Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
ihn.
Da warf er sich wieder auf mich und knabberte an meinem Ohrläppchen. Wie mir der Rhythmus seines warmen Atems in meinem Gesicht verriet, lachte er wieder. Er bedeckte meine ganze Ohrmuschel mit zarten Küssen, und als ich gerade dachte, die Dinge würden sich erfreulich entwickeln, hörte ich ein lautes Röcheln.
»Malky!«, fauchte ich, schlug auf seine Schulter, und er brach in Gelächter aus.
»Nur ein Scherz, Rory.« Abwehrend hob er seine Hände. »Warum ziehst du dich nicht aus und lässt mich sehen, was du diesem armen, von Hormonen geplagten Teenie nicht zeigen wolltest?«
Und das tat ich.
Als ich am Samstagmorgen erwachte, war er verschwunden. Sollte ich dankbar sein oder bedauern, dass er nicht neben mir lag? Sekundenlang ärgerte ich mich, weil er sich nicht verabschiedet hatte. Dann fürchtete ich, er wäre entsetzt davongeschlichen, nachdem er sich mit mir im Bett wiedergefunden hatte. Und schließlich fühlte ich mich nur noch erleichtert, weil mir der Sex am Morgen erspart blieb. Denn um ehrlich zu sein, die Nacht war grauenhaft gewesen.
Ich hatte den Sex mit Martin langweilig gefunden. Nach elf gemeinsamen Jahren schwang man sich nicht mehr jede Nacht vom Kronleuchter runter. Bei den seltenen Gelegenheiten, wenn wir nicht nebeneinander in Pyjamas im Bett lagen und lasen, bis wir das Licht ausknipsten, konnte ich jede Bewegung voraussehen. Rechte Hand auf meiner rechten Brust, ein bisschen Kneten und Quetschen (ziemlich schmerzhaft, aber es war zu spät, um ihm das zu erklären), dann die linke Brust. Danach eine Hand auf jeder Brust, und beide wurden zusammengepresst, als wollte er die Körbchengrüße C auf B runterdrücken. Die rechte Hand wanderte nach unten, dreißig Sekunden lang Gefummel, flüchtiges Lecken an der linken Brustwarze, Eindringen, rums, rums. »Bist du schon so weit?« Und das war’s gewesen. Aber verglichen mit Malky war Martin ein Meister des Vorspiels, ein Baryshnikov des Schlafzimmers.
Das hatte ich zunächst nicht gemerkt. Aber dass Malky vollständig bekleidet auf mir gelegen hatte, war nur der Prolog zur Phase eins seiner Verführungsmethode gewesen: nackt auf mir zu liegen. Offenbar hielt er das für erotisch genug, um mich zur Raserei zu treiben. Nach fünf Minuten genierte ich mich, weil ich so untätig dalag. Doch es gab nichts, worauf ich hätte reagieren können, außer tiefen Atemzügen an meinem Ohr, und ich hatte mich gegen neue Schnarchgeräusche gewappnet. Schließlich bewegte ich mich, gab ermutigende Laute von mir, und er spannte sich an. »Hör auf, mich abzulenken«, fauchte er. Kurz danach leitete er Phase zwei ein und presste seine Hüften gegen meine. Obwohl das keine Wirkung auf mich ausübte, schien diese Technik bei ihm perfekt zu funktionieren.
Glücklicherweise dauerte die Phase drei nur wenige Sekunden. Dann wälzte Malky sich von mir herunter. »Wundervoll«, seufzte er. Was sollte ich antworten? Glaubte er, es wäre auch für mich wundervoll gewesen? Ich hatte kaum Zeit gefunden, mit meinem Gesicht Interesse auszudrücken, geschweige denn in Ekstase zu geraten. »Wundervoll«, wiederholte er, drückte seinen Kopf ins Kissen und zog die Decke bis an sein Kinn. »Danke, Rory.«
Danke? Danke?! Ehe ich was sagen konnte, begann Malky wieder zu schnarchen und versank im Tiefschlaf. Ich starrte zur Zimmerdecke hinauf und versuchte das Röcheln an meiner Seite zu überhören. Er hatte seine ganze sexuelle Energie mit SMS -Schreiben, Flirten und Cidrekonsum aufgebraucht. Und als es darauf ankam, war nichts mehr davon übrig gewesen, stellte ich resigniert fest.
Also fand ich es nicht besonders schlimm, allein aufzuwachen. Ich tastete nach meinem Handy, das ich auf den Nachttisch gelegt hatte. Wie spät mochte es sein? Aber meine Finger berührten nur ein Wasserglas, ein Taschenbuch, das aufgeschlagen und umgedreht daneben lag, ein benutztes Papiertaschentuch und eine Zeitschrift. Kein Handy. Als ich mich aufsetzte, pochte es schmerzhaft in meinen Schläfen. Aber ich schaffte einen kurzen Blick auf den Nachttisch. Noch immer kein Handy. Ich sank ins Kissen zurück. Im unteren Stockwerk rauschte die neue Dusche. Wenn Percy das Bad benutzte, war es kurz vor sechs. Eine Tür wurde geöffnet und geschlossen, und ich hörte Eleanors helle Stimme. Mühsam wandte ich meinen Kopf zum Fenster. Durch die Vorhänge stahl sich schwaches Licht herein. Noch zu früh, um aufzustehen. Wahrscheinlich steckte mein Handy in der Manteltasche oder sonst wo. Ich
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