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Vergiss die Toten nicht

Vergiss die Toten nicht

Titel: Vergiss die Toten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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warten. Doch wir müssen sichergehen, dass sie den Tod ihres Mannes schon verwunden hat und den Wahlkampf durchstehen wird.«
    »Nell steht alles durch«, knurrte Mac. »Sie ist ein Profi.«
    Aber nachdem Shea sich verabschiedet hatte, war Macs polternde Art auf einmal wie weggeblasen. »Liz, als Nel mir gestern erzählte, sie wolle zu einer Hellseherin gehen, ist mir die Hutschnur geplatzt. Rufen Sie sie an und helfen Sie mir, mich mit ihr zu versöhnen. Sagen Sie ihr, ich möchte sie zum Essen einladen.«
    »Gesegnet seien die, die Frieden stiften«, entgegnete Liz trocken, »denn sie sollen Gottes Kinder heißen.«
    »Diesen Spruch habe ich von Ihnen schon öfter gehört.«
    »Weil es nicht das erste Mal ist. In welches Restaurant soll ich sie bestellen?«
    »Zu Neary’s. Um halb acht. Sie kommen auch, einverstanden?«

49
A
    m Montagnachmittag, bei ihrer zweiten Sitzung mit Ben Tucker, gelang es Dr. Megan Crowley, geschickt den Tag zur Sprache zu bringen, an dem der Junge die Explosion der Jacht im Hafen von New York beobachtet hatte. Sie hätte lieber noch einen oder zwei Termine abgewartet, aber Ben hatte am Wochenende wieder Albträume gehabt, und sie merkte ihm an, wie ihn das belastete.
    Am Anfang der Sitzung unterhielt sie sich mit ihm über Fähren. »Als ich klein war, verbrachten wir unseren Urlaub immer auf einer Insel namens Martha’s Vineyard«, erzählte sie.
    »Dort hat es mir gut gefallen, doch von hier aus war es eine sehr weite Reise. Zuerst sechs Stunden im Auto und dann noch über eine Stunde auf der Fähre.«
    »Fähren sind blöd«, erwiderte Ben. »Als ich das letzte Mal auf einer Fähre war, ist mir schlecht geworden. Ich will nie wieder auf eine Fähre.«
    »Oh, wo bist du denn mit einer Fähre gefahren, Benjy?«
    »In New York. Mein Vater wollte mir die Freiheitsstatue zeigen.« Er hielt inne. »Das war der Tag, an dem die Jacht explodiert ist.«
    Megan schwieg abwartend.
    Bens Miene wurde nachdenklich. »Ich habe mir die Jacht genau angeschaut. Die war echt cool. Ich habe mir gewünscht, auf so einer Jacht zu sein anstatt auf der dämlichen Fähre. Aber jetzt bin ich froh, dass ich nicht drauf war.« Er runzelte die Stirn.
    »Ich will nicht darüber reden.«

    Megan bemerkte, wie sich Angst in seinem Gesicht malte. Sie wusste, dass er an die Schlange dachte, aber sie hatte noch immer keine Ahnung, wie diese beiden Dinge miteinander zusammenhingen. »Ben, manchmal hilft es, über die Sachen zu sprechen, die einen quälen. Schließlich ist es ziemlich schrecklich mitzuerleben, wie eine Jacht explodiert.«
    »Ich konnte die Leute sehen«, flüsterte er.
    »Ben, ich mache dir einen Vorschlag. Du könntest ein Bild davon malen. Ganz bestimmt fällt es dir dann leichter, die Angelegenheit zu vergessen. Malst du gerne?«
    »Sehr gerne.«
    Megan hatte Zeichenpapier, Markierstifte und Wachskreiden bereitgelegt. Kurz darauf saß Ben, in sein Werk vertieft, am Tisch.
    Während Megan ihn beobachtete, wurde ihr klar, dass der Junge mehr Einzelheiten des Unglücks beobachtet hatte, als sein Vater ahnte. Auf der Zeichnung flogen bunte Trümmer durch die Luft, von denen manche in Flammen standen. Andere Gegenstände ähnelten zerbrochenen Möbeln und Geschirrteilen.
    Mit zusammengepressten Lippen zeichnete Ben eine menschliche Hand.
    Dann legte er den Stift weg. »Die Schlange will ich nicht malen«, verkündete er.

50
N
    ell traf überpünktlich im Restaurant ein. Als ihr Großvater und Liz hereinkamen, saß sie bereits an einem Ecktisch, nippte an einem Glas Wein und knabberte ein Brötchen.
    Als sie die erstaunte Miene ihres Großvaters bemerkte, sagte sie lässig: »Ich dachte, ich spiele heute mal dein Spiel, Mac.
    Verabrede dich um halb acht und erscheine um Viertel nach sieben. Und dann wirf dem anderen Unpünktlichkeit vor, um ihn aus dem Konzept zu bringen.«
    »Schade, dass du nicht mehr von mir gelernt hast«, knurrte Mac, während er neben ihr Platz nahm.
    Nel küsste ihn auf die Wange. Liz hatte bei ihrem Anruf am Nachmittag kein Blatt vor den Mund genommen. »Nell, ich muss Ihnen ja nicht erklären, was Mac für ein Mensch ist. Er redet eben nicht gern um den heißen Brei herum. In Wirklichkeit leidet er mit Ihnen, denn er weiß, wie sehr Adams Tod Sie mitnimmt.
    Er kann es nicht mit ansehen, wie schlecht es Ihnen geht. Für Sie würde er sogar einen Mord verüben. Wahrscheinlich hätte er Adams Platz auf der Jacht übernommen, um Ihnen den Schmerz zu ersparen.«
    Als Nell Liz zuhörte,

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