Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
haben. Dankbar für die Ablenkung, steckte ich das Handy in meine Handtasche.
Als Eleanor den Installateur am Küchentisch sitzen sah, leuchteten ihre Augen auf. Wenigstens eine Person, die er mit seiner Anwesenheit beglückte …
»O Jiiim!«, tirilierte sie und trippelte auf ihn zu. »Funktioniert es schon? Ich kann es kaum erwarten, dass Sie mir zeigen, wie man dieses Internet benutzt. Vielleicht brauche ich speziellen Privatunterricht.«
»Sicher nicht, Eleanor«, erwiderte er lächelnd, »Sie werden es sofort verstehen.«
Percy grunzte auf der anderen Seite des Tisches, wo er Platz genommen hatte, um Eleanor ungehindert anzustarren. »Unterschätzen Sie die Dummheit dieser Frau nicht.«
»Bitte, Percy«, mahnte Tante Lyd. »Es gibt absolut keinen Grund, so über Eleanor zu reden – auch wenn Sie sich ärgern, weil sie heute im Foyer erkannt wurde und Sie nicht.«
Statt zu protestieren, murmelte er etwas Unverständliches vor sich hin. Deshalb nahm ich an, dass meine Tante die Ursache seines Unmuts erraten hatte. Zwischen Percy und Eleanor tobte ein heftiger Wettbewerb, bei dem es um die Frage ging, wer von den beiden öfter erkannt wurde. Angeblich hing er manchmal stundenlang im Sainsbury’s an der High Street herum, nur weil er öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen hoffte. Das geschah zu seinem Leidwesen nur selten.
»Alles fertig, Lydia«, sagte Jim, schloss den Laptop und rückte seinen Stuhl vom Tisch weg. »Morgen zeige ich Ihnen, wie Sie online gehen, und dann können Sie loslegen.«
»Was soll das – warum willst du plötzlich ins Internet?«, fragte ich meine Tante anklagend.
»Nun«, entgegnete sie, sichtlich erstaunt über meinen scharfen Ton, »ich sprach mit Jim darüber, und er erklärte mir, davon würden wir alle profitieren. Offenbar kann man viele Sachen bestellen und muss nicht mehr zum Einkaufen in die City fahren. Außerdem werde ich deine Kolumne lesen.«
»Das hätte ich auch für dich erledigen können«, murrte ich. »So schwierig ist das gar nicht. Hättest du bloß was gesagt!«
Zwischen ihren Brauen erschienen zwei senkrechte Linien, die mir bedeuteten, ich sollte lieber den Mund halten, bevor ich mich lächerlich machte. Aber ich wusste, es war schon zu spät. Ich verhielt mich ungehobelt und undankbar, während der fragwürdige Installateur großmütig und freundlich wirkte. Aber ich wünschte, ich hätte meiner Tante geholfen. Ich fühlte mich wie ein Kleinkind, bisher der Liebling der Elgin-Square-Familie, das das neue Baby eifersüchtig hasste. Obwohl das neue Baby fast eins neunzig groß und wie ein Actionfilmstar gebaut war.
»Das begreife ich nicht, Jim«, murmelte Percy, anscheinend immer noch erbost, »warum ein junger Mann wie Sie einen guten Job in der Computerbranche aufgibt und tagelang die Wasserrohre alter Leute repariert.«
»Haben Sie sich mit meiner Grandma unterhalten, Perce?«, fragte Jim grinsend. »Genau das sagt sie auch immer.«
»Also wirklich!«, flötete Eleanor und legte eine Hand auf seinen Arm, um verstohlen seine Muskeln zu betatschen. »Lydia meint, Sie könnten als Computerfachmann in der City arbeiten. Vermissen Sie das nicht?«
»O Gott, nein.« Lachend schüttelte er den Kopf, und mein Misstrauen gegen den sogenannten IT -Experten wuchs immer mehr. Niemand gab einen gut bezahlten Schreibtischjob auf, um Installateur zu werden. Da musste was passiert sein. Vielleicht war er gefeuert worden. Wegen Veruntreuung. Oder er verstand gar nicht so viel von Computern.
»Kommt mir seltsam vor«, sagte ich.
»So wie vielen Leuten«, erklärte er seelenruhig. »Aber alles, was ich machte, wurde irgendwann nach Asien outgesourced, hauptsächlich nach Indien. Mit diesen Preisen wollte ich nicht konkurrieren. Es ging nicht mehr um die Arbeit, nur noch darum, wie billig man sie machen konnte.«
»Deshalb haben Sie darauf verzichtet und sind Installateur geworden?«
»Einen Verzicht würde ich’s nicht nennen. Ich habe mein Leben unter die Lupe genommen. Ich saß die ganze Zeit am Schreibtisch oder war auf dem Weg von oder zur Arbeit, hetzte mich, um Termine einzuhalten, und rackerte mich immer mehr ab, für immer weniger Geld. Da beschloss ich auszusteigen.«
»Aber – Jim …« Für Eleanor war das Gesprächsthema eine wundervolle Gelegenheit, ihn ständig anzufassen (was sie ausgiebig nutzte). »Sicher sind Sie qualifiziert genug, um einen anderen Beruf auszuüben, und müssen nicht als Installateur arbeiten.«
»Das stimmt«,
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