Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
Mantel und bestand darauf, an der Außenseite des Gehsteigs dahinzuschlendern, um mich wie ein viktorianischer Gentleman vor den Wasserspritzern vorbeirollender Kutschen zu schützen. Höflich erkundigte er sich nach meinem Vormittag, und ich antwortete ebenso höflich. Als er mich die Eingangstreppe eines georgianischen roten Ziegelhauses hinaufführte, glaubte ich allmählich, dass es doch noch ein nettes Date werden könnte.
Er lud mich auch nicht in einen Nachtclub ein. Weil er sich unter dem Namen Geoff Home eintrug, nahm ich an, dies wäre eher der Club seines Vaters, nicht seiner. Jedenfalls wirkte das Ambiente beruhigend erwachsen. Hier würde niemand von mir erwarten, auf einem Podium zu tanzen oder Alkopops aus der Flasche zu trinken, oder was auch immer Schulabgänger heutzutage so konsumierten. Der weißhaarige Oberkellner geleitete uns zu einem Tisch in der Mitte des Raums. Dann flüsterte Luke ihm etwas zu, und wir wurden in eine abgeschiedenere Ecke geführt.
Während der Oberkellner uns die Speisekarten reichte, schenkte er mir ein unergründliches Lächeln. Was er dachte, wusste ich nicht, aber ich errötete schuldbewusst. Vielleicht hielt er mich für eine dieser Lehrerinnen, die verhaftet wurden, weil sie Affären mit ihren Schülern hatten.
Wir redeten über das Speisenangebot, bestellten das Menü und erörterten Lukes Arbeit für Flickers. »Meistens gehe ich in einen Laden um die Ecke und kaufe Marlboro Lights für ihn.« Dank meines manierlichen Tischgefährten verlief alles sehr zivilisiert und erfreulich. Warum hatte mir dieses Date solche Sorgen bereitet?
Wegen der Hand, die ich fünf Minuten später auf meinem Schenkel spürte. Deshalb.
»Nun …?«, fragte Luke gedehnt und schob seinen Stuhl um den Tisch herum, sodass er mir nicht mehr gegenüber, sondern an meiner Seite saß. »Warum haben Sie gestern Abend meine SMS nicht beantwortet?«
» Du warst das!«, japste ich und stieß seine Hand weg. Trotz meines Entsetzens über die dreckige Fantasie dieses Teenies war ich erleichtert, dass die Nachricht nicht von Teddy stammte.
»Wer denn sonst? Dachten Sie, es wäre der alte Knabe, mit dem Sie letzte Woche ein Date hatten?«
»Natürlich nicht«, log ich.
»Sind Sie bei WhatsApp ? Viel besser fürs Simsen, wenn wir uns demnächst öfter kontaktieren.«
»Was ist WhatsApp ?«, fragte ich und schob seine Hand wieder weg.
Er schaute mich an wie einen dieser greisen Obersten Richter, denen man erklären muss, wer die Beatles waren. »Äh – eine App zum kostenlosen Verschicken von Nachrichten. Sie haben doch ein Smartphone?«
»Nein«, gestand ich.
»Verrückt …« Luke schüttelte den Kopf. »Wie verständigen Sie sich denn mit den Leuten?«
»Auf die übliche Art«, erwiderte ich und kam mir wie eine bedauernswerte Außenseiterin vor. Aber um ehrlich zu sein – obwohl ich nicht mit E-Mails und SMS überschwemmt wurde, hatte ich nie das Bedürfnis empfunden, jederzeit erreichbar zu sein. Ein dezentes Surfen bei Facebook ein paar Mal pro Woche genügte mir, um mich informiert zu fühlen.
»Es ist nur – ich will wirklich in Verbindung mit Ihnen bleiben«, betonte Luke, »wenn Sie verstehen, was ich meine«, fügte er hinzu und zwickte mich in die Hüfte, als wollte er testen, ob ich reif fürs Pflücken war. Statt mich zu entrüsten, musste ich über seine Beharrlichkeit lachen. Wenn ich ihn auch für ein Kind hielt – er benahm sich wie ein erfahrener Frauenheld.
»Luke …« Wieder einmal schob ich seine Hand weg. »Würdest du bitte aufhören, mich anzufassen? Sonst erzähle ich deiner Patentante, du hättest mich sexuell belästigt.«
Schmollend legte er die Hand auf sein Knie. »Es ist unfair, einen Mann dermaßen zu verspotten.« Jetzt sah er wie ein kleiner Junge aus, dem man ein Spielzeug weggenommen hatte.
»Tut mir leid.« Nur mühsam widerstand ich der Versuchung, ihm den Kopf wie einem Welpen zu tätscheln. »Ich wollte nicht unhöflich sein. Doch es fällt mir schwer, dich ernst zu nehmen.«
»Das sollten Sie aber.« Eifrig beugte er sich vor. »Männer in meinem Alter befinden sich auf dem Höhepunkt ihrer sexuellen Leistungskraft. So wie Frauen in den Dreißigern. Also eine perfekte Kombination.«
»Ich bin neunundzwanzig !«, rief ich laut genug, um die Aufmerksamkeit des Oberkellners zu erregen. Das weiß ich, meine Liebe, schien sein Blick zu besagen. Was wollen Sie denn von diesem Teenager?
»O Gott, Luke«, zischte ich verlegen, »kannst du nicht
Weitere Kostenlose Bücher