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Vergiss es Baby - Roman

Vergiss es Baby - Roman

Titel: Vergiss es Baby - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Sanders
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Ich dachte, du und die Minigurke …« Er grinste. »Marlene, wie ich sehe, habe ich dich unterschätzt.«
    Sie ersparte sich eine Entgegnung. Sollte er doch glauben, was er wollte. Ihr war alles recht, solange er sie nicht zwang, etwas von sich preiszugeben. Dass er einen Scherz ihrer Mutter aufgriff, ging ihr schon viel zu weit. Damit schuf er eine persönliche Nähe zwischen ihnen, die ihm keinesfalls zustand.
    »Auch gut. Mach dir nur meinetwegen keine Umstände.«
    »Das sagst du so einfach. Aber ich wohne nun einmal in einer WG.«
    »W..., was?«
    »Einer Wohngemeinschaft.«

    »Gemeinschaft, das klingt gut. Kann ich mir da selbst aussuchen, wo ich schlafen will? Gibt es hier auch Frauen?«
    Gegen ihren Willen musste sie lachen.
    »Ja, eine«, informierte sie ihn, nun ein wenig freundlicher, und biss sich auf die Zunge. »Außer mir natürlich. Eine Psychologin. Rosanna. Aber sie kommt erst morgen zurück.« Rosanna, die bei der Münchner Polizei arbeitete, war in Köln auf irgendeinem Fachkongress.
    »Ich habe hier nur ein Zimmer«, betonte Marlene.
    »Verstehe.« Er lehnte sich lässig an die Spüle, als sei das weiter kein Problem. »Aber hier gibt es doch bestimmt eine Couch.«
    »Na ja«, wich sie aus, »nun … im Wohnzimmer.«
    Valentins Gesichtsausdruck, als sie die Tür öffnete und Licht machte, entschädigte sie für vieles. Der Raum sah noch schlimmer aus als vor ihrer Abreise. Sollte das Parkett nicht längst abgeschliffen sein? Wie es aussah, war das nicht geschehen, und auch die Wände hatten keine Farbe gesehen.
    »Das ist unsere Luxussuite.« Es gelang ihr nicht, die Häme in ihrer Stimme zu unterdrücken. »Hoffentlich sind Sie zufrieden.«
    Einen Moment lang wirkte Valentin tatsächlich irritiert, als er sich in dem stickigen Zimmer umsah. Die Möbel waren von der Wand abgerückt, und Kartons mit dem Inhalt der Schränke standen überall im Weg herum. An einer freien Wand waren Teile der Tapete bereits abgekratzt worden, und auf dem vollkommen zugestellten Wohnzimmertisch stapelten sich Pizzakartons zwischen leeren Bierflaschen. Der Geruch von Staub, abgestandenem Alkohol und Essensresten war gewöhnungsbedürftig, doch das Fenster, das auf einen kleinen Balkon hinausging, war mit allerlei Zeug zugestellt und ließ sich nicht
öffnen. In dieser Rumpelkammer hätte sie noch nicht einmal ein Meerschweinchen einquartiert, doch für die Unterbringung ungeliebter Ehemänner war die Umgebung sicher adäquat.
    »Wir sind bemüht, Ihnen den Aufenthalt bei uns so angenehm wie möglich zu machen«, säuselte Marlene, während Valentin umständlich mit der Isomatte herumhantierte, die sie ihm gegeben hatte. Natürlich hätte sich auch die ausklappbare Gästematratze auftreiben lassen. Doch wozu die Umstände? Er konnte ebenso gut auf dem harten Boden schlafen. Mit Genugtuung registrierte sie, dass es kaum eine Stelle gab, an der er sich lang ausstrecken konnte. Zögernd entschied er sich, hinter den schweren Bauernschrank zu kriechen, um dort sein Schlaflager zu errichten. Der Spalt bis zur Wand war kaum breit genug, um hinein- und wieder herauszukommen.
    »Dann … also … angenehme Nachtruhe.« Sie löschte das Licht.
    »Da wäre noch etwas.« Sie knipste das Licht wieder an. »Denk schon mal darüber nach, wie ich deine Anwesenheit gegenüber meinen Mitbewohnern erklären soll.«
    Sie sah ihn nicht, sondern konnte nur seine leisen Atemzüge hören und wusste, dass von ihm keine Hilfe zu erwarten war.
    »Dir wird schon etwas einfallen«, gab er gähnend von sich, und sie schloss die Tür.
    Natürlich. Ihr würde schon etwas einfallen. Das war immer so gewesen. Hatte sie nicht gerade einen Fremden geheiratet? Da würde ja wohl niemand behaupten, sie habe keine Fantasie. »Die Ehe ist der Versuch, zu zweit mit den Problemen fertig zu werden, die man allein niemals gehabt hätte.« An dem Spruch war wirklich was dran.

Kapitel sieben
    Als Valentin gegen Mittag erwachte, schmerzten ihm sämtliche Glieder. Kein Wunder, nach der Nacht hinter dem Schrankungetüm. Trotzdem war er der Meinung, schon lange nicht mehr so gut geschlafen zu haben. Nachdem er seinen Körper gestreckt hatte, rollte er die Isomatte auf und legte seinen Schlafsack ordentlich gefaltet daneben. Erst dann fühlte er sich stark genug, das Theater weiterzuspielen, das sich bis auf Weiteres sein Leben nannte.
    Leise öffnete er die Tür und spähte vorsichtig in den Flur. Weit und breit war niemand zu sehen, und er schlüpfte in die

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