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Vergiss es Baby - Roman

Vergiss es Baby - Roman

Titel: Vergiss es Baby - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Sanders
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er gestern Nacht flüchtig gesehen hatte. Marlenes Mitbewohner. Oder Lover. Oder beides? Wer kannte sich da schon aus.
    Florians Stimme klang gestelzt, und das übertriebene Getue, mit dem er Valentins Hand länger als nötig drückte, war ebenfalls gewöhnungsbedürftig.
    »Valentin«, stellte er sich artig vor.
    »Ein Farbklecks«, fuhr Florian fort, »und dein atmungsaktives Supershirt ist hin. Hast du nix anderes? Etwas Robustes?«
    Nach der Intensität von Florians Blicken zu urteilen, die über seinen Oberkörper wanderten, zog sein Outfit deutlich mehr Aufmerksamkeit auf sich, als ihm lieb war. Dabei hatte er doch nur vorgehabt, sich möglichst unauffällig zu kleiden.
    »Ich fahre gleich ins Gartencenter«, ließ Florian ihn wissen und öffnete eine schmale Tür, die sich als der Eingang eines begehbaren Kleiderschranks entpuppte. »Soll ich dich mitnehmen?«
    Valentin war verwirrt. Wo war nur Marlene? Sie hätte die Situation längst gerettet und ihm aus der Patsche geholfen. Eine frischgebackene Ehefrau verhielt sich doch so! Oder etwa nicht?
    »Was soll ich da?«, fragte er Florian vorsichtig, der ein groß kariertes Flanellhemd und eine schwarze Cordhose aus der Kammer zog.
    »Nebenan ist ein Baumarkt«, gab Florian zurück, als sei diese Tatsache Erklärung genug, und warf ihm die Klamotten zu.
    »Besser, du ziehst das hier an. Ist vielleicht ein bisschen groß«, er zwinkerte Valentin zu, »aber die Sachen werden dir bestimmt gut stehen.«

    Inzwischen war Valentin alles recht.
    Nur wenig später war er umgezogen. Als er in der Aufmachung eines kanadischen Holzfällers, der sich als Clown verkleidet hatte, zu Florian in einen klapprigen Lieferwagen stieg, fühlte er sich nicht zum ersten Mal an diesem Tag wie im falschen Film.
     
     
    »Wenn Sie beim Preis ein wenig runtergehen, dann kommen wir sicher ins Geschäft.«
    Natürlich kam ein Rabatt nicht in Frage. Trotzdem tat Marlene so, als denke sie ernsthaft über den indiskutablen Vorschlag ihres besten Kunden nach. Angestrengt legte sie die Stirn in Falten und gab Fantasiezahlen in ihr Notebook ein, bevor sie, Bedauern heuchelnd, den Kopf schüttelte.
    »Da lässt sich nichts machen. Selbst bei diesem Auftragsvolumen nicht. Unsere Preise sind äußerst knapp kalkuliert.« Sie lächelte ihr routiniertes Businesslächeln. »Und unter dem Einkaufspreis können wir schließlich nicht verkaufen.«
    »Aber ich plane in den Sommermonaten eine Sonderaktion.« Ihr Gegenüber, der Chef der »Auer Stuben« geriet erwartungsgemäß in Rage. »Von Juni bis September. Mittags kein Gericht über fünf Euro, vom Salat bis zum Hauptgang und das bei gleicher Qualität und Menge. Das ist eine reine PR-Aktion, an der ich absolut nichts verdiene. Verstehen Sie? Nichts! Den Preis kann ich meinen Gästen nur bieten, wenn meine Lieferanten mitziehen.«
    Im Schatten einer Kastanie, die sich gerade anschickte, aus ihren Zweigen zartes Grün sprießen zu lassen, saßen sie draußen im Biergarten und diskutierten über die nächste Lieferung. Obwohl
das Restaurant erst in gut einer Stunde öffnete, gab es den einen oder anderen Besucher, der sich bereits jetzt, mit einer Tageszeitung bewaffnet, ein lauschiges Plätzchen sicherte.
    Ungeduldig rutschte Marlene auf der harten Bierbank hin und her und nahm einen großen Schluck von ihrer Apfelschorle.
    »Gestern hatte ich ein Gespräch mit Mayrhofer.« Die Erwähnung der Konkurrenz ließ Marlene aufhorchen. Trotzdem schaffte sie es, sich nichts anmerken zu lassen, und setzte eine unbeteiligte Miene auf.
    Natürlich kannte sie die wenigen Anbieter, die es an Sortiment und Qualität mit Öttken aufnehmen konnten, nur zu gut. Mayrhofer hatte nicht nur die innovativeren Speisen, sondern auch die günstigeren Preise. Die Knödel, mit geröstetem Weißbrot gefüllt oder mit Kümmel, Knoblauch oder Kräutern verfeinert, waren ein echter Hit und hatten in vielen bayrischen Gaststätten die geschmacklose Kartoffelpampe als Beilage zu Schweinsbraten und Haxen längst abgelöst.
    »Kann Ihnen Mayrhofer auch die gleichen Lieferkonditionen bieten?«
    Damit hatte sie ihn in der Tasche. Mayrhofer bekam trotz seines überzeugenden Sortiments die Logistik nicht in den Griff. Im Gegensatz zu Öttken. Die konnten auch in einer akuten Notsituation wie fehlende Speisen oder leere Bierfässer meist innerhalb einer Stunde liefern.
    »Frau Dittrich.« Im Gesicht ihres Verhandlungspartners spiegelte sich Resignation. »Bitte tun Sie mir das nicht an. Sie

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