Vergiss es Baby - Roman
Warengruppe verfügt über eine vergleichbare Vielfalt.«
»Vielleicht können Sie mir dann verraten, warum der Käse, trotz seiner Vielfalt, immer klumpt, wenn ich eine Soße zu meinen Spaghetti machen will? Egal, welche Sorte ich nehme, ich habe noch nie eine gleichmäßige, sämige Konsistenz hinbekommen. Zumindest nicht bei Hartkäse.«
»Es geht nur, wenn die Sahne oder die Milch, die Sie verwenden, die richtige Temperatur hat. Sie darf nicht zu heiß sein, sonst klumpt alles, zu kalt natürlich auch nicht, dann schmilzt nichts. Außerdem heißt es rühren, rühren, rühren. Am
besten mit einem Schneebesen. Es geht aber auch unkomplizierter, indem Sie Fertigsoßen verwenden. Das ist wirklich praktisch.«
»Fertigsoßen? Aber ich bitte Sie! Das schmeckt doch nun wirklich nicht. Ich bin leidenschaftlicher Hobbykoch, müssen Sie wissen. Fertigsoßen kommen mir nicht in die Küche!«
Endlich bewegte sich das Gespräch in die richtige Richtung. Käse war zwar nicht ganz das Thema ihres Anrufs gewesen, aber was machte das schon? Eine Kaufentscheidung wurde emotional getroffen, wenn die Atmosphäre stimmte. Das wusste doch jedes Kind.
»Lassen Sie sich vom Gegenteil überzeugen! Gerne stelle ich Ihnen bei einem persönlichen Termin eine Auswahl von Fertigsoßen vor. Natürlich kostenlos und unverbindlich. Wie wäre es …«, sie blätterte in ihrem Terminkalender, »nächsten Mittwoch um zehn?«
»Frau Dittrich! Habe ich Sie richtig verstanden?« Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang überrascht. »Wollen Sie wirklich aus München anreisen, um mich Fertigsoßen probieren zu lassen?«
Warum nicht? Das war doch ein hervorragender Einstieg! Bei Nudeln mit Käsesoße und einem guten Tropfen könnte sie geschickt auf das Thema Fußball, Verein und Valentin Balakev zu sprechen zu kommen.
»Dafür wollen Sie extra nach Bremen fahren?«
Bremen? Marlene zuckte zusammen. Wieso Bremen? Telefonierte sie nicht mit dem 1. FC Nürnberg? Nervös starrte sie auf ihre Adressenliste. Werder Bremen kam nach Nürnberg. Sie war in der Zeile verrutscht! Hilfe! HILFE!
»Ich muss ehrlich zugeben, Ihr Engagement rührt mich.«
Wie nett. Aber davon bekam sie leider auch keinen Termin.
»Ich möchte Ihnen deshalb einen Vorschlag machen: Schicken Sie mir doch einfach das Material über Herrn Balakev zu. Auch DVDs, wenn Sie haben. Unsere Trainer werden sich den Jungen gerne mal ansehen. Vielleicht laden wir ihn anschlie ßend zu einem Probetraining ein.«
Einen Moment lang war Marlene sprachlos, während der Kerl, laut Liste Klaus Allert, Geschäftsführer, ihr die Anschrift diktierte. Eifrig schrieb sie mit, bevor sie sich höflich verabschiedete.
»Ach, da wäre noch etwas, Frau Dittrich«, Marlene war ganz Ohr. »Wenn Sie mir die Infos schicken: Legen Sie ein Päckchen dieser verdammten Fertigsoße dazu!«
Kapitel achtzehn
Morgen war also der große Tag. Um elf Uhr fand im Hotel Marriott ein Pressefrühstück statt. Dazu hatte Marlene Medienvertreter des »Kick it«, der »90 Minuten« sowie ausgewählte Vertreter der Tagespresse gebeten. Valentin würde allen, die nach seiner Präsenz dürsteten, die Ehre erweisen. Die Boulevardpresse war ebenfalls geladen, damit bei dem ganzen Zirkus der Spaß nicht zu kurz kam.
Anschließend stand ein Meeting mit dem mysteriösen Vito in der Lobby des Hotels an. Er hatte sich tatsächlich umgehend auf ihre Mail hin gemeldet. Wenn sie nur daran dachte, schlotterten ihr schon die Knie. Aber morgen war immer noch Zeit genug, in Panik auszubrechen.
Jetzt, wo die Dinge ganz nach Plan liefen, leistete sie es sich endlich, ihr Handy auszuschalten. Dann ging sie ins Bad, duschte und stellte sich anschließend vor den Spiegel, um ihre Haare zu fönen. Als sie gerade das Make-up auftrug, klingelte es. In Unterwäsche, ein riesiges Badehandtuch um den Körper geschlungen, öffnete sie die Tür.
»Frau Dittrich?« Das Gesicht des Boten wurde von einem riesigen Blumenstrauß verdeckt. Weiße Lilien mischten sich mit roten und gelben Rosen, die mit Grünzeug aufgepeppt waren, um dem Strauß das nötige Volumen zu geben.
»Für Sie!«
Wer schickte ihr Blumen? Die Telekom? Das wäre eine nette Geste. Dummerweise hatte sie es versäumt, sich um eine Telefonflatrate zu kümmern. Ihre Rechnung musste inzwischen astronomische Höhen erreicht haben.
Oder Valentin? Der war im »Salon Annika«, wo sich die Chefin, nachdem Marlene sie entsprechend instruiert hatte, höchstpersönlich um seine Haare
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