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Vergiss es Baby - Roman

Vergiss es Baby - Roman

Titel: Vergiss es Baby - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Sanders
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Hände zu haben. Er gab sich zwei, bestenfalls drei Stunden.
    Eine Weile arbeitete er ohne Unterbrechung, was ihn erstaun te, denn Renovierungsarbeiten rangierten auf seiner Liste verabscheuungswürdiger
Tätigkeiten noch vor Discobesuchen mit seinen Mannschaftskollegen.
    Erstaunlicherweise machte ihm die Arbeit Spaß, auch wenn sie ihm alles andere als leicht von der Hand ging. Obwohl er mittags begonnen hatte, war am späten Nachmittag gerade einmal eine Wand gestrichen.
    Draußen zog ein Gewitter auf, begleitet von prasselndem Regen. Das gleichmäßige Plätschern der Tropfen gegen die Scheiben machte ihn schläfrig.
    Als er beschloss, Pause zu machen und sich einen Kaffee zu gönnen, sah er Rosanna mit einer Flasche Bier im Türrahmen stehen. Irgendetwas an ihrer betont lässigen Haltung sagte ihm, dass sie schon länger dort gestanden hatte. Von ihrem Posten aus betrachtete sie stirnrunzelnd den Vorsprung unterhalb der Jalousie.
    »Du hättest sorgfältiger abkleben müssen«, meinte sie kopfschüttelnd und blickte nach oben.
    Jetzt sah er es auch. In seinem Bemühen, die Farbe gleichmäßig zu verteilen, hatte er auch die Zimmerdecke mit Klecksen bedacht. Nun würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als sie später ebenfalls zu streichen.
    »Außerdem«, fuhr Rosanna fort, »hat der Boden was abbekommen. Schon mal etwas von Plastikplanen gehört?«
    »Aber der wird doch sowieso noch gemacht«, verteidigte sich Valentin, was Rosanna zu besänftigen schien.
    »Willste auch eins?« Als Zeichen der Versöhnung deutete sie auf die Flasche.
    Er trank gewöhnlich keinen Alkohol. Einerseits.
    »Eigentlich …«, druckste er herum, während Rosanna ihn erwartungsvoll
ansah. Andererseits hatte er gerade in letzter Zeit eine Menge Ausnahmen gemacht. Außerdem war er Handwerker. Im Moment zumindest.
    »Gerne«, brachte er nicht gerade überzeugend hervor. Sie verschwand in der Küche und hielt ihm wenig später eine eiskalte Flasche hin, deren Inhalt von Schlieren durchzogen war. Offensichtlich wurde das Bier im Gefrierfach schnellgekühlt.
    »Hast du einen Öffner?«
    »Kann schon sein.« Ihr Blick verriet, wie gespannt sie auf seine Reaktion war. Hatte Marlene nicht gesagt, sie sei Psychologin? Wahrscheinlich war ihr gesteigertes Interesse an seiner Person beruflich motiviert. Bestimmt würde sie ihn einfach so lange beobachten, bis er ein Problem bekam und er ihre Hilfe nötig hatte.
    »Ich habe ihn irgendwo hingelegt, finde ihn aber gerade nicht.«
    »Aha.« Sie fixierte ihn noch immer. Dabei legte sie den Kopf schief, als sei sie sich über die Schwere seines Falls noch nicht ganz im Klaren. Ob er ihr bekannt vorkam und sie nur nicht wusste, wo sie ihn schon einmal gesehen hatte? Als sie ihm das Feuerzeug reichte, zitterten seine Hände, während er überlegte, wie er reagieren sollte. Fast hätte er gefragt, was er damit anfangen sollte. Nachdenklich betrachtete er es, bis er sich an die Sache mit der Hebelwirkung erinnerte. Bei dem Versuch, die Flasche zu öffnen, brach er sich fast die Hand, bevor sich endlich der Kronkorken löste.
    Er nahm einen vorsichtigen Schluck und beobachtete Rosanna aus den Augenwinkeln, die wieder lässig im Türrahmen lehnte. Sie lächelte noch immer.

    »Nicht schlecht«, meinte sie. »Du scheinst ja jede Menge Power zu haben.«
    Wollte sie ihn auf den Arm nehmen? Es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie vorschlug, er möge doch bitte in ihrer Praxis vorbeischauen. Am besten gleich dreimal die Woche. Der prüfende Blick, der abschätzend an seinem Körper herunterglitt, traf ihn wie tausend Nadeln, und er wurde noch ein bisschen nervöser.
    »Gehst du schwimmen? Oder was machst du für Sport? Trainierst du regelmäßig? Wie oft? Wie lange hast du gebraucht, deinen Körper so zu definieren?«
    Eine Menge Fragen. Bislang hatte er immer angenommen, Psychologen hielten sich zurück, und es sei an ihren Patienten sich verbal zu verausgaben. Aber Rosanna schien eine andere Richtung zu vertreten.
    »Ich kann machen, was ich will«, fuhr sie fort, ohne auf eine Antwort zu warten. »Ich renne dreimal die Woche ins Studio und rackere mich an den Maschinen ab. Aber ich lege nicht zu. Schau her«, sie spannte ihren Bizeps, »nichts. Meinst du, ich sollte es einmal mit Eiweißdrinks versuchen?«
    Frauen! Rosanna war klein und zierlich. Warum also träumte sie davon, klein und kompakt durchs Leben zu gehen? Was brachte ihr das ein? Valentin hatte nie verstanden, warum Frauen so viel Zeit darauf

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