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Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pippa Wright
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weit ich schon gegangen war. Ich blieb am Ufer eines der ruhigen Teiche auf dem Common stehen, wo mehrere Bäume den Verkehrslärm dämpften. In der Mitte des Wassers lag eine kleine Insel, auf der Primeln und Krokusse wuchsen, vor Fußgängern und Hunden geschützt. Ambitioniert wies ein Schild auf den »See« hin und auf die Tiere, die man hier beobachten konnte. Ich entdeckte einen Reiher, der reglos wie eine zusammengefaltete Zeitung auf einem Ast saß. Darunter schwamm eine Entenfamilie dahin. Gedankenverloren starrte ich ins trübe Wasser, als könnte ich in seinen Tiefen meine Zukunft sehen.
    Plötzlich spürte ich eine Hand auf meinem Arm und zuckte zusammen. Ich war so sicher gewesen, dass mir Jim gefolgt war, dass ich mich sofort angstvoll umwandte. Ich starrte in ein Paar Augen und war verwirrt, als ich registrierte, dass sie erwartungsvoll lächelten.
    »Rory?«, begann die Frau. »Ich bin Anna. Wie geht es dir?« Den Kopf schief gelegt, musterte sie mich besorgt. Da wurde mir bewusst, wie schrecklich ich aussehen musste – unfrisiert, ohne Make-up, einen Mantel über meinem Pyjama und dem Morgenmantel. Am helllichten Tag, in der Öffentlichkeit.
    Strahlend, die Wangen rosig gefärbt, schaute sie zu ihrem Mann hinauf. Vor sechs Monaten – vor einer Ewigkeit – war ich auf der Hochzeit der beiden gewesen, Hand in Hand mit Martin, und hatte überlegt, ob wir die nächsten sein würden.
    »Hi, Rory«, grüßte Max und räusperte sich. »Freut mich, dich zu sehen. Tut mir leid, dass wir uns aus den Augen verloren haben.« Verlegen trat er von einem Fuß auf den anderen und wandte sich Hilfe suchend zu Anna.
    »Naja, wir waren beschäftigt«, erklärte sie und legte einen Arm um seine Taille. »Stell dir vor, wir bekommen ein Baby.«
    Die Tränen, die ich eben noch unterdrückt hatte, brannten bedrohlich in meinen Augen. Gewiss, ich freute mich für die beiden. Aber ich fürchtete, sie würden Martin von meiner derangierten äußeren Erscheinung erzählen. Und dass ich geweint hatte, als sie mir die Neuigkeit erzählt hatten. Zweifellos würde er meine Tränen für mich sehr unvorteilhaft deuten. Eigentlich hätte ich in diesem Moment wundervoll aussehen müssen. Glücklich und schön. Warum waren sie mir nicht begegnet, als ich am Abend zuvor so fröhlich mit Malky im Pub-Garten geflirtet hatte?
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte ich mit halb erstickter Stimme. »Eine großartige Neuigkeit! Wann ist es so weit?«
    »Am 10. August«, antworteten sie wie aus einem Mund, brachen in Gelächter aus, und Max küsste Annas Scheitel.
    »Oh, ein Sommerbaby«, bemerkte ich pflichtbewusst.
    »Und wie geht es dir?«, fragte Anna. Wie ihre sorgenvolle Miene verriet, hatte sie sich bereits ein Urteil gebildet: Rory ist verrückt geworden und nicht mehr fähig, sich richtig anzuziehen.
    »Ach, ich versuche gerade an der frischen Luft einen Kater loszuwerden«, sagte ich so unbekümmert wie möglich. »Letzte Nacht ist es ziemlich spät geworden. Ihr wisst ja, wie das Single-Leben ist. Ständig Dates …«
    »O ja, furchtbar anstrengend«, meinte Anna. »Wir sind froh, dass wir das hinter uns haben. Nicht wahr, Max?«
    »Allerdings, dafür bin ich zu alt, das ist nichts mehr für mich«, bekräftigte er, als wäre er neunundfünfzig und nicht zweiunddreißig. »So ist das nun mal bei alten Ehepaaren. Ganz anders als bei dir jetzt, Rory.«
    »Wir vermissen dich, Rory.« Mitfühlend zog Anna ihre Brauen zusammen. »Vielleicht dürfte ich das nicht sagen. Aber ich glaube, du fehlst auch Martin.«
    Was sollte ich darauf antworten? So oft hatte ich mir Martins erotische Abenteuer mit seiner neuen Freundin ausgemalt und niemals die Möglichkeit erwogen, er könnte mich vermissen. Diese Sehnsucht gehörte zu der Rolle, die ich spielte.
    »Ganz bestimmt«, platzte Max heraus. »Melinda ist eine verwöhnte Prinzessin, eine Nervensäge, wenn du mich fragst.«
    »Max«, mahnte Anna und stieß ihn mit dem Ellbogen an. »Davon will Rory sicher nichts hören. Sie führt jetzt ihr eigenes Leben. Nicht wahr?«
    »Ja«, bestätigte ich etwas zu schnell. Nicht einmal mir selbst wollte ich den masochistischen Wunsch eingestehen, möglichst viel über Martins neue Freundin zu erfahren. Zum Glück für uns wechselten sie das Gesprächsthema, bevor ich um Infos betteln konnte. »Ja, es geht voran«, sagte ich entschieden und ballte kurz scherzhaft die Fäuste. Beide lachten höflich.
    Max schaute auf seine Uhr und räusperte sich

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