Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
bestätigte er und wandte sich zu ihr. »Aber der Job hat mir schon immer gefallen. Mein Dad war Installateur. In den Schulferien habe ich ihm immer geholfen. Es ist sehr befriedigend, handwerklich zu arbeiten und notwendige Dinge zu reparieren. Und wenn Ihre Toilette überschwemmt wird, rufen Sie kein Callcenter in Mumbai an, sondern jemanden in Ihrer Nähe, der zu Ihnen kommt und alles in Ordnung bringt. Ein verstopftes Rohr kann man nicht nach Asien schicken, oder?«
So hatte ich das noch nicht gesehen. Trotzdem hielt ich Jims Situation für einen beruflichen Abstieg. Auf diese Weise bekam man keinen Sitz im Aufsichtsrat, keinen Firmenwagen, keinen Bonus. Stattdessen steckte man seine Hände in fremde Kloschüsseln. Was ich vorziehen würde, wusste ich.
»Mmm, faszinierend, Jim! Sprechen Sie doch weiter.« Eleanor rückte näher zu ihm, und Percy starrte sie an.
»Das war’s schon.« Jim zuckte die Achseln. »Jetzt kann ich mir meine Zeit einteilen, nehme nur die Jobs an, die mir gefallen, gehe ins Fitnessstudio, wann immer ich will, und das passt mir.«
Im Gegensatz zu diesem T-Shirt, dachte ich boshaft. Warum lächelte Tante Lyd ihm so wohlwollend zu? Sie dachte doch, Fitnessstudios wären nur was für Idioten. Dafür war Jim der beste Beweis – aufgepumpt wie ein Comic-Held.
17
Als ich am nächsten Morgen im Büro ankam, war meine E-Mail-Inbox ungewöhnlich voll. Sofort fürchtete ich eine plötzliche Flut unaufgefordert eingesandter Artikel von Geisteskranken. In alten Zeiten waren diese Typen »grüne Federn« genannt worden, wegen der grünen Tinte, die sie – aus welchen Gründen auch immer – bevorzugten. So waren ihre Briefe leicht zu identifizieren und landeten sofort im Papierkorb. Aber das Internet hatte die Prozedur verändert. Jetzt fühlte sich jeder Verrückte, der einen Laptop besaß, zum Schriftsteller berufen und schickte seine wirren Ergüsse an Country House, mit strengen Ermahnungen, das Urheberrecht nicht zu verletzen. Anscheinend glaubten diese Leute, wir hätten nichts Besseres zu tun, als ihre Werke zu stehlen und für unsere eigenen auszugeben. Leider ließen sich diese Sendungen nicht vermeiden. Ohne hinzuschauen, wusste ich, dass die neuesten Manuskripte hoffnungsvoller Möchtegernautoren von Glockenblumenwäldern, Ostereiern und den heidnischen Ursprüngen des Osterfestes handelten – und alle zu spät für die Aprilausgabe kamen. Hätte man unsere Richtlinien für Einsendungen gelesen, wüsste man, dass man uns jetzt etwas fürs Maiheft schicken sollte – Maiköniginnen, blühende Sträucher, Maibäume, Maikäfer. Manchmal hätte ich am liebsten meinen frustrierten Kopf auf den Schreibtisch gehämmert. Nur wenige Vorschläge trafen rechtzeitig für die jeweiligen Hefte ein. Wir wetteten jedes Jahr, wie viele der Artikel, die für die Septemberausgabe eingereicht wurden, die Formulierung Jahreszeit des Nebels und der üppigen Fruchtbarkeit enthielten. Letztes Jahr waren es vierundzwanzig gewesen – und Catherine, Amandas Assistentin, war zur Siegerin erklärt worden.
Aber nur vier der neuen E-Mails in meiner Inbox waren unaufgefordert eingesandte Artikel. Die restlichen fünfzehn hatte Ticky an mich weitergeleitet, über eine Website namens »DasGlückMeinerFreundin.com«.
Wow, klingt fantastisch! Sicher kann ich dir zeigen, was du vermisst.
Hi, Sexy, du bist echt scharf. Willst du chatten?
Ein böser Junge meldet sich zum Dienst!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ich bin durch und durch böse, Baby! Autsch!
Garantiert unpassend, ruf mich an.
Und so ging es weiter. Noch nie hatte ich so viele Ausrufezeichen auf einmal gesehen. Beängstigend.
»Ticky?« Langsam blickte ich auf und versuchte meine Stimme zu kontrollieren.
Sichtlich zufrieden mit sich selber, saß sie hinter ihrem Schreibtisch und lächelte mich strahlend an. »Du hast gerade die Mails gelesen, nicht wahr? Nicht schlecht, was, Roars? Erst letzte Nacht ist dein Profil rausgegangen, und schau mal, wie viele Antworten du schon hast! Fabelhaft!«
»Mein Profil?«, fragte ich möglichst ruhig. »Was meinst du mit ›meinem Profil‹?«
Unschuldig hob sie die Brauen. »Ich dachte, wir wären uns einig. Wir wollten es den Kerlen doch zeigen. Es richtig vielen Kerlen zeigen. Also habe ich ein kleines Dating-Profil für dich entworfen. Und schau bloß, wie viele Typen dich treffen wollen!«
»Ticky, du bist unglaublich«, murmelte ich. »›Ein kleines Dating-Profil‹? Ich fasse es einfach nicht. Das hast du gemacht,
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