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Vergiss die Toten nicht

Vergiss die Toten nicht

Titel: Vergiss die Toten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Jahre bei uns beschäftigt«, erwiderte Walters. Sein Tonfall war barsch und kalt, offenbar sprach er nicht gerne darüber.
    »Welche Funktion hatte Mr. Cauliff bei Walters und Arsdale?«
    »Er fing als Architekt bei uns an. Später haben wir ihm die Verantwortung für Gebäudesanierung und Renovierungen mittlerer Größenordnung übertragen.«
    »Was würden Sie als mittlere Größenordnung bezeichnen?«
    »Projekte mit einem Auftragsvolumen von weniger als hundert Millionen Dollar.«
    »Waren Sie mit seiner Arbeit zufrieden?«
    »Ja.«
    »Sie sagen, Cauliff war mehr als zwei Jahre bei Ihnen. Warum hat er die Firma verlassen?«
    »Er wollte sich selbstständig machen.« Robert Walters lächelte kühl. »Adam Cauliff war ein Mann mit Liebe zum Detail und einem Sinn fürs Praktische. Häufig begegnet man Architekten, die sich gegen die Tatsache sperren, dass man Büroflächen nach Quadratmetern vermietet. Sie sind sich zwar darüber im Klaren, dass wirtschaftliche Erwägungen eine große – wenn nicht sogar die größte – Rolle spielen, verschwenden in ihren Entwürfen aber dennoch unnötig Platz. Zum Beispiel durch übertrieben breite Flure, die, wenn man sie mit dreißig oder vierzig Stockwerken multipliziert, die vermietbare Fläche und damit den Profit drastisch einschränken.«
    »Soweit ich es verstehe, war Adam Cauliff also ein geschätzter Mitarbeiter, dem derartige Fehler nicht unterliefen?«
    »Er war sehr tüchtig und erledigte seine Aufgaben. Außerdem lernte er schnell. Damals griff er sofort zu und kaufte das Grundstück
    neben
    der
    Vandermeer-Villa,
    die
    unter
    Denkmalschutz stand. Als das Gebäude diesen Status verlor, stieg der Wert des Kaplan-Grundstücks, das Adam inzwischen besaß, gewaltig.«
    »Die Villa ist doch abgebrannt, richtig?«, fragte der Staatsanwalt.
    »Ja, das stimmt. Doch kurz zuvor hatte man ihr den Status eines Baudenkmals aberkannt. Ohne das Feuer hätte man sie früher oder später abgerissen. Peter Lang erwarb das Grundstück und wollte dort ein Gebäude mit Wohnungen und Büroflächen errichten.«
    Walters lächelte finster. »Adam Cauliff glaubte, dass Lang das Grundstück, das er den Kaplans abgekauft hatte, unbedingt brauchte. Deshalb nahm er an, Lang würde das Haus nach seinen, Cauliffs, Entwürfen bauen lassen. Doch sein Plan ging nicht auf. Wenn Adam bei uns geblieben und sich mit unseren fähigen Architekten zusammengesetzt hätte, hätte er den Auftrag vermutlich bekommen.«
    »Das heißt, Ihre Firma hätte den Auftrag bekommen?«
    »Nein, es bedeutet, dass ein Team phantasievoller Architekten, die schon mehrere Preise gewonnen haben, mit ihm zusammengearbeitet hätte. So wäre eine wirklich städtebauliche Innovation entstanden. Cauliffs Entwürfe hingegen waren langweilig und abgekupfert. Die Investoren lehnten sie strikt ab, und ich glaube, Lang hat ihm das auch gesagt.
    Also steckte Cauliff in der Klemme. Er hätte Lang das Kaplan-Grundstück verkaufen müssen, ohne über den Preis verhandeln zu können. Sonst hätte Lang eben ohne Cauliff ein weniger ambitioniertes Gebäude errichtet. In diesem Fall wäre das Kaplan-Grundstück von allen Seiten eingemauert und praktisch wertlos geworden. Deshalb blieb Cauliff, wie Sie sehen, nicht viel anderes übrig.«
    »Und tat es Ihnen nicht leid, Cauliff in einer solchen Zwickmühle zu erleben, Mr. Walters?«, fragte der Staatsanwalt.

    »Ich habe Adam Cauliff eingestellt, weil ich gut mit dem ehemaligen Kongressabgeordneten Cornelius MacDermott befreundet bin, dessen Schwiegersohn er war. Cauliff hat es mir gedankt, indem er mich einfach sitzen ließ und auch noch meine Sekretärin Winifred Johnson abwarb, die zweiundzwanzig Jahre lang gewissermaßen meine rechte Hand gewesen war. Ob ich seinen Tod bedauere? Ja, als anständiger Mensch muss ich so einen Unglücksfall als Tragödie betrachten. Er war der Ehemann von Nell MacDermott, die ich schon seit ihrer Kindheit kenne.
    Nel ist eine wundervolle junge Frau, und ich habe tiefes Mitgefühl mit ihr, weil sie so viel durchmachen muss.«
    Die Tür ging auf, und Staatsanwalt Joe Mayes kam herein.
    Brennan und Sclafani erkannten an seiner Miene, dass etwas Wichtiges vorgefallen war.
    »Mr. Walters«, wandte sich Mayes unvermittelt an den Zeugen. »Ist Ihre Firma gerade dabei, ein Bürogebäude an der Ecke Lexington Avenue und 80. Straße zu überprüfen, das sie vor einigen Jahren renoviert hat?«
    »Ja, heute Morgen teilte man uns mit, einige Steine in der Fassade seien

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