt sie erst, dass ein Mann unpassend ist, wenn sie mit ihm verheiratet ist, nicht wahr?«
»Mhm«, stimmte ich zu. Vier Ehemänner waren eine imposante Quote für jemanden, der nicht zur Hollywood-Prominenz zählte.
»Hast du ihr schon von Martin erzählt?«
»Ja.« Seufzend erinnerte ich mich an mein stressiges Telefonat mit Mum. »Sie sagte, einen so großartigen Mann hätte ich nicht laufen lassen dürfen. Und sie hat angedeutet, dass es im Grunde meine Schuld war.«
»Was mich nicht überrascht. In vieler Hinsicht ist deine Mutter eine wunderbare Frau. Aber sobald es um Beziehungen geht, setzt sie immer auf das falsche Pferd.«
»Letzten Endes hat sie es richtig gemacht.« Nur selten fühlte ich mich bemüßigt, Mums Liebesleben zu verteidigen. Aber sie war schon fünfzehn Jahre mit Steve zusammen. Also schien diese Ehe zu funktionieren.
»Ja, Darling.« Tante Lyd klopfte mit dem Holzlöffel auf den Topfrand und ließ ihn abtropfen. »Aber dazu hat sie drei Scheidungen und eine Übersiedlung nach Marbella gebraucht. Und deshalb frage ich mich – wäre es nicht besser, mit ungeeigneten Männern erst mal auszugehen, statt sie gleich zu heiraten?«
»Also findest du, es wäre eine gute Idee, wenn ich ein paar unpassende Typen kennenlernen würde?«, fragte ich zögernd.
Darüber dachte sie eine Zeit lang nach. »Das musst du selbst entscheiden, Darling.« Kaum merklich lächelte sie. »Unpassende Männer können einer Frau großen Spaß machen. Solange du das alles nicht zu ernst nimmst. Und warum solltest du dich nicht amüsieren?« Achselzuckend füllte sie den Porridge in vier Schüsseln.
Ich stellte zwei für Percy und Eleanor, die sich immer noch erbost stritten, auf den Tisch. Langsam und gedankenverloren aß ich meinen Haferbrei. Die Meinungen meiner Tante und die von Ticky Lytton-Finch korrelierten sonderbarerweise in einigen Punkten. Erst hatten beide völlig korrekt die Existenz einer anderen Frau in Martins Leben vorausgesagt, und jetzt empfahlen mir beide, unabhängig voneinander, Dates mit unpassenden Männern. Wenn einem zwei so unterschiedliche Personen denselben Rat gaben, sollte man ihn nicht in den Wind schlagen.
Aber es war viel zu früh, und ich fühlte mich noch nicht bereit für Dates mit irgendwem – schon gar nicht mit einem unpassenden Mann.
5
An diesem Nachmittag war es seltsam still im Büro. Es war beobachtet worden, dass Amanda die Damentoilette angesteuert hatte, dicht gefolgt von Martha. Wie wir alle wussten, waren der Grund dafür nicht etwa synchron arbeitende Blasen. Es war ein ungeschriebenes Gesetz bei Country House , dass hitzige Debatten nicht zwischen den Glaswänden des Chefbüros geführt wurden. Die Toilette lag etwas abseits von den übrigen Büros und bot den beiden Frauen zwar keine totale Isolation, aber eine geringere Gefahr, belauscht zu werden. Trotzdem war es eine sinnlose Maßnahme, die erst recht Aufmerksamkeit erregte.
Seit Amandas Beförderung zur Herausgeberin von Country House entfernte das Magazin sich stetig vom früheren Inhalt, der vor allem
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