Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergiss die Toten nicht

Vergiss die Toten nicht

Titel: Vergiss die Toten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
locker. Wir haben sofort Fachleute hingeschickt.«
    »Ich fürchte, die Steine sind mehr als locker, Mr. Walters.
    Gerade eben ist die gesamte Fassade eingestürzt und auf die Straße gefallen. Ein paar Passanten wurden verletzt, einer davon schwebt in Lebensgefahr.«
    George Brennan bemerkte, dass Robert Walters’ gerade noch hochrotes Gesicht mit einem Schlag aschfahl wurde. War minderwertiges Material der Grund?, fragte er sich. Oder war schlampig gearbeitet worden? Wenn ja – wen hatte man geschmiert, damit er ein Auge zudrückte?

46
U
    m Punkt drei Uhr nachmittags läutete Nell an der Tür von Bonnie Wilsons Wohnung an der Ecke 73. Straße und West End Avenue. Als sie innen leise Schritte hörte, spielte sie mit dem Gedanken, sich in den Aufzug zu flüchten, solange noch Zeit war.
    Was zum Teufel will ich hier?, dachte sie. Mac hat Recht. Das ganze Gerede von Hellseherei und Botschaften verstorbener Angehöriger ist nichts als Hokuspokus. Ich bin eine Vollidiotin.
    Man wird mich auslachen, wenn es sich herumspricht, dass ich auf so etwas hereingefallen bin.
    Die Tür öffnete sich.
    »Nell, kommen Sie herein.«
    Nel s erster Eindruck war, dass Bonnie Wilson in Wirklichkeit noch viel schöner war als im Fernsehen. Ihr pechschwarzes Haar bildete einen starken Kontrast zu ihrer porzellanweißen Haut. Sie hatte große graue Augen und dichte Wimpern. Die beiden Frauen waren etwa gleich groß. Doch Bonnie war so mager, dass sie fast unterernährt wirkte.
    Sie lächelte entschuldigend. »Ich habe noch nie so etwas getan«, erklärte sie, als sie Nell durchs Wohnzimmer und in ein kleines Arbeitszimmer führte. »Hin und wieder passiert es, dass sich jemand aus dem Jenseits mit mir in Verbindung setzen will, während ich eigentlich mit einem anderen Verstorbenen kommuniziere. Aber diesmal liegen die Dinge anders.«
    Sie wies auf einen Stuhl. »Bitte nehmen Sie Platz, Nell. Zuerst werden wir uns unterhalten, und wenn Sie nach ein paar Minuten das Bedürfnis haben, aufzustehen und zu gehen, werde ich Ihnen nicht böse sein. Wie Ihre Tante mir erzählt hat, haben Sie Schwierigkeiten mit der Vorstellung, dass es möglich ist, Kontakt mit Verstorbenen aufzunehmen.«
    »Es könnte wirklich sein, dass ich gehe, und ich freue mich, dass Sie Verständnis dafür haben«, erwiderte Nell förmlich.
    »Doch nach meinem Gespräch mit Tante Gerd hatte ich das Gefühl, dass ich zu Ihnen kommen muss. Ich habe in meinem Leben einige Erfahrungen gehabt, die man als übersinnlich bezeichnen könnte. Wahrscheinlich hat Gerti Ihnen das berichtet.«
    »Offen gestanden, nein. Ich habe sie zwar bei einigen unserer Sitzungen gesehen und war einmal bei einer Séance in ihrer Wohnung, aber ich habe nie mit ihr über Sie geredet.«
    »Bonnie, ich muss ehrlich zu Ihnen sein«, meinte Nel . »Ich glaube einfach nicht daran, dass Sie mit einem Verstorbenen sprechen können, als würden Sie zum Telefon greifen. Mich macht das misstrauisch. Außerdem erscheint es mir seltsam, dass jemand aus dem ›Jenseits‹, wie es in den Büchern heißt, gewissermaßen ebenfalls zum Hörer greift und Sie anruft.«
    Bonnie Wilson lächelte. »Ich weiß Ihre Unverblümtheit zu schätzen. Dennoch besitzen einige Menschen auf dieser Welt übersinnliche Kräfte und sind aus Gründen, die wir nicht verstehen können, dazu auserwählt, zwischen Verstorbenen und ihren Angehörigen zu vermitteln. Normalerweise wenden sich die Trauernden an mich, um Kontakt zu jemandem aufzunehmen, der ihnen vorangegangen ist.
    Manchmal jedoch spielt es sich anders ab. Als ich eines Tages einem Mann half, mit seiner Witwe zu kommunizieren, meldete sich ein junger Mann namens Jackie, der bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Ich verstand nicht, was ich für ihn tun sollte. Doch eine knappe Woche später rief mich eine fremde Frau an.«
    Nel hatte den Eindruck, dass sich Bonnie Wilsons Augen beim Sprechen verdunkelten. »Diese Frau hatte mich im Fernsehen gesehen und wollte einen Termin mit mir vereinbaren. Offenbar war ihr Sohn Jackie einem Verkehrsunfall zum Opfer gefallen.
    Sie war die Mutter des jungen Mannes, der aus dem Jenseits zu mir gesprochen hatte.«
    »Aber dass ich heute hier bin, hat nichts mit so einem Zufall zu tun. Erstens kennen Sie Gerti«, wandte Nell ein. »Zweitens standen die Berichte über die Explosion der Jacht in allen Zeitungen. Und drittens erwähnte praktisch jeder Artikel, dass Adam mit der Enkelin von Cornelius MacDermott verheiratet war.«
    »Und genau

Weitere Kostenlose Bücher